Laktoseintoleranz: Informationen & Laktoseintoleranz-Ärzte

07.01.2022
Dr. Claus  Puhlmann
Medizinischer Fachautor

Die Laktoseintoleranz ist eine Verdauungsstörung, bei der der Körper nicht oder nur eingeschränkt in der Lage ist, Milchzucker (Laktose) zu verdauen. Menschen mit Laktoseintoleranz leiden deshalb nach dem Genuss von Milch und Milchprodukten an mehr oder weniger ausgeprägten Beschwerden. Schätzungen zufolge sind etwa zwei bis fünf Prozent der Deutschen von einer Laktoseintoleranz betroffen. Die Behandlung der Laktoseintoleranz besteht je Schweregrad der Erkrankung in einer laktosearmen oder laktosefreien Diät. Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Adipositas-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: E73

Empfohlene Laktoseintoleranz-Spezialisten

Artikelübersicht

Definition: Was ist eine Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)?

Die Laktoseintoleranz ist auch als Milchzuckerunverträglichkeit bekannt. Dabei handelt es sich um eine Nahrungsmittelunverträglichkeit gegenüber Milchzucker (Laktose), die auf eine Störung im Enzymhaushalt zurückzuführen ist. Im Körper herrscht ein Mangel am körpereigenen Enzym Laktase. Dadurch ist er nicht in der Lage, den natürlicherweise in Milch und Milchprodukten vorkommenden Milchzucker zu verdauen.

In der Folge treten bei Menschen mit Laktoseintoleranz nach dem Verzehr von Milch und Milchprodukten wie etwa

  • Milchpulver,
  • Käse,
  • Joghurt,
  • Quark,
  • Sahne,
  • Eiscreme oder
  • Schokolade

Beschwerden wie

  • Blähungen,
  • Übelkeit,
  • Bauchschmerzen und
  • Durchfall

auf.

Milchzucker (Laktose) ist ein Zweifachzucker. Er wird normalerweise von Laktase in seine beiden Bestandteile Glukose und Galaktose aufgespalten. Anschließend kann er durch die Darmwand ins Blut übertreten.

Laktase wird in der Schleimhaut des Dünndarms gebildet. Bildet der Dünndarm zu wenig oder gar keine Laktase aus, findet diese Spaltung des Milchzuckers nicht bzw. nur eingeschränkt statt.

Der Dünndarm kann allerdings keinen ungespaltenen Milchzucker aufnehmen. Der Milchzucker verbleibt darum zum einen im Dünndarm, wo er Wasser bindet und so Durchfall verursacht.

Zum anderen gelangt er weiter in den Dickdarm, wo er von Bakterien zu

  • Milchsäure,
  • Essigsäure,
  • Kohlendioxid und
  • Wasserstoff

vergoren wird, was zu den für Laktoseintoleranz-typischen Blähungen führt.

Häufigkeit der Laktoseintoleranz

Die Laktoseintoleranz tritt von Region zu Region unterschiedlich häufig auf. In Deutschland leiden Schätzungen zufolge etwa 15 Prozent der Menschen unter einer mehr oder weniger ausgeprägten Laktoseintoleranz. Auch in anderen europäischen Ländern sowie in Amerika kommt die Laktoseintoleranz häufig vor.

Besonders verbreitet ist die Laktoseintoleranz in asiatischen Ländern und in Schwarzafrika. Hier liegt bei etwa 90 Prozent der Menschen ein Mangel des für die Verdauung von Milchzucker benötigten Enzyms Laktase vor.

Ursachen einer Laktoseintoleranz

Laktoseintoleranz wird immer durch einen Mangel des Enzyms Laktase in der Dünndarmschleimhaut verursacht.

Man unterscheidet dabei zwei Formen:

  • der primäre Laktasemangel ist genetisch bedeingt
  • der sekundäre Laktasemangel wurde im Laufe des Lebens erworben

Bei der primären Form der Laktoseintoleranz besteht der Laktasemangel entweder von Geburt an – was allerdings sehr selten ist. Weitaus häufiger nimmt er im Laufe des Lebens immer mehr zu.

Die sekundäre Laktoseintoleranz entsteht

  • als Folge von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts wie etwa chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder
  • als Behandlungsfolge, etwa nach Operationen des Magen-Darm-Trakts oder nach der längeren Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika oder Zytostatika.

Symptome einer Milchzuckerunverträglichkeit

Die Beschwerden einer Laktoseintoleranz treten in der Regel innerhalb weniger Stunden nach dem Verzehr von Milch und Milchprodukten auf.

