Lendenwirbelsäule-Schmerzen: Spezialisten & Infos

13.03.2023
Dr. med.  Joachim Schuchert
Medizinischer Fachautor

Schmerzen der unteren Lendenwirbelsäule sind weit verbreitet und betreffen ca. 80 Prozent der Bevölkerung ein- bis mehrmals im Leben. Häufig gehen ungewohnte Hebe- oder Tragebelastungen dem Schmerz 1 bis 2 Tage voraus.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für die Behandlung von Lendenwirbelsäule-Schmerzen.

ICD-Codes für diese Krankheit: M54.86, M54.87, M54.96, M54.97

Spezialisten für Lendenwirbelsäule-Schmerzen

Artikelübersicht

Häufigkeit und Ursachen von Schmerzen der unteren Lendenwirbelsäule

Rückenschmerzen im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule (LWS) ist weit verbreitet. Ca. 80 Prozent der Bevölkerung ist ein- bis mehrmals im Leben davon betroffen.

Ursache dieser Rückenschmerzen ist häufig ein Bandscheibenschaden. Auch andere Verschleißerkrankungen der Lendenwirbelsäule können Schmerzen in der LWS verursachen. Dazu gehört etwa der Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke (sog. Facettengelenksarthrose).

Anatomie der Wirbelsäule
Die Lendenwirbelsäule ist der untere Bereich der Wirbelsäule © Peter Hermes Furian / Fotolia

Weitaus häufiger führt jedoch eine muskuläre Dysbalance, also ungleichmäßige Muskelverhältnisse, zu Schmerzen der unteren LWS. Ein Beispiel dafür sind eine schwache Bauchmuskulatur bei normal kräftiger Rückenmuskulatur. Meist gehen dem Schmerz 1 bis 2 Tage vor Schmerzbeginn ungewohnte Hebe- oder Tragebelastungen voraus (z.B. ungewohnte Gartenarbeit etc.).

Leider lassen sich muskuläre Verspannungen weder im Röntgenbild noch im MRT sehen. Dadurch konzentrieren sich Ärzte bei der Ursachensuche häufig fälschlicherweise auf die Bandscheiben und die kleinen Wirbelgelenke. Funktionelle muskuläre Ungleichgewichte werden als Schmerzursache dabei häufig außer Acht gelassen.

Wie stellen sich Schmerzen der unteren Lendenwirbelsäule dar?

Schmerzen in der unteren Lendenwirbelsäule äußern sich gerne als instabiles „Durchbrechgefühl“. Auch bewegungsabhängige stechende Schmerzen kommen vor. Sie strahlen teilweise in die Flanke aus. Manche Patienten können sich nicht mehr schnell aus einer gebückten Haltung in eine aufrechte Körperhaltung begeben.

LWS Rückenschmerzen
Viele Menschen leiden im Laufe ihres Lebens an Rückenschmerzen der unteren Lendenwirbelsäule © artstudio_pro / Fotolia

Oft nehmen Patienten mit Symptomen im LWS-Bereich aufgrund der Schmerzen eine Schonhaltung ein. Dadurch stehen sie in einer schrägen oder verschobenen Körperhaltung.

Diese Schonhaltung führt auf Dauer zu weiteren Beschwerden. Daher ist es ein wichtiges Therapieziel für den Patienten, aus der Schonhaltung zu kommen.

Bei Schmerzen in der Lendenwirbelsäule kann es je nach Ursache zu verschiedenen Symptomen kommen. Die genauen Schmerzsituationen geben Aufschluss über das mögliche Krankheitsbild:

  • Schmerzen beim Vorbeugen: Hauptsächlich bei Bandscheibenvorfall, Entzündung oder Reizung des Iliosakralgelenks oder Facettengelenksyndrom
  • Schmerzen beim Zurücklehnen: Das Iliosakralgelenk oder Nervenkompression können verantwortlich sein (Foramenstenose)
  • Schmerzen beim Sitzen: Häufig bei Bandscheibenvorfall, Facettengelenksyndrom und Wirbelgelenkblockaden oder bei Bandscheibenverschleiß (Osteochondrose)
  • Erleichterung durch Liegen: Bei Spinalkanalstenose, Bandscheibenvorfall und Wirbelgleiten. Andere LWS-Erkrankungen können selbst in Ruhe zu Schmerzen führen.
  • Schwäche: Vor allem bei Spinalkanalstenose

Diagnosestellung bei Schmerzen der unteren Lendenwirbelsäule

Häufig erfolgt im akuten Stadium die konventionelle Röntgendiagnostik. Die Ärzte dokumentieren dabei oft nur die Schiefhaltung der LWS. Bei Ausstrahlung in die Beine wird gerne auch eine MRT (Magnetresonanztomographie) zur Hilfe genommen. Damit lassen sich massive Bandscheibenvorfälle erkennen bzw. ausschließen.

Weitaus hilfreicher als die Röntgendiagnostik ist

  • die sorgfältige Anamneseerhebung (Patientengespräch und Krankengeschichte) sowie
  • die ausführliche klinische Untersuchung inklusive der Austestung der verkürzten Muskelgruppen (z.B. Bauch-, Gesäß- oder Hüftbeugemuskeln).

Fast alle Patienten berichten von ungewohnten muskulären Überlastungen kurz vor Beginn des Schmerzereignisses. Die Diagnose lautet dann häufig akute Lumbago (= akuter Rückenschmerz der LWS, auch Hexenschuss genannt) bei muskulärer Dysbalance.

Behandlung von Schmerzen der unteren Lendenwirbelsäule

Als Erstmaßnahme bei Schmerzen des unteren Rückens wird häufig eine Stufenbettlagerung angewandt. Dazu legt sich der Patient auf den Rücken und winkelt seine Beine in der Hüfte und im Knie im 90°-Winkel an. Hilfreich ist dabei ein Schaumstoffwürfel, eine Getränkekiste mit Decke oder ein Stuhl.

