Dysgnathie - Spezialisten und Informationen

Leading Medicine Guide Redaktion
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Als Dysgnathien (von griechisch dys-: miss- und gnathos: Kiefer) bezeichnet man eine Reihe von Fehlbildungen im Bereich des Kiefers, der Zähne und des Kinns. Kieferfehlstellungen werden von den Betroffenen in der Regel als erheblicher Schönheitsmakel empfunden und wirken sich negativ auf das Selbstbewusstsein aus. Aus diesem Grund werden zumeist schon frühzeitig Maßnahmen ergriffen, um der Dysgnathie entgegenzuwirken.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Dysgnathie-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: K07

Empfohlene Dysgnathie-Spezialisten

Artikelübersicht

Verwachsungen im Kieferbereich sind meist die Folge einer genetischen Veranlagung. Der Kreuzbiss tritt beispielsweise gehäuft in Familien auf und wird oftmals von der Eltern- an die Kindergeneration vererbt.

Arten von Dysgnathien

Grundsätzlich wird zwischen einer Prognathie und einer Retrognathie unterschieden.

Bei der Prognathie ist der Unterkiefer so markant, dass er den Oberkiefer überragt und aus dem Gesicht hervorsteht. In besonderen Fällen ist die untere Zahnreihe so prominent (ausgeprägt), dass sie beim Mundschluss vor der oberen Zahnreihe positioniert ist. Kinn und Unterlippe nehmen eine exponierte Stellung ein.

Bulldogunderbite

Im Falle einer Retrognathie flieht das Kinn nach hinten, weil der Unterkiefer hinter dem Oberkiefer zurücktritt. Die Oberlippe und der Oberkiefer springen hervor, weshalb die Zahnreihen beim Mundschluss nicht aufeinanderpassen. Die obere Zahnreihe ragt im Vergleich zur unteren weit hervor.

Beschwerden bei Dysgnathie

Dysgnathien wirken sich sowohl auf das seelische als auch auf das körperliche Wohlbefinden von Betroffenen aus. Die häufigsten Beschwerden sind Probleme bei der Kauleistung des Kiefers. Es fällt schwer, feste Nahrung zu zerkauen. Viele Betroffene leiden auch unter Schmerzen beim Kauen. Oftmals passen die Ober- und die Unterreihe der Zähne nicht aufeinander, sodass der Kiefer für eine befriedigende Kauleistung verrenkt werden muss. Dies zieht Zerrungen und Belastungsschmerzen im Gesichtsbereich nach sich, die nicht selten auch zu Kopfschmerzen führen.

Ein vor allem in der Jugend eventuell noch größeres Problem besteht in der Auswirkung von Dysgnathien auf das Selbstwertgefühl. Betroffene fühlen sich häufig hässlich und minderwertig gegenüber ihren Mitmenschen. Sie schämen sich für ihr verschobenes Kinn und ihr Lächeln. In vielen Fällen kommt es zu einer sozialen Isolation, die aus Scham oftmals selbst herbeigeführt wird. Generell leiden die Betroffenen unter der tatsächlichen oder vermuteten sozialen Ächtung durch ihre Mitmenschen. Der psychische Leidensdruck bei Dysgnathien ist daher sehr hoch.

Langfristig können Kieferfehlstellungen aber auch ernsthafte körperliche Folgen nach sich ziehen. Eine fortschreitende Verwachsung ist möglich, sodass die Schmerzen mit der Zeit immer schlimmer werden. Außerdem erzeugt der hohe Aufwand beim Kauen und Sprechen einen übermäßigen Druck auf den Zahnhalteapparat. Aus diesem Grund ist auch ein frühzeitiger Verlust der Zähne nicht auszuschließen.

Schritte zu einer Korrektur der Dysgnathie

Zuallererst sollten Betroffene einen Kieferorthopäden aufsuchen. Dieser verschafft sich bei einer Erstuntersuchung mittels Kieferabdrücken und gegebenenfalls durch eine Röntgenuntersuchung des Kopfes einen Überblick über die Lage.

