Knochenbruch: Informationen & Ärzte zur Behandlung von Frakturen

24.10.2023
PD Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Die Knochen müssen sehr großen Belastungen standhalten. Deswegen gehören sie zu den härtesten und widerstandsfähigsten Teilen des Körpers. Dennoch können Knochen brechen. Mediziner unterscheiden unterschiedliche Arten von Knochenbrüchen bzw. Frakturen. Die Behandlung richtet sich immer individuell nach dem Einzelfall.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Ärzte, die Knochenbrüche behandeln.

ICD-Codes für diese Krankheit: T14.2

Empfohlene Ärzte für die Behandlung eines Knochenbruchs

Artikelübersicht

Was ist ein Knochenbruch?

Von einem Knochenbruch spricht man bei einer Schädigung der knöchernen Strukturen und deren Verlauf. Medizinisch spricht man auch von einer Fraktur.

Ursachen für einen gebrochenen Knochen können 

  • Stürze
  • Schläge
  • ein Verdrehen oder
  • Stöße

sein.

Wie das menschliche Skelett vom kleinen Zeh bis zum Schädel aufgebaut ist, zeigt das Video:

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Ein Knochen muss nicht immer vollständig durchbrechen - er kann auch nur angebrochen sein. Zudem gibt es auch 

  • Prellungen, bei denen Knochen und Weichteile zwar durch äußere Krafteinwirkungen geschädigt, aber nicht durchtrennt werden. 
  • Bei Stauchungen kommt es zu einer Zusammenpressung von Knochenstrukturen, ohne dass hieraus eine Fehlstellung der Knochen resultiert. 
  • Haarrisse entstehen durch kleinste Risse in der Knochenstruktur, die oft nicht oder kaum sichtbar sind.

Welche Formen von Knochenbrüchen gibt es?

Hier sollte zwischen Ort und Art des Knochenbruchs unterschieden werden. Prinzipiell kann jeder Knochen des Körpers gebrochen sein, vom Schädel bis zur Zehe. Am häufigsten sind die Extremitäten, also Arme und Beine, betroffen

Medizinisch können zudem folgende Brucharten unterschieden werden:

  • offene und geschlossene Fraktur
  • Querfraktur
  • Ermüdungsfraktur
  • Schrägfraktur
  • Kompressionsfraktur
  • Abrissfraktur und
  • Biegungsfraktur
  • Grünholz-Fraktur

Bei offenen Frakturen liegt aufgrund eines erheblichen Weichteilschadens der Knochen frei und ist von außen sichtbar. Offene Frakturen haben ein sehr hohes Infektionsrisiko.

Querfrakturen sind durch einen nahezu waagrechten Verlauf der Bruchlinie charakterisiert. Diese Bruchformen sind häufig stabil und nur wenig oder nicht verschoben. Sie kommen im Bereich der langen Röhrenknochen (z.B. Oberschenkelknochen) gehäuft vor.

Bei der Ermüdungsfraktur handelt es sich um eine Sonderform der Frakturform, da sie nicht durch ein akutes Trauma, sondern chronisch und aufgrund einer längeren Druckbelastung entsteht. Typisch hierfür ist die sogenannte „Marschfraktur“, bei der es nach einem langen Marsch oder Lauf (Marathon) zum Bruch eines oder mehrerer Fußknochen kommt. 

Auch die Schrägfraktur wird am häufigsten im Extremitätenbereich beobachtet und resultiert aus Verdrehtraumen. Deshalb wird sie oft auch als Torsionsfraktur (Torsion = Verdrehen) bezeichnet.

Das charakteristische an der Kompressionsfraktur ist, dass sie durch ein Zusammenpressen des Knochens entsteht. Sie wird typischerweise im Bereich der Wirbelsäule beobachtet.

Abrissfrakturen betreffen vorallem die knöchernen Ansätze von Muskeln, aufgrund der aufrechten Haltung des Menschen und der besonderen Belastung der Beine treten sie häufiger im Bereich der unteren Extremität auf. Beispiele sind der Ausriss der Achillessehne am Fersenbein oder der Patellarsehne an der Kniescheibe.

Biegungsfrakturen betreffen die langen Knochen (auch Röhrenknochen genannt), da hier eine Hebelwirkung auftreten kann. Zu erwähnen sind Frakturen des Ober- sowie Unterarms, aber auch von Ober- und Unterschenkel.

