Schwerhörigkeit - Spezialisten und Informationen

25.03.2024
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Schwerhörigkeit ist keine Erkrankung im eigentlichen Sinn, sondern ein Symptom für eine Erkrankung des Hörorgans. Der Betroffene leidet unter einem geringen Hörvermögen und kann Töne beispielsweise erst ab einer bestimmten Frequenz wahrnehmen. Schwerhörigkeit betrifft etwa 20 Prozent der über Vierzehnjährigen. Sie kann akut oder chronisch auftreten. Schwerhörigkeit bedeutet meist eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität, da das Sozialleben unter der Krankheit leidet.

Weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für Schwerhörigkeit finden Sie weiter unten.

ICD-Codes für diese Krankheit: H90, H91

Empfohlene Spezialisten für Schwerhörigkeit

Artikelübersicht

Schwerhörigkeit ist immer ein Symptom einer Erkrankung des Hörorgans. Sie kann akut oder chronisch auftreten. Etwa ein Fünftel der erwachsenen Bevölkerung leidet unter Schwerhörigkeit.

Die Anatomie des Ohrs

Das Ohr besteht aus drei Teilen:

  • dem Außenohr
  • dem Mittelohr und
  • dem Innenohr

Das Außenohr umfasst die Ohrmuschel und den äußeren Gehörgang.

Die Ohrmuschel nimmt den Schall aus der Umwelt auf und leitet ihn über den Gehörgang an das Mittelohr weiter. Dort befinden sich das Trommelfell und die drei Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel sowie die Mittelohrhöhle.

Wenn der Schall vom äußeren Gehörgang auf das Trommelfell trifft, beginnt es zu schwingen. Das Trommelfell überträgt die Schwingungen auf die Gehörknöchelchen, die diese an das Innenohr weiterleiten.

Das Innenohr beinhaltet die Cochlea, auch Gehörschnecke genannt, und den inneren Gehörgang. Der Gehörgang leitet die Schwingungen an die Gehörschnecke weiter, wo sie, je nach Tonhöhe, unterschiedliche Erregungen auslösen. Diese gelangen anschließend über den Hörnerv an die Hörrinde des Gehirns. Dieses wertet die Impulse aus.

Das OhrDas menschliche Ohr @ bilderzwerg /AdobeStock

Schwerhörigkeit kann unterschiedliche Ursachen haben.

Experten unterscheiden zwischen:

  • Schallleitungsschwerhörigkeit
  • Schallempfindungsschwerhörigkeit und
  • Schallverarbeitungsschwerhörigkeit

Schallleitungsschwerhörigkeit

Bei dieser Form funktioniert die Weiterleitung des Schalls vom Außenohr an das Innenohr nicht.

Das kann verschiedene Ursachen haben.

Akute Auslöser

  • Verschluss des Gehörgangs (z. B. durch Ohrenschmalz)
  • Entzündungen im Gehörgang
  • Zerreißen oder Durchstechen des Trommelfells (z. B. durch Ohrreinigung)
  • unterbrochene Verbindung zwischen den Gehörknöchelchen (z. B. durch Verletzungen im Mittelohr)

Chronische Auslöser

  • angeborene Schallleitungsstörung (z. B. durch Fehlentwicklung von Ohrmuschel, Gehörgang oder Mittelohr)
  • vermehrtes Knochenwachstum im Gehörgang
  • chronische Mittelohrentzündung
  • Otosklerose (Fixierung des Steigbügels durch entzündliche Umbauprozesse)
  • Veränderung der Mittelohrschleimhaut (z. B. durch eine chronische Belüftungsstörung der Ohrtrompete)
  • Verengung des Gehörgangs (z. B. durch Narben oder Entzündungen)
  • Tumore im Gehörgang

Schallempfindungsschwerhörigkeit

Bei dieser Art der Schwerhörigkeit verarbeitet das Innenohr den Schall nicht mehr richtig.

Akute Auslöser

  • Hörsturz
  • starker Lärm über 140 Dezibel
  • Infektionen, die auch das Innenohr betreffen (z. B. bei Hirnhautentzündung, AIDS, Masern oder Blutvergiftung)
  • Nebenwirkung von Medikamenten
  • Schädigung des Innenohrs (z. B. durch Schädelbruch)
  • Riss der Membranen zwischen Mittelohr und Innenohr
  • Stresssituationen

Chronische Auslöser

  • angeborene Fehlbildungen
  • täglich mehrstündig andauernde Lärmbelastung über 85 Dezibel
  • verschiedene Krankheiten (z. B. Nieren- und Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Diabetes mellitus)
  • Morbus Menière (Druckerhöhung im Innenohr und dadurch Schädigung der Sinneszellen)

Schallverarbeitungsschwerhörigkeit

Bei dieser Form kann das Gehirn die Signale, die vom Ohr kommen, nicht mehr richtig auswerten.