 Typischerweise verursacht eine Laktoseintoleranz dann Symptome wie

  • krampfartige Bauchschmerzen,
  • Blähungen,
  • laute Darmgeräusche,
  • Völlegefühl,
  • Durchfall,
  • Verstopfung,
  • starken Stuhldrang,
  • Übelkeit und
  • Erbrechen.
Laktoseintoleranz
Übelkeit und Darmbeschwerden sind häufige Symptome nach dem Genuss von Milchprodukten bei Laktoseintoleranz © bit24 | AdobeStock

Aber auch untypische Symptome, die nicht auf den Verdauungstrakt bezogen sind, können bei einer Laktoseintoleranz auftreten. Hierzu gehören unter anderem

  • Kopfschmerzen,
  • Schwindel,
  • Müdigkeit,
  • Abgeschlagenheit,
  • Gliederschmerzen oder
  • Hautprobleme wie Akne.

Wie stark die Symptome ausgeprägt sind, hängt davon ab,

  • ob der Betroffene unter einer leichten oder schweren Laktoseintoleranz leidet und
  • welche Menge von laktosehaltigen Lebensmitteln er verzehrt hat.

So vertragen einige Betroffene zumindest geringe Mengen an Milchzucker ohne Symptome zu entwickeln. Andere sind nur dann beschwerdefrei, wenn sie komplett auf Milchzucker verzichten.

Diagnose einer Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)

Zur Diagnose einer Laktoseintoleranz stehen mit

  • dem Selbsttest,
  • dem H2-Atemtest und
  • dem Laktose-Belastungstest

verschiedene Tests zur Verfügung.

Beim Selbsttest verzichtet der Betroffene zunächst einige Tage auf den Verzehr von Milchprodukten und trinkt dann ein Glas Milch. Treten unmittelbar danach typische Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Durchfall auf, besteht der Verdacht auf eine Laktoseintoleranz. Verschwinden die Symptome nach drei bis vier Wochen ohne den Verzehr von Milchprodukten, ist die Diagnose so gut wie gesichert.

Der am weitesten verbreitete Test zur Diagnose einer Laktoseintoleranz ist der H2-Atemtest (H2 = Wasserstoff). Während der Zersetzung der Laktose entstehen Gase, so auch der farb- und geruchlose Wasserstoff. Dessen Gehalt in der Atemluft wird vor und nach der Einnahme einer Laktoselösung innerhalb verschiedener Zeitabstände gemessen. Außerdem wird beobachtet, ob der Patient Durchfall oder Anzeichen von Blähungen bekommt.

Ein anderes Verfahren, mit dem sich eine Laktoseintoleranz diagnostizieren lässt, ist der Laktose-Belastungstest. Hierbei wird dem Patienten ebenfalls eine Laktoselösung verabreicht. Anschließend wird in einer Blutanalyse gemessen, wie viel Glukose (aufgespaltener Milchzucker) im Blut enthalten ist. Ist der Anteil zu gering, ist davon auszugehen, dass es sich um eine Laktoseintoleranz handelt.

Behandlung einer Laktoseintoleranz

Laktoseintoleranz wird meistens mit der Ernährungsumstellung auf eine laktosearme bzw. laktosefreie Diät behandelt. Betroffene sollten also größtenteils oder vollständig auf den Verzehr von Milch oder Milcherzeugnissen verzichten.

Stattdessen sollten sie auf laktosefreie oder laktosereduzierte Lebensmittel zurückgreifen. Infrage kommen hier unter anderem Soja-Produkte oder laktosefreie Milchprodukte. Bei letzteren besteht, bis auf den etwas süßlichen Geschmack kein geschmacklicher Unterschied. Der süße Geschmack entsteht durch die industrielle Abspaltung der Laktase.

Milchprodukte
Laktoseintolerante sollten weitgehend auf Milchprodukte verzichten © bit24 | AdobeStock

Wer vollständig auf Milchprodukte verzichtet, sollte gegebenenfalls Kalziumpräparate einnehmen, um möglichen Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Zudem kann bei einer Laktoseintoleranz die Einnahme von Laktose in Form eines Nahrungsergänzungsmittels hilfreich sein. Das fehlende Enzym ist in flüssiger Form oder in Tablettenform erhältlich. Es kann vor einer milchhaltigen Mahlzeit eingenommen oder der Milch zugesetzt werden.

Handelt es sich um eine sekundäre Laktoseintoleranz, ist es wichtig, die zugrunde liegende Krankheit zu behandeln.

Prognose bei einer Milchzuckerunverträglichkeit

Eine Laktoseintoleranz verläuft häufig chronisch und ist meist nicht heilbar. Lebensbedrohlich ist sie aber nicht. Die Lebenserwartung wird durch eine Laktoseintoleranz nicht eingeschränkt.

Betroffene sollten sich aber auf eine lebenslange laktosearme bzw. laktosefreie Ernährung einstellen. Wird diese Diät konsequent eingehalten, können die meisten Betroffenen ein beschwerdefreies Leben führen.

Quellen

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