Endometriose | Spezialisten und Informationen

21.06.2022

Bei Endometriose handelt es sich um eine gutartige, aber oftmals schmerzhafte chronische Frauenkrankheit. Sie ist durch Wucherungen von Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutterhöhle gekennzeichnet. Die Erkrankung stellt einen der häufigsten Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch dar

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Endometriosespezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: N80

Empfohlene Endometriosespezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist Endometriose? Gutartige Wucherungen von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Diese chronische Erkrankung ist für Betroffene häufig sehr schmerzhaft und kann Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch sein.
  • Formen: Unterscheidung nach dem Ort ihres Auftretens. Endometrioseherde können innerhalb und außerhalb der Gebärmutter sowie an Nachbarorganen der Gebärmutter auftreten.
  • Häufigkeit: Betroffen sind ausschließlich Frauen im gebärfähigen Alter. Schätzungweise leiden 7 - 15 % dieser Frauen an der Erkrankung. In Deutschland leben somit zwei bis sechs Millionen Frauen mit Endometriose.
  • Ursachen: Die Ursachen sind bislang unbekannt. Möglicherweise werden unreife Zellen fälschlicherweise zur Umwandlung in Gebärmutterschleimhaut angeregt. Auch die Verschleppung von Zellen aus der Gebärmutter heraus könnte eine Ursache sein.
  • Symptome: Oftmals bleibt eine Endometriose ohne Beschwerden. Typische Symptome treten kurz vor oder während der Monatsblutung auf: Starke Unterleibsschmerzen, Krämpfe, Blutungsstörungen sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.
  • Diagnose: Eine gynäkologische Untersuchung, bildgebende Verfahren (Ultraschall, CT und MRT) sowie eine Gewebeuntersuchung können Aufschluss geben.
  • Behandlung: Eine Behandlung ist nur erforderlich, wenn Beschwerden auftreten. Wenn nötig werden im Rahmen der Endometriose-Therapie die Wucherungen entfernt.

Artikelübersicht

Was ist Endometriose?

Endometriose ist eine gutartige, aber oftmals schmerzhafte chronische Frauenkrankheit. Dabei bilden sich außerhalb der Gebärmutterhöhle Wucherungen von Gebärmutterschleimhaut (Endometrium).

Diese gutartigen Gebärmutterschleimhautwucherungen, die als Endometrioseherde bezeichnet werden, treten meist im Unterleib auf, etwa an

Sie können prinzipiell auch andere Organe im weiblichen Körper befallen, beispielsweise die Lunge.

Je nachdem wie stark die Endometriose ausgeprägt ist, können die Wucherungen lediglich stecknadelkopfgroß sein. Es können sich aber auch größere, blutgefüllte Zysten bilden, die mitunter zu Verklebungen der Eileiter und Eierstöcke führen.

Anders als die Gebärmutterschleimhaut in der Gebärmutter, die über die Scheide abgestoßen wird, bleiben bei Endometrioseherden Rückstände im Körper. Sie können zu Verwachsungen und Entzündungen führen. Betroffene Frauen leiden daher oftmals unter unerfülltem Kinderwunsch.

Endometriose

An diesen Stellen treten häufig Endometrioseherde auf © Henrie | AdobeStock

Formen der Endometriose

Je nachdem, an welchen Organen die für die Endometriose typischen Gebärmutterschleimhautwucherungen auftreten, werden drei verschiedene Formen der Erkrankung unterschieden:

  • Endometriosis genitalis interna (innere genitale Endometriose)
  • Endometriosis genitalis externa (äußere genitale Endometriose)
  • Endometriosis extragenitalis (extragenitale Endometriose).

Bei der Endometriosis genitalis interna treten die Wucherungen innerhalb der Gebärmuttermuskulatur auf.

Bei der Endometriosis genitalis extrena sind die Genitalbereiche außerhalb der Gebärmutter von Wucherungen betroffen. So treten die Endometrioseherde bei dieser Form der Erkrankung etwa an

  • der äußeren Gebärmutterwand,
  • am Bandapparat der Gebärmutter,
  • in den Eierstöcken,
  • in den Eileitern,
  • im sogenannten Douglas-Raum zwischen Mastdarm und Gebärmutter sowie
  • an der Scheide

auf.

Bei der Endometriosis extragenitalis sind die Nachbarorgane der Gebärmutter von Gebärmutterschleimhautwucherungen befallen. Betroffen können sein:

  • der Darm,
  • die Harnblase, oder auch
  • Organe außerhalb des kleinen Beckens, beispielsweise die Lunge. Diese Form der Endometriose ist allerdings extrem selten.

Häufigkeit der Endometriose

Schätzungen zufolge leiden zwischen 7 und 15 Prozent aller Frauen im geschlechtsreifen Alter an einer Endometriose. Nach Myomen stellt die Endometriose damit die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung dar.