Zu einer besonderen Form der Biegungsfrakturen kann bei Kindern bis zu 8 Jahren kommen. Sie wird auch Grünholzfraktur oder Toddler-Fraktur (von englisch toddler - Kleinkind) genannt. Die kindlichen Knochen sind noch relativ biegsam, haben dafür allerdings eine feste und elastische Knochenhaut. Durch den Biegemechanismus kommt es zu einem Bruch des Knochens, während die Knochenhaut noch intakt ist. Vergleichbar ist es mit einem jungen Ast (Grünholz), den man durch Biegen versucht abzubrechen. Oft kommt es hierbei zum Bruch des Astes, aber die Hülle des Astes bleibt lange intakt.

Knochenbrüche bei Kindern, insbesondere im jüngsten Alter, sollten von Kinderärzten oder der Kinderchirurgie behandelt werden. Sie heilen in der Regel unkompliziert und rasch aus.

Knochenbruch - Frakturarten
Darstellung verschiedener Arten von Knochenfrakturen © bilderzwerg / Fotolia

Wo können Knochenbrüche entstehen?

Je nach Lage des Knochenbruchs im Körper verläuft die Verletzung unterschiedlich schwer. Es können auch verschiedene spezialisierte medizinische Fachbereiche dafür zuständig sein.

Der Oberschenkelknochen gilt als sehr stark und stabil, so dass große Kräfte notwendig sind, um eine Fraktur herbeizuführen. 

Bei kleinen Knochen - wie etwa an der Zehe - können schon bei verhältnismäßig unspektakulären Traumata Frakturen auftreten.

Auch das Handgelenk (Kahnbeinbruch oder Distale Radiusfraktur) oder der Fuß (Fußfraktur oder Sprunggelenksfraktur) können brechen.

Häufigste Oberarm- und Schultergürtelverletzung ist die Humeruskopffraktur. Hierbei handelt es sich um einen Bruch des Oberarmkopfes, was typischerweise bei Sturz auf die ausgestreckte Hand - im Sinne einer Kompressionsfraktur - beobachtet wird. Da es sich beim Oberarmkopf um einen sehr festen und stabilen Knochen handelt, muss insbesondere bei älteren Menschen auch an eine sogenannte „pathologische“ Fraktur gedacht werden. Hierunter versteht man den Bruch eines vorgeschädigten Knochen, z.B. durch einen Knochentumor selbst oder Absiedlungen (Metastasen) eines anderen Tumors.

Ein Kieferbruch ist äußerst schmerzhaft und aufgrund der Gesichtsstrukturen ein Fall für die Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG-Chirurgie).

Ein Kniescheibenbruch (sogenannte Patellafraktur) ist häufig Folge eines Unfalls oder Sturzes.

Ein Wirbelbruch kann aufgrund seiner Nähe zum Rückenmark gefährlich werden - dann behandeln Wirbelsäulenchirurgen den Patienten.

Wie macht sich ein Knochenbruch bemerkbar?

Bei einem Knochenbruch können verschiedene Symptome auftreten. Findet sich in der verletzten Region eine "Delle" oder eine Fehlstellung, kann man davon ausgehen, dass der Knochen Schaden genommen hat.

Bei einem offenen Bruch ragt der Knochen aus der Haut heraus. Eine Fraktur ist oft mit heftigen Schmerzen verbunden, die zudem mit einer starken Schwellung einhergehen. Diese Schwellung ist umso stärker, wenn zusätzlich zum Knochen auch noch andere Strukturen der betroffenen Stelle durch ein Trauma beschädigt wurden.

Liegt zum Beispiel eine Kapselverletzung vor, können die Schmerzen ebenfalls stark und mit einer Schwellung verbunden sein. Ist nur die Kapsel verletzt, kann es sogar zu stärkeren Schmerzen als bei einem reinen Knochenbruch kommen.

Deswegen sollten Sie eine Verletzung unbedingt von einem Spezialisten – in der Regel einem Facharzt für Orthopädie oder Unfallchirurgie – abklären lassen. Oft lässt sich nur so ein Knochenbruch erkennen oder ausschließen.

Wie wird ein Knochenbruch behandelt?

