Als Beckenboden wird der untere Bereich des Beckenkanals bezeichnet. Hier bildet die sogenannte Beckenbodenmuskulatur die Basis, um die inneren Bauch- und Beckenorgane nach unten hin abzusichern und in ihrer Lage zu stabilisieren.
Darüber hinaus ist die Muskulatur des Beckenbodens besonders wichtig für die Kontinenz, da sie die Schließmuskeln für die Harnblase und den After in deren Arbeit unterstützt.
Der Beckenboden als muskuläre Struktur kann durch Schwangerschaft, Geburt, schweres Heben und auch durch starkes Übergewicht geschwächt sein und nimmt dadurch Schaden. Doch ebenso führt eine erbliche Bindegewebsschwäche häufig zur Beckenbodensenkung.
Der geschwächte Beckenboden ist nicht länger in der Lage, seine Aufgabe vollumfänglich wahrzunehmen, sodass es anfangs meist zu ersten Problemen mit der Harnkontinenz kommt. Nachtröpfeln oder sogar Harninkontinenz treten auf.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung senkt sich die Scheide ab und zieht dadurch weitere Beckenorgane mit, wie beispielsweise die Gebärmutter oder die Harnblase – Ärzte bezeichnen dies schließlich als Prolaps oder Beckenbodensenkung.
Eine Beckenbodensenkung kann je nach dem Schweregrad zu unterschiedlichen Symptomen führen. Häufig kommt es zu einem Fremdkörpergefühl in der Scheide, sowie zur unvollständigen Entleerung von Harnblase oder Mastdarm.
Blasenschwäche und wiederkehrende Blasenentzündungen werden ebenso beschrieben. Eine Harninkontinenz entwickelt sich meist aufgrund der Beckenbodenschwäche.
Werden die Symptome zu zahlreich oder beeinträchtigen sie die Betroffenen im Alltag stark, so wird ihnen in der Regel zur Operation geraten.

Gebärmuttersenkung infolge einer Beckenbodensenkung © Henrie #59249822 | AdobeStock
Für die Diagnostik einer Beckenbodensenkung ist zum einen die Anamnese (Krankheitsgeschichte) sehr entscheidend, denn sie gibt erste Hinweise auf die Erkrankung. Bestehen z. B. Beschwerden beim Wasserlassen (Harninkontinenz), Schmerzen beim Sex oder generelle Schmerzen im Bereich des Beckenbodens?
Die körperliche Untersuchung umfasst schließlich die vaginale und rektale Untersuchung. Dabei können Störungen der Reflexe im Beckenboden oder im Analbereich nachgewiesen werden, ebenso wie Inkontinenz unter Pressen oder Husten.
Ergänzt wird die Diagnostik durch die Urodynamik oder eine Blasenspiegelung (Zystoskopie), um Miktionsbeschwerden und Inkontinenz nachzuweisen. In schweren Fällen stehen weitere bildgebende Verfahren zur Verfügung, wie beispielsweise das Miktionszysturethrogramm oder ein dynamisches Beckenboden-MRT.
Wenn es die Symptome erfordern, sollte eine Beckenbodensenkung auch behandelt werden. Jedoch steht die operative Korrektur nicht im Vordergrund. Vielmehr wird primär versucht, den Beckenboden mithilfe eines gezielten Beckenbodentrainings zu schulen und zu stärken.
Dabei können sogenannte Biofeedback-Geräte eingesetzt werden, mit deren Hilfe, Betroffene lernen, den Beckenboden zu lokalisieren und gezielt für die Übungen ansprechen zu können. Häufig ist es nämlich eher so, dass viele Frauen – und auch Männer – nicht einmal wussten, dass der Beckenboden überhaupt eine Muskulatur besitzt, die trainiert werden kann.
Reicht das Training allein nicht aus oder ist die Beckenbodensenkung bereits zu weit fortgeschritten, bleibt lediglich die Operation als Therapieoption übrig. Allen verfügbaren Eingriffen gemeinsam ist, dass die abgesenkten Beckenorgane wieder zurückverlegt und in ihrer Position befestigt werden. Je nach Art des Eingriffes unterscheiden die ÄrztInnen:
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Die vordere Scheidenplastik kommt vor allem bei einer Blasensenkung zum Einsatz. Um die Blase anzuheben und zu fixieren, wird das Bindegewebe, das die Blase umgibt, gestrafft.
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Die hintere Scheidenplastik wird hingegen bei einer Mastdarmsenkung angewendet.
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Bei der Sakrokolpopexie (Sakropexie) handelt es sich indes um eine Möglichkeit, eine Beckenbodensenkung mit nach unten verlagerter Gebärmutter zu korrigieren. Scheide und Gebärmutterhals werden dabei wieder nach innen geschoben und mithilfe eines Netzes in Position am Kreuz- oder Steißbein fixiert. Der Vorteil dieser Methode: Die Gebärmutter bleibt erhalten und muss nicht entfernt werden.
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Die sakrospinale Fixation stellt eine Alternative Operation dar, bei der die Scheide an Sehnen des Beckens befestigt wird.
Vorbeugen lassen sich Beckenbodenschwäche und Beckenbodensenkung insbesondere durch ein präventives Beckenbodentraining bzw. Beckenbodengymnastik unter erfahrener Anleitung eines Therapeuten.
Ferner empfiehlt es sich natürlich auch, ein gesundes Körperwicht zu halten sowie wiederholtes Heben schwerer Lasten zu vermeiden.
Beckenbodensenkungen gehören zum Aufgabengebiet der Frauenheilkunde (Gynäkologie), berühren aber ebenso die Urologie und die Innere Medizin. Achten Sie bei der Suche nach geeigneten Fachärzten oder Kliniken auf die Erfahrung mit dem Krankheitsbild „Beckenbodensenkung“.