Darmkrebsoperationen | Spezialisten und Informationen

Darmkrebs ist im Allgemeinen eine bösartige Tumorerkrankung des Dickdarms (Kolon-Karzinom, Dickdarmkrebs) und des Mastdarms (Rektum-Karzinom, Mastdarmkrebs). Der nachfolgende Text gibt einen Überblick, welche Verfahren einer Darmkrebs-Operation dem Chirurgen zur Verfügung stehen und mit welchen Folgen Betroffene nach der Darmkrebs-OP rechnen müssen.

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Darmkrebsoperationen - Weitere Informationen

Krebs im Dünndarm und am After (Analkarzinom) kommen nur selten vor. Darmkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung des Dickdarms (Kolonkarzinom, Dickdarmkrebs) und des Mastdarms (Rektumkarzinom, Mastdarmkrebs). Diese Krebsarten heißen auch kolorektale Karzinome.

Darmkrebs kann sich in allen Abschnitten des Dickdarms und Mastdarms entwickeln. Am häufigsten tritt er aber im Bereich der unteren 30-40 Zentimeter auf. Häufig sind gutartige, oft pilzähnliche Geschwulste, die so genannten Darmpolypen, Vorläufer eines Darmkrebses.

Die wichtigste Behandlung bei Darmkrebs ist die Darmkrebs-Operation. Diese beinhaltet die Entfernung des betroffenen Dickdarmabschnitts und den Bereich der versorgenden Lymph- und Blutgefäße.

Ist der Krebs weit fortgeschritten und besteht keine Aussicht auf Heilung, dann verzichten Ärzte meist auf eine Darmkrebs-OP. Es sei denn, sie müssen Komplikationen wie einen Darmverschluss verhindern.

Eine Darmkrebs-OP gilt nicht als Notfalloperation (außer bei Darmverschluss), sodass ausreichend Zeit für Diagnostik und Therapieplanung besteht. So lassen sich Komplikationen vermeiden und die Aussicht auf Heilung verbessern.

DickdarmkrebsNach der Diagnose Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) erfolgt in den meisten Fällen sofort die Operation @ Emil /AdobeStock

Ziele einer der Darmkrebs-OP

Darmkrebs-Operationen erfolgen in vielen Kliniken und in spezialisierten Darmzentren. Darmzentren sind Kliniken, die besonders geeignet für die Versorgung von Patienten mit Darmkrebs sind.

Primäres Ziel einer Darmkrebs-Operation ist die komplette Entfernung des Tumors und damit die Heilung der Krebserkrankung.

Neben der Entfernung des Darmtumors gehören zu einer Darmkrebs-OP auch:

  • Die Entfernung von Metastasen (Tochtergeschwulste, z. B. in Lunge und Leber)
  • Die Inspektion der Bauchhöhle und ihrer Organe sowie
  • Die Entnahme von Lymphknoten zu diagnostischen Zwecken (um eine eventuelle Ausbreitung über den Darm hinaus zu prüfen)

Die Diagnose der Lymphknoten ist wichtig für das Staging. Staging ist die Einteilung der Krebserkrankung in Stadien. Mit diesen können Ärzte die Therapie planen und die Prognose abschätzen.

Des Weiteren kann eine Darmkrebs-OP erforderlich sein, wenn durch Verwachsungen die Gefahr eines Darmverschlusses (behinderte Darmpassage) besteht.

Einer kurative (heilende) Darmkrebs-Operation liegt vor, wenn Ärzte das gesamte Tumorgewebe (einschließlich Metastasen in Lymphknoten und Organe) entfernen können.

Bei der Darmkrebs-OP entfernen Ärzte nicht nur den direkt befallenen Darmabschnitt, sondern auch umliegendes, gesundes Gewebe. Das soll das Risiko eines erneuten Tumors (Rezidiv) reduzieren. Da sich einzelne Krebszellen in die regionalen Lymphknoten angesiedelt haben können, entfernen Ärzte auch diese mit.

Bei der palliativen Darmkrebs-Operation hingegen versuchen Ärzte, tumorbedingte Komplikationen und Beschwerden zu verringern. Sie kommt bei Patienten mit weiter fortgeschrittenem Darmkrebs (z. B. bei Metastasen, zum Einsatz. Bei ihnen besteht keine Aussicht auf Heilung mehr.

Wächst der Tumor in den Darm hinein, kann er die Passage des Darminhaltes behindern. Daraus kann sich ein lebensbedrohlicher Darmverschluss entwickeln.

Der Darmchirurg versucht, den Tumor so zu verkleinern, dass die Engstelle wieder frei ist.