Insgesamt sind in Deutschland zwischen 2 bis 6 Millionen Frauen von einer Endometriose betroffen. Mehr als 30.000 Frauen erkranken jedes Jahr neu an dieser gynäkologischen Krankheit. Da die Endometriose vom Hormonzyklus der Frau abhängig ist, tritt sie hauptsächlich bei Frauen zwischen dem 20. und 40 Lebensjahr auf. Mit dem Beginn der Wechseljahre verschwinden die Beschwerden in den meisten Fällen wieder.

Endometriose ist außerdem einer der häufigsten Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch.

Schwangerschaftstest

Viele Frauen mit Endometriose bleiben ungewollt kinderlos © zinkevych | AdobeStock

Ursachen und Risikofaktoren der Endometriose

Wodurch die Endometriose verursacht wird, ist bislang trotz intensiver Forschung nicht geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Theorien, die zu erklären versuchen, wie es zu Gebärmutterschleimhautwucherungen außerhalb der Gebärmutterhöhle kommen kann. Hierzu gehören die Theorie der Gewebeveränderung sowie die Theorie der Verschleppung.

Die Theorie der Gewebeveränderung geht davon aus, dass die Wucherungen durch die Umwandlung einer Gewebe- oder Zellart in eine andere entstehen. Im Falle der Endometriose wandeln sich bei diesem Vorgang (sogenannte Metaplasie) der Theorie zufolge unreife Körperzellen in Zellen der Gebärmutterschleimhaut um.

Die Theorie der Verschleppung geht davon aus, dass Zellen der Gebärmutterschleimhaut über die Blut- oder Lymphgefäße oder durch operative Eingriffe aus der Gebärmutter in andere Bereiche des Körpers gelangen.

Symptome der Endometriose

Je nach Lage und Ausprägungsgrad kann eine Endometriose verschiedene Beschwerden verursachen. Häufig treten jahrelang gar keine Symptome auf, so dass die Endometriose in vielen Fällen lange Zeit unentdeckt bleibt. Ob, wann und mit welchen Symptomen eine Endometriose sich schließlich äußert, hängt hauptsächlich vom Menstruationszyklus der Frau und der Lokalisation der Wucherungen ab.

Zu den typischen Symptomen der Endometriose gehören unter anderem

  • starke Unterleibsschmerzen und Krämpfe,
  • Blutungsstörungen,
  • ein aufgeblähter Bauch und
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Menstruationsschmerzen

Häufig verursacht Endometriose sehr starke Schmerzen während der Menstruation © Pixel-Shot | AdobeStock

Da die Endometrioseherde von den hormonellen Veränderungen während des weiblichen Menstruationszyklus beeinflusst werden, treten diese Symptome meist kurz vor oder während der Regelblutung auf.

Befinden sich Endometrioseherde in der Bauchfellhöhle zwischen Darm und Gebärmutter, können Kreuzschmerzen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten.

Bei Gebärmutterschleimhautwucherungen in der Blase oder im Darm kommt es unter anderem zu Symptomen wie

  • Blut im Urin,
  • Blut im Stuhl,
  • Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang und
  • Entleerungsstörungen.

Darüber hinaus kann eine Endometriose für einen unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich sein.

Diagnose der Endometriose

Besteht Verdacht auf Endometriose, findet zunächst ein Anamnesegespräch statt. Dabei befragt der Arzt die Patientin zu ihren Beschwerden. Anschließend führt der Arzt eine gynäkologische Untersuchung durch. Er ertastet dabei die Größe, Lage und Beweglichkeit der inneren Geschlechtsorgane. Auf diese Weise kann er feststellen, ob in der Scheide, am Gebärmutterhals oder an den Eierstöcken Gebärmutterschleimhautwucherungen vorliegen.

Zur weiteren Endometriose-Diagnostik können bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen, etwa

  • eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) durch die Scheide,
  • eine Magnetresonanztomographie (MRT) und
  • eine Computertomographie (CT).

Mithilfe dieser Untersuchungen lässt sich das Ausmaß der Wucherungen und Organveränderungen feststellen.

Um eine Endometriose eindeutig zu diagnostizieren, ist eine feingewebliche Untersuchung der Wucherungen notwendig. Während einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) können Gewebeproben der Wucherungen für eine anschließende mikroskopische Untersuchung entnommen werden.

Behandlung der Endometriose

Da die Ursache für eine Endometriose bislang nicht geklärt ist, kann sie auch nicht zielführend und abschließend behandelt werden. Eine Endometriose-Therapie soll daher die Wucherungen entfernen bzw. sie verringern und die Beschwerden der Patientin lindern. Hierfür stehen mit der Endometriose-OP und der medikamentösen Therapie prinzipiell zwei verschiedene Therapieverfahren zur Verfügung.

