Psychosomatische Erkrankungen - Arzt finden und Informationen

15.02.2019
Mag. Susanne Schmieder
Medizinische Fachautorin

Psychosomatik bedeutet, dass Körper und Seele eine Einheit bilden, die nicht getrennt werden kann. Körperliche Beschwerden haben eine Auswirkung auf das seelische Befinden und umgekehrt. Bei psychosomatischen Erkrankungen liegt zumindest ein Teil der Ursachen im seelischen Bereich. Auslöser können zum Beispiel Stress, Ängste oder traumatische Erlebnisse sein. Die Beschwerden bei psychosomatischen Erkrankungen sind sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen, dass keine körperliche Ursache gefunden werden kann, welche die Symptome vollständig erklären könnte.

Hier finden Sie weitere Informationen sowie einen ausgewählten Arzt für psychosomatische Erkrankungen.

Empfohlene Ärzte für psychosomatische Erkrankungen

Artikelübersicht

Symptome von psychosomatischen Erkrankungen

Durch seelische Probleme können die unterschiedlichsten Krankheitsbilder hervorgerufen werden. Dementsprechend vielfältig sind die möglichen Symptome. Weit verbreitet sind zum Beispiel:

In allen Fällen geht man von einer psychosomatischen Erkrankung aus, wenn trotz sorgfältiger Diagnostik keine körperliche Ursache gefunden werden kann.

Wie häufig kommen psychosomatische Erkrankungen vor?

Dass seelische Belastungen zu körperlichen Problemen führen, kennt fast jeder: Stress „schlägt auf den Magen“, Angst „sitzt uns im Nacken“ oder „geht an die Nieren“. Diese Redewendungen kann man manchmal durchaus wörtlich nehmen: Stress und andere Belastungen können ganz konkret zu Magenschmerzen, Nackenverspannungen oder anderen Symptomen führen. Etwa 80 Prozent der Deutschen machen im Laufe ihres Lebens Erfahrungen mit solchen körperlichen Problemen, die eigentlich von der Psyche kommen.

In vielen Fällen gehen die Beschwerden von selbst wieder vorbei und werden kaum beachtet. Bei einigen Menschen bleiben die Beschwerden jedoch über lange Zeit bestehen. Sie werden chronisch und nehmen immer mehr Raum im Leben ein, ohne dass der direkte Zusammenhang zu den seelischen Ursachen noch wahrgenommen werden kann. Dann spricht man von einer psychosomatischen Erkrankung oder auch von einer somatoformen Störung.

Daneben gibt es zahlreiche Krankheiten, die zwar nicht vollständig durch seelische Belastungen entstehen, aber durch sie begünstigt und verschlimmert werden. Dazu gehören zum Beispiel Magengeschwüre, Herzinfarkte, Hörstürze, Neurodermitis, Bandscheibenvorfälle und viele weitere Probleme. Die moderne Medizin geht davon aus, dass sehr viele organische Erkrankungen auch einen seelischen Anteil haben.

Die Entstehung von psychosomatischen Erkrankungen

Die Ursachen von psychosomatischen Krankheiten sind vielfältig. Möglich sind zum Beispiel:
  • Stress
  • Angst und Sorgen
  • Trauer
  • ungelöste Konflikte
  • traumatische Erlebnisse
  • schwierige Lebensumstände
  • Depressionen

Diese Belastungen führen zu unterschiedlichen körperlichen Reaktionen: Muskeln verkrampfen sich, Stresshormone behindern die ausreichende Versorgung und Entspannung des Körpers, der Schlaf ist gestört, der Stoffwechsel ändert sich, Organe werden nicht ausreichend versorgt. Hält dieser Zustand über längere Zeit an, können körperliche Schmerzen und andere Symptome entstehen, die sich im schlimmsten Fall „verselbstständigen“. Die Beschwerden führen meist zu noch größeren Belastungen, die wiederum die Symptome verschlimmern können – ein Teufelskreis entsteht.

Diagnose von psychosomatischen Erkrankungen

Bei körperlichen Symptomen wird meist erst einmal nach einem körperlichen Auslöser gesucht. Lässt sich dieser nicht finden, besteht grundsätzlich der Verdacht auf eine psychische Ursache. Im nächsten Schritt muss dann eine psychische Diagnostik erfolgen, um diesen Verdacht zu bestätigen. Hierbei werden vor allem die Lebensumstände und Belastungen des Patienten berücksichtigt.

Psychosomatische Beschwerden sind nicht eingebildet!

Wichtig für das Verständnis von psychosomatischen Erkrankungen ist: Die Beschwerden sind nicht „eingebildet“, sondern tatsächlich vorhanden und mitunter sehr belastend. Dass keine körperlichen Ursachen gefunden werden können, verunsichert die Betroffenen oftmals noch stärker. Ungeschickte Aussagen wie „Ihnen fehlt nichts“ wecken bei den Patienten das Gefühl, mit ihrer Wahrnehmung stimme etwas nicht. Schließlich spüren sie die körperlichen Beschwerden deutlich und fühlen sich alleingelassen, wenn keine Ursache gefunden werden kann oder die Symptome gar als nicht real abgetan werden.

Dass Stress, Sorgen, Ängste und andere seelische Belastungen Ursache der Probleme sind, können sich sehr viele Patienten nicht vorstellen. Und auch in den Gesundheitsberufen liegt das Augenmerk oftmals noch nicht stark genug auf der Möglichkeit einer psychosomatischen Erkrankung. Viele Ärzte beschränken sich nach wie vor auf die Untersuchungen im körperlichen Bereich, obwohl die moderne Medizin längst weiß, dass psychosomatische Beschwerden häufig vorkommen. Nicht selten suchen Patienten dann einen Arzt nach dem anderen auf oder wenden sich alternativen Heilmethoden zu, um endlich jemanden zu finden, der ihnen helfen kann. Auf diese Weise dauert es oft jahrelang, bis die richtige Diagnose gestellt und die passende Behandlung begonnen wird.

Behandlung von psychosomatischen Erkrankungen

Da die Ursache für die Erkrankung im seelischen Bereich liegt, muss hier auch die Therapie ansetzen. Daher kommt für die Behandlung von psychosomatischen Erkrankungen vor allem die Psychotherapie in Betracht. Diese arbeitet mit den unterschiedlichsten Methoden. Im Mittelpunkt steht meist das psychotherapeutische Gespräch, das dazu dient, die Belastungen des Patienten zu erkennen und zu vermindern. Gemeinsam mit dem Betroffenen werden Lösungen erarbeitet, wie die Belastungssituationen reduziert oder besser verarbeitet werden können.

Entspannungstechniken, Ergotherapie, Sozialtherapie sowie Bewegungs- und Körpertherapie können ergänzend zum Einsatz kommen. Gleichzeitig kann es hilfreich sein, die körperlichen Symptome durch Medikamente, manuelle Therapie oder andere Maßnahmen zu verbessern. In einigen Fällen werden Medikamente (Psychopharmaka) eingesetzt, um die seelische Verfassung des Patienten zu verbessern und eine Behandlung überhaupt erst möglich zu machen.

Quellen

  • Möller et al. (2015): Duale Reihe Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme-Verlag.
  • Schneider, F. & Weber, S. (2009): Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie ...in 5 Tagen. Springer-Verlag.
  • Esch, T. (2017): Die Neurobiologie des Glücks: Wie die Positive Psychologie die Medizin verändert. Thieme-Verlag.
  • Lautenbacher, S. & Gauggel, S. (2010): Neuropsychologie psychischer Störungen. Springer-Verlag.
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