Bevor die Behandlung eines Knochenbruchs erfolgen kann, muss zunächst eine gesicherte Diagnose gestellt werden. Diese erfolgt neben klinischen Tests in der Regel auch per Röntgenaufnahme oder Computertomografie (CT). Je nachdem, um was für eine Art von Fraktur es sich handelt, müssen unterschiedliche Maßnahmen ergriffen werden.

Es gibt zwei Therapievorgehen, das konservative sowie das operative.

Bei stabilen und unverschobenen Brüchen wird meist eine konservative Therapie durchgeführt, hierbei stehen Stabilisierung und Schonung im Mittelpunkt. Eine medikamentöse Behandlung sowie "Erste Hilfe" durch Kühlung können Schwellungen und Schmerzen lindern. Die Stabilisierung eines Bruches erfolgt oft mittels Schiene oder Gips

Handelt es sich um verschobene (= dislozierte) Brüche, muß ein operatives Richten der Bruchstelle erfolgen, bevor ein Gips zur Stabilisierung angelegt werden kann. Dazu ist häufig eine Narkose notwendig.

Bei dislozierten Frakturen, die sich nach dem Richten der Knochenenden nicht stabilisieren lassen, sollte die Bruchstelle mittels Schrauben, Drähten oder Metallplatten fixiert werden. Dies bezeichnet man in der Chirurgie auch als Osteosynthese.

Handgelenksfraktur mit Plattenfixierung und Schrauben
Schrauben und Plattenfixierung einer Fraktur im Handgelenk © Whyona / Fotolia

Warum ist eine offene Fraktur so gefährlich?

Bei einem offenen Bruch ist schnelles Handeln angesagt. Durch die geschädigte Haut können Keime und Bakterien eindringen. Im schlimmsten Fall kann es zu weiteren Krankheiten - zum Beispiel zu einer Sepsis (Blutvergiftung) - kommen. Daher wird die Wunde oft auch nicht sofort verschlossen, sondern mit besonderen Verbänden (Schwämmen und Unterdrucktherapie) behandelt. Diese Verbände müssen in aller Regel mehrmals gewechselt und die Wunde beurteilt werden. Wenn der Knochen gut verheilt und die Wunde keine Anzeichen für eine Infektion aufweist, kann ein Wundverschluss erfolgen. Dies nimmt allerdings einige Wochen Zeit in Anspruch und die Beweglichkeit des Patienten ist hierdurch deutlich eingeschränkt.

Bei längerer Schonung nach einer Fraktur baut sich in der Regel die Muskulatur ab. Der Patient muss sie später nach und nach durch Übungen wieder aufbauen. Auch Kraftaufbau und Koordinationstraining stehen im Fokus der physiotherapeutischen Behandlung, vor allem bei Leistungssportlern.

Wann ist ein Knochenbruch ausgeheilt?

Eine gesicherte Antwort auf diese Frage gibt es im Grunde nicht, da die Heilungsdauer von verschiedenen Faktoren abhängig ist.

So kann etwa ein Bruch des Schlüsselbeins bei konservativer Behandlung in drei bis vier Wochen ausheilen. Die Heilung eines Oberschenkelknochenbruchs kann dagegen mehrere Monate in Anspruch nehmen.

Die Frage, ob eine Fraktur konservativ oder operativ behandelt wird, hat ebenfalls einen Einfluss auf die Heilungsdauer. Schließlich muss man bei einer Operation die Wundheilung mit einkalkulieren. Zu guter Letzt ist eine unterstützende Mitarbeit des Patienten (Compliance) vonnöten.

Folgende Punkte sind für die Dauer der Heilung maßgeblich:

  • konservative oder operative Behandlung
  • betroffenes Körperteil
  • begleitende Verletzungen von Kapsel, Knorpel, Nerven oder Bändern
  • Abstand der Bruchenden
  • Blutversorgung der Bruchstelle
  • Disziplin und Verhalten des Patienten

Welche Rolle spielen Medikamente und Ernährung?

Medikamente haben keinen Einfluss auf die Heilungsdauer, können aber wertvolle Dienste bei der Schmerztherapie leisten. Gerade in der ersten Zeit nach einer Fraktur kommen sie zum Einsatz.

Eine gesunde Ernährung mit ausreichender Kalzium und Vitamin D-Zufuhr kann die Widerstandsfähigkeit der Knochen erhöhen. Sie leistet außerdem einen wichtigen Beitrag zu deren Versorgung mit essentiellen Bausteinen.

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