Auch hierfür kann es verschiedene Ursachen geben:

Die Grade einer Schwerhörigkeit

Eine Schwerhörigkeit kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Dabei lässt sich der Grad danach bestimmen, welche Lautstärke und Tonhöhen der Betroffene nicht mehr hören kann.

Eine Schwerhörigkeit liegt erst ab einem Hörverlust von 20 Dezibel vor. Wenn die Hörfähigkeit weniger als 20 Dezibel von der normalen Hörschwelle abweicht, sprechen Experten noch von Normalhörigkeit.

Eine geringgradige Schwerhörigkeit geht mit einem Hörverlust von etwa 20 bis 40 Dezibel einher. Dadurch nehmen Betroffene beispielsweise das Ticken einer Armbanduhr nicht mehr wahr.

Bei einer mittelgradigen Schwerhörigkeit beträgt der Hörverlust etwa 41 bis 60 Dezibel. Das führt dazu, dass Betroffene Umgebungsgeräusche nicht mehr richtig hören, wie beispielsweise Vogelgezwitscher.

Bei einem Hörverlust von 61 bis 80 Dezibel ist von einer hochgradigen Schwerhörigkeit die Rede. Der Betroffene hört keine Gespräche mehr.

Liegt der Hörverlust bei über 81 Dezibel, handelt es sich um Resthörigkeit oder Taubheit. Der Betroffene kann dann auch sehr laute Geräusche wie beispielsweise Musik bei einem Konzert nicht mehr hören.

Frau mit Hörgerät hinter dem OhrFrau mit Hörgerät hinter dem Ohr @ studioworkstock /AdobeStock

Mit Schwerhörigkeit zum Arzt

Tritt die Schwerhörigkeit plötzlich und mit anderen Symptomen wie Schmerzen oder Fieber auf, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Hierfür ist der Hals-Nasen-Ohren-Arzt zuständig. Auch bei langsam fortschreitender Schwerhörigkeit ist es wichtig, einen Arzt zu konsultieren. Empfängt das Gehirn die betroffenen Impulse für längere Zeit nicht mehr, verlernt es die Verarbeitung. Dann helfen auch Hörgeräte nicht mehr.

Im ersten Schritt der Diagnose führt der Arzt eine Anamnese (Erstgespräch) durch. Dabei befragt er Sie nach Vorerkrankungen und Ihren derzeitigen Lebensbedingungen, um herauszufinden, wodurch der Hörverlust entstanden ist.

Anschließend führt er verschiedene Tests durch, wie den Stimmgabeltest, um den Gehörgang zu untersuchen. Zusätzlich ermittelt er, welche Tonhöhen Sie noch hören können.

Behandlung von Schwerhörigkeit

Die Therapie einer Schwerhörigkeit richtet sich nach den Ursachen:

Ist der Gehörgang beispielsweise durch Ohrenschmalz verstopft, so hilft eine Reinigung. Dafür kann der HNO-Arzt ein Absauggerät nutzen. Ist das Trommelfell intakt, kann er den Gehörgang auch mit warmem Wasser ausspülen.

Ist eine Infektion Grund für die Schwerhörigkeit, erhalten Sie Medikamente. Bei einer bakteriellen Infektion kommen Antibiotika zum Einsatz.

Bei einer Schwellung im Innenohr erhalten Sie abschwellende Medikamente.

In manchen Fällen ist eine Operation notwendig. Dies ist dann der Fall, wenn zum Beispiel das Trommelfell defekt ist oder der Steigbügel nicht richtig funktioniert. Ein Chirurg kann das Trommelfell mit körpereigener Muskelhaut abdecken und den Steigbügel durch eine angepasste Prothese ersetzen.

Ist die Schwerhörigkeit irreversibel, zum Beispiel bei altersbedingter oder lärmbedingter Schwerhörigkeit, hilft nur noch ein Hörgerät.

Es gibt Hinter-dem-Ohr-Geräte und Im-Ohr-Geräte. Letztere eignen sich nur für Betroffene mit einem leicht bis mittelgradigen Hörverlust. Sie sind sehr klein und kaum sichtbar.

Bei einem schweren Hörverlust kommt ein Hinter-dem-Ohr-Gerät zum Einsatz. Diese sind zwar durch ihre Position etwas auffälliger, allerdings sind mittlerweile auch sehr dezente Versionen verfügbar.

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print