Die OP erfolgt meist minimal-invasiv im Rahmen einer Bauchspiegelung. Ziel ist, möglichst viele Endometrioseherde auszuschneiden oder sie mittels Laserstrahlen zu zerstören. Eine Gebärmutterentfernung behebt die Beschwerden nachhaltig, allerdings ist eine Schwangerschaft danach nicht mehr möglich, so dass das Verfahren nur bei abgeschlossener Familienplanung infrage kommt.

Der modernste medikamentöse Ansatz ist das auch in der Behandlung von Myomen verwendete Ulipristalacetat. Gegen die auftretenden Schmerzen erhält die Patientin Schmerzmittel. Eine langfristige Hormonbehandlung mit einer Östrogen-Gestagen-Kombination (Antibaby-Pille) führt durch die Rückbildung von Gebärmutterschleimhaut ebenfalls zu Schmerzlinderung.

Antibaby-Pille

Bestimmte Präparate der Antibaby-Pille führen für die Dauer der Behandlung zu einer Besserung der Beschwerden © zenstock | AdobeStock

Ob eine Therapie notwendig ist und welche Behandlungsmethode zum Einsatz kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter

  • dem Ausmaß der Beschwerden,
  • der Lokalisation der Gebärmutterschleimhautwucherungen sowie
  • dem Alter und Kinderwunsch der betroffenen Frau.

Eine Kombination aus medikamentöser und operativer Behandlung kann die Chancen einer Kinderwunschbehandlung erhöhen.

Prognose bei Endometriose

Endometriose ist keine lebensbedrohliche oder tödliche Erkrankung und muss nicht zwingend behandelt werden. Verursacht die Endometriose keine Beschwerden, beeinträchtigt sie weder die Lebensqualität noch die Lebenserwartung der Patientin.

Eine Vorhersage des Krankheitsverlaufes ist nicht möglich. Bei manchen Frauen entwickeln sich die Endometrioseherde spontan zurück.

Durch eine Behandlung bessern sich die Beschwerden häufig, doch nach dem Absetzen der Medikamente kehren sie nach einiger Zeit oft wieder zurück (hohe Rezidivrate). Auch eine OP verspricht oft keine vollständige Heilung: Bei bis zu 80 % aller behandelten Frauen bilden sich später erneut Endometrioseherde.

Mit Beginn der Wechseljahre und dem damit verbundenen Ausbleiben der Regelblutung verschwindet bei vielen Frauen die Erkrankung ganz oder die Beschwerden schwächen sich deutlich ab.

Spezialisten für die Endometriose-Behandlung

Endometriose-Spezialisten sind hochqualifizierte Fachärzte für Gynäkologie, die auf die ganzheitliche Versorgung von Patientinnen spezialisiert sind, die unter gutartigen, aber schmerzhaften Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter leiden.

Als Endometriose-Spezialisten verfügen diese Fachärzte nachweislich über eine große Kompetenz und Erfahrung im Bereich der Diagnostik und Therapie der Endometriose. Dabei halten Endometriose-Spezialisten stets die von Fachgesellschaften definierten strengen Qualitätskriterien und Richtlinien für die Endometriose-Behandlung ein und arbeiten fachübergreifend mit den Fachärzten weiterer beteiligter medizinischer Fachbereiche zusammen.

Endometriose-Spezialisten verschiedener medizinischer Fachbereiche

Aufgrund ihrer besonderen Qualifikationen sind Endometriose-Spezialisten insbesondere in zertifizierten Endometriosezentren anzutreffen. Das sind medizinische Einrichtungen, die im Rahmen des seit 2005 gemeinsam von der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. (EVD), der Stiftung Endometriose-Forschung (SEF) und der Europäischen Endometriose-Liga (EEL) angebotenen Zertifizierungsverfahrens für Endometriosezentren das Qualitätssiegel „Zertifiziertes Endometriosezentrum“ verliehen bekommen haben.

Um garantieren zu können, dass betroffene Patientinnen in allen Phasen ihrer Erkrankung umfassend und optimal versorgt werden und eine auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmte Therapie erhalten, ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten Fachärzte aus den unterschiedlichen medizinischen Fachbereichen notwendig. Diese fachübergreifende Zusammenarbeit kann am besten in zertifizierten Endometriosezentren umgesetzt werden. Dort sind neben Endometriose-Spezialisten aus den Fachbereichen Gynäkologie und Urologie unter anderem auch Schmerztherapeuten, Reproduktionsmediziner, Radiologen, Pathologen, Abdominalchirurgen und Psychosomatiker tätig.

Quellen

  • Patienteninformation nach der fachärztlichen Leitlinie zu Endometriose: https://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/Leitlinien/015_D_Ges_fuer_Gynaekologie_und_Geburtshilfe/015-045ki_S2k_Diagnostik_Therapie_Endometriose_2018-11.pdf (2018)
  • Leitlinie "Endometriose: Diagnostik und Therapie" der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG): https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-045l_S2k_Diagnostik_Therapie_Endometriose_2013-10-abgelaufen.pdf (2018)
  • Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.: dggg.de
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