Zu den palliativen Darmkrebs-Operationen zählen auch:

Vorbereitung, Durchführung und Methoden der Darmkrebs-OP

Vor einer Darmkrebs-Operation müssen Ärzte den Zustand und die Lage des Tumors im Darm und seine Ausdehnung abklären. Dies erfolgt mittels umfangreicher Diagnostikverfahren.

Zu den gängigen Untersuchungen gehören:

  • Digitale rektale Untersuchung: Abtasten des untersten Mastdarmbereichs zur Beurteilung der Tumorausdehnung und zur Abschätzung des Erhalts der Schließmuskelfunktionalität nach der Darmkrebs-Operation
  • Ultraschalluntersuchung des Bauchraums (Abdomensonographie): Zur Beurteilung eines organüberschreitenden Tumorwachstums
  • Röntgenuntersuchung des Brustkorbes (Röntgen-Thorax): Zum Ausschluss oder Nachweis von Lungenmetastasen
  • Bestimmung des CEA-Werts vor der Darmkrebs-OP: Zur Beurteilung der Prognose und als Basis der Verlaufskontrolle nach der Darmkrebs-Operation.
  • Rektoskopie (Mastdarmspiegelung): Zur Bestimmung der Ausdehnung eines Rektumkarzinoms
  • Endosonographie (endoskopischer Ultraschall): Zur Beurteilung der Infiltrationstiefe eines Rektumkarzinoms
  • Darmspiegelung (Koloskopie): Zur genauen Untersuchung des gesamten Dickdarms, um ggf. weitere Darm-Polypen oder Tumoren zu erkennen
KoloskopieDie Darmspiegelung (Koloskopie) ist die wichtigste medizinische Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs @ Graphicroyalty /AdobeStock

Vor und während der Darmkrebs-OP erfolgt eine gründliche Reinigung des Darms mit einer speziellen Lösung, die abführend wirkt. Diese nimmt der Patient über den Mund auf. Der Patient erhält außerdem ein Antibiotikum gegen Infektionen.

Denn Bakterien in der Darmflora können in der Bauchhöhle gefährliche Infektionen hervorrufen. Auch ist eine Rasur an der Stelle notwendig, an der der Hautschnitt erfolgt. Ebenfalls wichtig ist eine Thromboseprophylaxe.

Techniken bei der Darmkrebs-OP

Die Darmchirurgen unterscheiden grundsätzlich zwei Techniken einer Darmkrebs-Operation.

  • Bei der radikalen Darmkrebs-Operation entfernen Ärzte nicht nur den Tumor, sondern auch umliegendes, gesundes Gewebe aus dem Körper.
  • Bei der lokalen Darmkrebs-Operation hingegen schneiden sie nur den Tumor selbst mit Sicherheitsabstand heraus. Das umliegende Gewebe bleibt erhalten.

Je nach Ausdehnung und Schwere der Tumorerkrankung kann die Darmkrebs-Operation offen mittels Laparotomie (offene Bauchoperation) oder minimalinvasiv erfolgen.

Offene Darmkrebs-Operation oder minimal-invasive Darmkrebs-OP

Bei kleinen Tumoren, die nicht in tieferen Darmschichten liegen, können Ärzte den Tumor während der Koloskopie (Darmspiegelung) entfernen.

Bestehen Zweifel, ob noch Tumorgewebe vorhanden ist , schließen Ärzte eine normale Darmkrebs-Operation an. 

Eine „normale“ Darmkrebs-OP kann folgendermaßen erfolgen:

  • Minimalinvasiv mit Schlüssellochtechnologie (Laparoskopie, Bauchspiegelung) oder 
  • Offene Bauchoperation (Laparotomie)

Bei Darmkrebs im höheren (fortgeschrittenen) Stadium erfolgt aufgrund des Umfangs eine Laparotomie.

Ansonsten ist die laparoskopische Tumorentfernung bei Patienten mit Darmkrebs heute ein etabliertes Verfahren. Es findet zwar breite Anwendung, dennoch sollte ein erfahrener Chirurgen diese durchführen.

Sie liefert ein ähnlich gutes Ergebnis wie die offene Darmkrebs-OP. Ein wesentlicher Vorteil besteht darin, dass der Eingriff schonender ist und sich die Patienten schneller erholen.

  • Radikale Darmkrebs-Operation

Krebszellen beim Darmkrebs lösen sich gerne vom Primärtumor ab und lassen sich an anderer Stelle im Körper nieder. Dort bilden sie Metastasen (auch in den Lymphknoten). Diese entfernen Ärzte bei der radikalen Darmkrebs-Operation mit großem Sicherheitsabstand.

Das umgebende gesunde Gewebe und die dazugehörigen Lymphknoten, Lymphgefäße und Blutgefäße sind ebenfalls von der Entfernung betroffen.