Diese Stufenbettlagerung führt zu einer Entlastung von

  • Bandscheiben,
  • kleinen Wirbelbogengelenken und
  • der häufig verkürzten Bauchmuskulatur.

Eine Wärmflasche auf dem Bauch und auf der Gesäßmuskulatur kann ebenfalls weiterhelfen.

Im weiteren Verlauf eignet sich ferner eine intensive Wärmebehandlung der hüftumgreifenden Muskelgruppen, z.B. durch heißes Abduschen.

Auch physiotherapeutische Maßnahmen inkl. Massage und Fango sind für die betroffenen, überlasteten Muskelgruppen sinnvoll. Dadurch werden die Muskeln gedehnt und gelockert und gelangen im Erfolgsfall zurück in einen schmerzarmen Zustand.

Medikamentös helfen herkömmliche Schmerzmittel beim muskulär bedingten Rückenschmerz eher selten. Medikamente aus der Reihe der Muskelrelaxantien haben hier häufig eine bessere Wirkung.

Wenn ein Bandscheibenvorfall oder ein Facettengelenksyndrom die Ursache der Schmerzen ist, sollte diese Grunderkrankung behandelt werden. Der Ausgleich von Muskeldysbalancen hat dann nur einen begleitenden Effekt.

Die Dauer der Behandlung inkl. Physiotherapie hängt vom Allgemeinzustand des Patienten und der Schmerzausprägung ab. Ein Richtwert sind ungefähr 3 bis 6 Wochen. Gibt es danach keine deutliche Besserung, sollte die Diagnose überprüft und weitere Untersuchungen angegangen werden.

Beim Bandscheibenvorfall kann eine Operation Erleichterung schaffen. Nutzen und Risiken wägt ein Neurochirurg mit dem Patienten ab. Beim Facettensyndrom haben sich Spritzen als effektive Maßnahme erwiesen. Den genauen Ablauf der Facetteninfiltration als Schmerztherapie zeigt das Video:

Bitte akzeptiere zusätzliche externe Inhalte, um dieses Video anzusehen.

Heilungsaussichten und Nachsorge bei Schmerzen der unteren Lendenwirbelsäule

Schmerzen im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule können immer wieder auftreten.

Als Vorbeugung eignen sich

  • die regelmäßige Dehnung der zur Verkürzung neigenden Muskelgruppen (also: Gesäß-, Bauch- und Hüftbeugemuskeln) sowie
  • die Kräftigung der rumpfstabilisierenden Muskelgruppen (z.B. Rückenstrecker).

Häufig wird durch einseitig durchgeführtes Training das muskuläre Ungleichgewicht eher noch gefördert statt verbessert. Es sollte daher besser unter physiotherapeutischer Anleitung stattfinden.

Auch eine verbesserte Beweglichkeit der Gelenke hat einen positiven Einfluss auf Schmerzen im unteren Rücken. Spaziergänge und Radfahren sind sanfte Bewegungsformen, die bei Rückenschmerzen empfehlenswert sind. 

Übermäßige Schonung und Bewegungspausen sind nur als erste Maßnahme gegen den Schmerz sinnvoll. So früh wie möglich sollte Bewegung wieder zum täglichen Programm gehören, damit die Muskulatur nicht abbaut. Beginnen Sie ruhig mit einem kleinen Pensum, wichtig ist Regelmäßigkeit und sanfte Steigerung

Übergewicht belastet den Rücken und seine Strukturen. Bauen Sie ein erhöhtes Körpergewicht ab, um die Wirbelsäule zu entlasten. Dabei führen eine ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung nach dem Prinzip "Mehr verbrauchen als konsumieren" zum Ziel. Eine Ernährungsberatung kann Ihnen individuelle Tipps geben. 

Joggende Frau
Vor dem Sport sollten Sie die Muskeln ausreichend dehnen und lockern © Nastassia Yakushevic / Fotolia

Sport nach Schmerzen der unteren Lendenwirbelsäule

Sobald die Schmerzen verschwunden sind, können Sie in aller Regel jegliche sportliche Aktivität wiederaufnehmen. Voraussetzung dafür ist, dass keine wirklich strukturellen Schädigungen an den Bandscheiben nachgewiesen wurden.

Mit zunehmendem Lebensalter müssen Sie jedoch immer mehr Wert auf die sogenannte Muskelhygiene legen. Das heißt, Sie müssen bei sportlicher Belastung die beanspruchten Muskelgruppen aufwärmen, lockern und dehnen. So gewährleisten Sie eine optimale Muskelfunktion und beugen Verletzungen vor. Ansonsten steigt das Risiko für einen Muskelfaserriss oder eine Muskelzerrung.

Fazit aus der Praxis

Der untere Rückenschmerz wird nur sehr selten durch einen Bandscheibenschaden oder Bandscheibenvorfall verursacht. Weitaus häufiger sind muskuläre Überlastungen der Grund. Entsprechend muss sich die Behandlung auf die Ursache (= die Muskulatur) richten.

Dauern die Schmerzen länger an und helfen konservative Therapien nicht weiter, muss die Diagnostik fortgesetzt werden.

Wenn neurologische Ausfallerscheinungen hinzukommen, sollte sich die Diagnose auf einen Bandscheibenschaden oder eine Schädigung der Spinalnerven konzentrieren. Neurologische Ausfallerscheinungen sind zum Beispiel

  • Kribbeln,
  • ein Hitze- oder Kältegefühl ohne äußere Ursachen oder
  • Taubheit.
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