Suchterkrankungen - Facharzt finden und Informationen

04.11.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Suchterkrankungen können sich unterschiedlich äußern: Drogen, Alkohol, Medikamente, Arbeit, Sex. Zusammenfassend bedeutet das: Wenn Betroffene körperlich und/oder psychisch von etwas stark abhängig sind, sprechen Experten von einer Sucht. Weitere Informationen sowie ausgewählte Fachärzte für Suchterkrankungen finden Sie weiter unten.

ICD-Codes für diese Krankheit: F10, F11, F12, F13, F14, F15, F16, F17, F18, F19

Empfohlene Fachärzte für Suchterkrankungen

Artikelübersicht

Welche Suchterkrankungen gibt es?

Zu den verschiedenen Formen der Abhängigkeiten durch Suchtstoffe gehören:

  • Alkohol (Alkoholsucht)
  • Tabak (Nikotinsucht)
  • Opiate (z.B. Heroin, Morphin)
  • Cannabinoide (Marihuana, Haschisch)
  • Beruhigungs- und Schlafmittel wie z.B. Benzodiazepine (Valium® oder Tavor®)
  • Kokain und andere Stimulanzien (Amphetamine, Ecstasy, Speed)
  • Halluzinogene (LSD, Pilze)

Wann besteht eine Abhängigkeit bzw. Suchterkrankung?

Eine Abhängigkeit von einem Suchtstoff besteht dann, wenn mindestens 3 der folgenden 6 Symptome vorliegen:

  • Ein sehr starkes Verlangen nach dem Suchtstoff, dem Betroffene kaum widerstehen können
  • Kontrollverlust: Eine verminderte Kontrolle bzgl. des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums (z.B. nicht aufhören können zu trinken, bis man einen starken Rausch hat)
  • Entzugssymptome beim Absetzen des Suchtstoffes (Unruhe, Zittern, Ängste)
  • Toleranzentwicklung: Eine Steigerung der konsumierten Menge, um die gleichen Effekte zu erreichen
  • Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen (Familie, Freundeskreis, Arbeit) zugunsten des Suchtstoffes
  • Fortsetzung des Konsums trotz schädlicher Folgen

Missbrauch bezeichnet einen Konsum, der trotz fehlender Abhängigkeit zu körperlichen oder psychischen Problemen führt.

Was ist psychische und körperliche Abhängigkeit?

Unter psychischer Abhängigkeit verstehen Experten ein starkes, unwiderstehliches Verlangen nach der Substanz.

Körperliche Abhängigkeit besteht, wenn der Körper die Substanz ständig benötigt, um Entzugssymptome zu verhindern. Das Ausmaß der psychischen und körperlichen Abhängigkeit ist bei den verschiedenen Stoffen unterschiedlich stark ausgeprägt.

SuchtstoffeSuchtmittel greifen in unterschiedlicher Weise in den Neurotransmitter-Stoffwechsel ein @ O.Farion /AdobeStock

Was sind Drogen?

Unter Drogen verstand man früher pflanzliche Arzneistoffe, später auch synthetische Medikamenten. Heute nennt man Drogen Stoffe, die eine Wirkung auf das Gehirn haben und daher Abhängigkeit erzeugen können.

Eine Einteilung in illegale Drogen (Heroin, Kokain, Amphetamine) und legale Drogen (Alkohol, Tabak) ist üblich.

Wie häufig sind Suchterkrankungen?

In Deutschland gehören Suchterkrankungen zu den häufigsten psychischen Störungen. Unter den Suchterkrankungen dominiert die Alkoholsucht, die etwa sechsmal häufiger vorkommt als andere drogenbedingte Störungen.

Die prozentuale Häufigkeit verschiedener Abhängigkeitserkrankungen lässt sich wie folgt angeben:

  • Alkohol: 70 Prozent
  • Mehrfachabhängigkeit (Polytoxikomanie): 20 Prozent
  • Medikamente: 5 Prozent
  • Drogen: 5 Prozent

Für Deutschland gelten etwa folgende Zahlen:

  • 7,8 Millionen Deutsche haben einen riskanten Alkoholkonsum (16 Prozent)
  • 2,4 Millionen (4 Prozent) zeigen einen Alkoholmissbrauch
  • 1,5 Millionen (3 Prozent) sind alkoholabhängig
  • 2 Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Cannabis
  • 1,5 Millionen Deutsche sind medikamentenabhängig, davon ca. 1,2 Millionen von Beruhigungsmitteln (Benzodiazepinen)
  • 1 Million Deutsche konsumieren häufig Amphetamine (Ecstasy), Tendenz steigend
  • Ungefähr 150.000 Menschen in Deutschland konsumieren Heroin

Wie entstehen Suchterkrankungen?

Beim Entstehen von Abhängigkeit spielen verschiedene Faktoren eine Rolle.

Zu diesen Faktoren gehören:

  • Genetische Faktoren (Erbfaktoren): Wenn Eltern oder Verwandte abhängig sind, besteht ein erhöhtes Risiko, selbst abhängig zu werden. Auch wenn man nicht in der unmittelbaren Umgebung aufwächst.
  • Verhaltens- und Lernfaktoren: Wer in einem Umfeld mit abhängigen Personen aufwächst oder lebt, hat ein erhöhtes Risiko, selbst abhängig zu werden.
  • Soziale Faktoren: Der gesellschaftliche Zwang (mittrinken oder mitrauchen) kann Abhängigkeitsentwicklungen fördern.
  • Gleichzeitiges Bestehen anderer psychischer Erkrankungen (v.a. Angsterkrankungen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen): Wer an einer anderen psychischen oder körperlichen Erkrankung leidet, hat ein erhöhtes Risiko suchtkrank zu werden. Gerade zu Beginn lindert der Suchtstoff Symptome wie Angstzuständen.

Eine Suchterkrankung ist keine Schwäche oder Versagen, sondern Folge einer langen Entwicklung. Meist bewältigen Betroffene die Sucht nur mit professioneller Hilfe. Denn Sucht ist eine Krankheit!

Die Behandlung von Suchterkrankungen

Die Therapie von Abhängigkeitserkrankungen verläuft prinzipiell in vier Stufen:

  1. Kontaktphase: Hier tritt der Patient erstmals in Kontakt mit professionellen Helfern wie Hausarzt, Facharzt für Psychiatrie, Psychologe, Beratungsstelle o.ä.
  2. Entgiftungsphase: Hier erfolgt die Entgiftung in einem psychiatrischen oder internistischen Krankenhaus (Dauer 1 bis 3 Wochen).
  3. Entwöhnungsphase: Hier erfolgt die Entwöhnung in speziellen Fachkliniken für Suchtkranke (Dauer: 2 bis 4 Monate).
  4. Nachsorgephase: In dieser Phase versuchen Experten den Erfolg der Entgiftungs- und Entwöhnungsphase aufrechtzuerhalten. Wichtig sind hier der Hausarzt und Facharzt für Psychiatrie, Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen (Dauer: lebenslang).
Anonyme AlkoholikerDie Anonymen Alkoholiker sind eine weltweit agierende Selbsthilfeorganisation zur Bekämpfung von Alkoholismus @ Studio Romantic /AdobeStock

Ziel jeder Therapie ist der völlige Verzicht auf den Suchtstoff. Durchlaufen Betroffene alle Phasen, dann ist die Aussicht am höchsten, dauerhaft ohne Suchtmittel leben zu können. Erster Ansprechpartner ist immer der Hausarzt, der den Kontakt zu Therapieeinrichtungen und Beratungsstellen herstellen kann.

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