Die radikale Operation ist entscheidend für eine erfolgreiche Tumorentfernung und zur Verhinderung eines Rezidivs. Häufig lässt sich allerdings erst während der Operation erkennen, was Ärzte entfernen müssen.

  • No-Touch-Technik

Damit Tumorzellen bei der Operation nicht streuen, binden Ärzte Blut- und Lymphgefäße ab, die mit dem Tumor verbunden sind. Auch den tumortragende Darmabschnitt trennen sie vom gesunden Darm ab.

Ohne den Tumor zu berühren (No-Touch-Technik), lösen sie den Abschnitt mit Lymph- und Blutgefäßen sowie Lymphknoten heraus.

Die No-Touch-Technik soll ein Auseinanderfallen des Tumors und somit eine Streuung der Tumorzellen verhindern.

  • Radikale En-bloc-Operation

Wenn der Tumor so groß ist, dass benachbarte Organe befallen sind, führen erfahrene Chirurgen eine radikale En-bloc-Operation durch. Sie entfernen dann nicht nur den großen Tumor, sondern auch die befallenen Organe am Stück (en bloc). Auch hier vermeiden sie eine Verletzung oder Berührung des Tumors.

  • Lokale Tumoroperation

Bei der lokalen Darmkrebs-Operation entfernen Ärzte nur den Tumor selbst mit Sicherheitsabstand. Sie kann nur bei kleinen Tumoren im frühen Stadium erfolgen, wobei grundsätzlich folgende Verfahren zur Anwendung kommen:

  • Darmspiegelung (Koloskopie) und Polypektomie (bei Dickdarmkrebs)
  • Laparotomie oder Laparoskopie (bei Dickdarmkrebs) oder
  • Polypektomie oder transanale endoskopische Mikrochirurgie (bei Mastdarmkrebs)

Ärzte verzichten auf eine radikale Darmkrebs-Operation, wenn:

  • In der feingeweblichen Untersuchung keine Tumorzellen mehr nachweisbar sind
  • Ein geringes Risiko für ein Rezidiv besteht

Anlage eines künstlichen Darmausgangs

Ein künstlicher Darmausgang (Stoma oder Anus praeter) ist eine Verbindung des gesunden Darms mit der Bauchdecke. So kann der Darminhalt nach außen gelangen. Diese Verbindung kann auf Dauer oder nur vorübergehend bestehen.

Bei Dickdarmkrebs müssen Ärzte nur selten ein dauerhaftes Stoma anlegen. In schwierigen Fällen kann ein vorübergehendes Stoma erforderlich sein, um Darm oder Darmnaht nach der Darmkrebs-OP zu entlasten.

Früher mussten Ärzte beim Mastdarmkrebs den Mastdarmabschnitt und den Schließmuskel entfernen. Dies kam bei Tumoren vor, die in der Nähe des Afters liegen. Heute bleibt der Schließmuskel in den meisten Fällen erhalten.

Erfahrenen Mastdarmchirurgen reicht es, wenn sie 1 cm Sicherheitsabstand zum After einhalten können, um ein Stoma zu verhindern.

  • Vorübergehender künstlicher Darmausgang

Einen vorübergehenden künstlichen Darmausgang legen Ärzte während der Darmkrebs-Operation an, um den Darm mit der frischen Naht zu entlasten.

Das Stoma leitet den Darminhalt nach außen, und der Darm und die Darmnaht können so in Ruhe heilen. Dieses Stoma heißt auch Entlastungsstoma.

Ein vorübergehender Darmausgang erfolgt in der Regel als doppelläufiges Stoma. Den Darm (Dünndarm oder Dickdarm) ziehen Ärzte durch die Bauchdecke nach außen. Von oben schneiden sie ihn auf und stülpen ihn nach außen, sodass zwei Darmöffnungen zu sehen sind.

Nach 2-3 Monaten stellen sie den natürlichen Verdauungsweg wieder her und legen den künstlichen Darmausgang zurück. Die Öffnung in der Bauchdecke verschließen sie.

Künstlicher Darmausgang (Stoma)Rund 70 Prozent aller Stomaträger haben eine Krebserkrankung @ Zane /AdobeStock

  • Dauerhafter (permanenter) künstlicher Darmausgang

Sitzt der Tumor nahe am Schließmuskel, kann der After nicht erhalten bleiben. Ärzte müssen dann den Mastdarm und den Schließmuskel entfernen. Bei dieser Darmkrebs-Operation kommt ein permanentes, endständiges Stoma zum Einsatz.

Beim endständigen Stoma führen Ärzte den untersten, gesunden Teil des Dickdarmes nach außen durch eine Öffnung in der Bauchdecke. Dort vernähen sie ihn mit der Haut. 