Normalerweise behandelt der Kieferorthopäde Kieferfehlstellungen mit einer Zahnspange, die Kiefer und Zähne in eine günstigere Form bringen soll. Bei einer echten Dysgnathie handelt es sich jedoch um eine Abweichung in der Knochenstellung, sodass eine kieferorthopädische Betreuung oftmals nicht ausreicht. Daher liegt in vielen Fällen eine Überweisung zum Kieferchirurgen nahe.

Die Kieferchirurgie befasst sich mit der chirurgischen Korrektur von Fehlstellungen. Hierbei werden im Vorfeld weitere professionelle Untersuchungen wie das DVT-Röntgen (dreidimensionales bildgebendes Verfahren) angewendet. Darauf basierend entwickelt der Kieferchirurg einen Plan zur chirurgischen Korrektur der Fehlstellung, bei welcher der Kiefer im Rahmen einer Anpassung in einen funktionalen und ästhetischen Zustand gebracht wird.

Behandlungsmethoden bei der Dysgnathie

Wenn die Fehlstellung des Kiefers ausschließlich mit der Stellung der Zähne zusammenhängt, reicht eine kieferorthopädische Behandlung in den meisten Fällen aus. Mithilfe von Zahnspangen und Brackets (Befestigungselement bei festen Apparaturen) bringt der Kieferorthopäde die Zähne in die richtige Position. Wird die Dysgnathie jedoch von einer Anomalie im skelettalen Aufbau hervorgerufen, ist ein chirurgisches Eingreifen oftmals unausweichlich. Bewährt hat sich dabei eine Kombination aus kieferorthopädischen und kieferchirurgischen Maßnahmen, die in der Regel einem festen Schema folgt.

In der Vorbehandlung durch den Kieferorthopäden werden die Zähne durch eine Zahnspange in die für sie vorgesehene Position gebracht, sodass innerhalb eines halben bis ganzen Jahres eine Normalstellung erreicht wird. In dieser Zeit wird die Diskrepanz (Kluft) zwischen den beiden Kiefern für gewöhnlich sogar zunächst stärker. Wenn eine Normalstellung erreicht wurde, wird anhand von aktuellen Kieferabdrücken, Kunststoffbissabdrücken und Röntgenbildern ein Operationsplan entwickelt. Die anschließende Operation findet in Vollnarkose statt und lässt keine äußerlich sichtbaren Narben zurück.

Im Rahmen der Operation, der Umstellungsosteotomie, werden Ober- und Unterkiefer voneinander getrennt, um in die richtige Position verschoben zu werden. Damit die Positionierung langfristig bestehen kann, setzt man Titanplatten zur Festigung ein, die mit Schrauben fixiert werden. Außerdem kontrollieren Gummis zwischen den Kiefern nach der Operation die Bewegungsfreiheit, sodass keine kontraproduktiven Überlastungen entstehen können. Die Platten werden in einer Folgeoperation, üblicherweise nach neun Monaten, wieder entfernt. Nachdem der Patient binnen einer Woche entlassen wurde, dauert es sechs Wochen, bis wieder weiche Nahrung eingenommen werden kann.

Nun folgt ein weiteres halbes Jahr der kieferorthopädischen Feinjustierung, bis die festen Klammern entfernt werden. Die gesamte Dauer der Behandlung ist abhängig vom Ausprägungsgrad der Dysgnathie (etwa 2 bis 3 Jahre).

Ziel der Behandlung der Dysgnathie

Eine Behandlung von Kieferfehlstellungen ist zwar vor allem auch ein ästhetischer Eingriff, der dem Patienten einen enormen seelischen Leidensdruck von den Schultern nimmt. Das Verfahren ist aber überdies wichtig, um schwerwiegende physische Folgekomplikationen zu verhindern. Mithilfe einer kieferorthopädischen und kieferchirurgischen Behandlung erhalten Betroffene neben einer Verbesserung ihres Selbstwertgefühls und ihrer Lebensqualität vor allem auch eine Perspektive auf langfristige Gesundheit ihres Zahnapparates.
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