Nach einer Eingewöhnungszeit und nach entsprechender Anleitung kommen die meisten Patienten mit einem dauerhaften Stoma gut zurecht. Selbst eine regelmäßige Darmentleerung ist möglich.

Für die Ausübung von Wassersport (z. B. Schwimmbadbesuche) und für Saunagänge sind spezielle Pflaster oder Stomakappen erhältlich. Auch gibt es für Stomaträger praktisch keine Einschränkung hinsichtlich des ausgeübten Berufes oder der Wahl der Sportart.

Folgen und Risiken einer Darmkrebs-OP

Wie jede andere Operation birgt auch eine Darmkrebs-Operation Risiken und Gefahren. Ernste Komplikationen einer Darmkrebs-OP können beispielsweise Blutungen im Bauchraum, Wundheilungsstörungen und Infektionen sein.

Weitere Risiken bzw. Komplikationen nach Darm-OP sind:

  • Anastomoseninsuffizienz: Eine Anastomose ist die Verbindung zwischen zwei anatomischen Strukturen. Miteinander vernähte Darmenden oder die Naht zwischen Darm und Haut am künstlichen Darmausgang können undicht werden oder aufreißen. Darminhalt kann in den Bauchraum gelangen und eine Peritonitis (Bauchfellentzündung) auslösen.

  • Verdauungsbeschwerden: Da die Nahrungsaufnahme im Dickdarm bereits weitgehend abgeschlossen ist, sind Dickdarmoperationen für die Nahrungsverwertung weniger problematisch als Dünndarmoperationen. Allerdings findet im Dickdarm die Rückresorption des Wassers statt. Daher kann die Eindickung des Stuhls gestört sein. Es kommt dann zu mehr oder weniger starken Durchfällen. Viele Patienten, insbesondere Stoma-Träger, klagen über Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Verstopfung und Gerüche. Die Patienten verändern dann ihre Kostzusammensetzung, was zu einer einseitiger Ernährung führen kann.

  • Stuhlinkontinenz, Funktionsstörungen der Blase, Störungen der Sexualfunktion (Potenzprobleme bei Männern): Operationen am Mastdarm können Nerven im Operationsgebietreizen und schädigen. Bei modernen Verfahren der Darmkrebs-Operation ist die Gefahr jedoch gering.

  • Verwachsungen: Meist sind Verwachsungen harmlos und schmerzlos, gelegentlich aber auch wegen der eingeschränkten Darmbeweglichkeit und Passagestörung schmerzhaft und gefährlich.

Nachsorge und Ernährung nach der Darm-Operation

Nur eine regelmäßige Nachsorge kann Metastasen (Tochtergeschwulste) oder Rezidive (erneutes Auftreten eines Tumors an der ursprünglichen Stelle) frühzeitig entdecken.

Nach erfolgreicher Darmkrebs-OP stehen u.a. folgende Nachsorgeuntersuchungen zur Verfügung:

  • Regelmäßige Darmspiegelungen
  • Bestimmung des Tumormarkers CEA
  • Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes (Abdomen)
  • Röntgenuntersuchung der Lunge
  • Computertomographie von Lunge und Abdomen

Aus ernährungstechnischen Gründen müssen Patienten nach Darmkrebs-OP ihre Ess- und Trinkgewohnheiten kaum umstellen. Allerdings sollten Sie aufgrund der Verdauungsbeschwerden (Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Gerüche) auf eine Regulierung des Stuhls achten. 

Um eine einseitige Ernährung zu vermeiden, sollten Sie folgende Ernährungs-Tipps beherzigen:

  • Nehmen Sie etwa 5 bis 6 kleinere Mahlzeiten täglich zu sich. Große Portionen sollten Sie vermeiden.
  • Zwischen den Mahlzeiten sollten Sie reichlich trinken.
  • Sie sollten langsam essen und gut kauen.
  • Sehr heiße und sehr kalte Speisen sollten Sie meiden.
  • Achten Sie auf eine regelmäßige Nahrungsaufnahme und verzichten Sie auf Hungerkuren.
  • Nehmen Sie ausreichend Nahrung zu sich, d. h. untergewichtige Personen sollten etwas mehr essen, übergewichtige etwas weniger.
  • Dünsten und Dämpfen sind schonende Methoden der Nahrungszubereitung.
  • Verzichten Sie auf fette, süße und blähende Speisen. Auch scharf angebratene, gegrillte und frittierte Nahrungsmittel streichen Sie von Ihrem Speiseplan. Meiden Sie Nahrungsmittel, die Sie mehrmals schlecht vertragen haben.
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