Gelenkverletzungen: Spezialisten & Informationen

12.07.2023
Dr. rer. nat. Marcus Mau
Autor des Fachartikels

Im Kindesalter, beim Sport oder anderen Alltagsaktivitäten besteht stets ein Risiko für Verletzungen der Gelenke. Nicht immer fallen Gelenkverletzungen sofort auf, doch ist es wichtig, früh zu reagieren, um Schäden und dauerhafte Bewegungseinschränkungen zu vermeiden. Die meisten Gelenkverletzungen verursachen jedoch Schmerzen.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für Gelenkverletzungen.

Empfohlene Spezialisten für Gelenkverletzungen

Artikelübersicht

Der Aufbau eines Gelenks

Der Aufbau der Gelenke ist je nach Bewegungsumfang sehr kompliziert und bietet daher auch eine Vielzahl an Verletzungsmöglichkeiten.

Die gelenkbildenden Knochen tragen an ihren jeweiligen Enden dünne Schichten aus Gelenkknorpel. Zwischen diesen beiden Gelenkflächen liegt ein schmaler Spalt, der die Bewegung ermöglicht – der sogenannte Gelenkspalt. Damit die Gelenkknorpelflächen nicht trocken aufeinander reiben, ist der Gelenkspalt mit Gelenkflüssigkeit gefüllt, der Synovia. Diese „Gelenkschmiere“ ernährt den Knorpel und sorgt gleichzeitig dafür, dass das Gelenk beweglich bleibt. 

Gelenke werden von einer Gelenkkapsel umfasst, die das Gelenk stützt und schützt. Zusammen mit den Gelenk- und Kapselbändern entsteht ein komplizierter Kapsel-Band-Apparat, der das jeweilige Gelenk stabilisiert und seine Funktion unterstützt.

Allerdings sind diese hochkomplexen Systeme auch anfällig für vielfältige Schäden.

Welche Arten von Gelenkverletzungen gibt es?

Je nach Schwere der Verletzungen werden im Bereich der Gelenkverletzungen folgende vier Hauptformen unterschieden:

  • Gelenkprellung,
  • Gelenkverstauchung,
  • Gelenkverrenkung sowie 
  • Gelenkbruch.

Eine Sonderform der Gelenkverletzung ist die Gelenkknorpelverletzung. Diese kann bei Prellungen, Verrenkungen oder Stauchungen auftreten. So werden beispielsweise bei Kniegelenksverletzungen oft auch kleinere Knorpelabsplitterungen an der Kniescheibe beobachtet.

Solche Knorpelbruchstücke können auch später noch im Gelenk zu einer stärkeren Abnutzung der Knorpelflächen führen. Dadurch kann z. B. eine Gelenkarthrose entstehen.

Wie kommt es zu einer Gelenkverletzung und was ist zu tun?

Gelenkverletzungen sind meist die Folge von äußerer Gewalteinwirkung, z. B. durch

  • Verdrehung,
  • Schläge oder
  • Stürze.

Bei sehr grober Gewalt, etwa bei einem Unfall, kommen oft auch Knochenbrüche oder Blutungen dazu.

Zu erkennen sind Gelenkverletzungen meist unmittelbar aufgrund eines plötzlich einsetzenden, starken Schmerzes. Hinzu kommen Schwellungen und zunehmende Bewegungseinschränkungen. In schweren Fällen ist zudem eine auf den Unfall folgende Gelenkfehlstellung zu beobachten.

Für die Erste Hilfe bei Gelenkverletzungen wurde die leicht zu merkende PECH-Formel entwickelt:

  • Pause: Das verletzte Gelenk ist umgehend ruhig zu stellen. Eine vom Betroffenen gewünschte Schonhaltung sollte unterstützt werden. In dieser Haltung spüren Betroffene die geringsten Schmerzen.
  • Eis: Die Kühlung des verletzten Gelenks sollte sehr schnell nach der Verletzung einsetzen. Legen Sie dazu für etwa 30–45 Minuten kalte Tücher oder Eiskompressen auf.
  • Compression: Das verletzte Gelenk kann zusätzlich durch einen Kompressionsverband unterstützt werden. Dieser lindert etwas die Schmerzen. Darüber hinaus lässt sich mithilfe des Verbandes auch ein Kühlakku oder ähnliches fixieren.
  • Hochlagern: Um mögliche Blutungen und auch die Hämatombildung am verletzten Gelenk zu reduzieren, sollte die betroffene Extremität hoch gelagert werden.

Bei leichteren Verletzungen ist anschließend ein Arzt zu konsultieren. Nach Unfällen oder schweren Verletzungen, die unter anderem mit Blutungen einhergehen, ist ein Notruf unter der 112 abzusetzen. 

Ellenbogenverletzung
Auch Kinder können sich durch Stürze schnell an den Gelenken verletzen © famveldman | AdobeStock

Diagnostik bei Gelenkverletzungen

Am Anfang der Diagnostik stehen auch bei den Gelenksverletzungen die Anamnese und die klinische Untersuchung. Bestandteil der Untersuchung ist eine Funktionsüberprüfung der Gelenkbeweglichkeit sowie der Reflexe, um neurologische Schäden nach einem Unfall auszuschließen.

Zur Beurteilung des Ausmaßes der Verletung kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, z. B.

Zu den minimal-invasiven Diagnoseverfahren gehören darüber hinaus die Gelenkpunktion und die Arthroskopie. Bei der Arthroskopie werden Instrumente und eine Minikamera über einen kleinen Operationsschnitt direkt in das verletzte Gelenk eingebracht.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Gelenkverletzungen?

Neben der Ersthilfe spielen anfangs meist schmerzlindernde Medikamente und eine Ruhigstellung des betroffenen Gelenks eine größere Rolle.

Liegt am Gelenk eine Verrenkung vor – häufig bei Knie- oder Schultergelenken – wird der Arzt versuchen, das Gelenk wieder "einzurenken" (Reposition).

Wassereinlagerungen infolge einer Gelenkverletzung führen oft zu schmerzhaften Schwellungen um das Gelenk herum. In diesem Fal wird die Verletzung punktiert, um das überschüssige Gewebewasser abzuleiten und damit die Druckbelastung am Gelenk zu verringern.

In den meisten Fällen wird nach Gelenkverletzungen auch physiotherapeutisch behandelt. Die Physiotherapie hat das Ziel, die Beweglichkeit im Gelenk zu verbessern. Nach längerer Ruhigstellung soll sie die Muskeln und Gelenke wieder langsam stärken.

Nach schweren Gelenkverletzungen, z. B. bei Unfall oder Bänderrissen, müssen diese in der Regel operativ versorgt werden:

  • Gerissene Bänder des Bänderhalteapparates im Gelenk werden genäht.
  • Knochen und Knorpelanteile beim Knochenbruch benötigen teilweise Platten, Schrauben oder Klammern zur Fixierung und Stabilisierung. In diesen Fällen ist mit einer längeren Heilung der Gelenkverletzungen und mit einer verlängerten Reha zu rechnen.

Prognose nach Gelenkverletzung

Je schwerer die Gelenkverletzung war und je öfter es im Leben zu Schäden an einem Gelenk gekommen ist, desto höher ist auch das Risiko, eine der Spätfolgen zu entwickeln. So kann es beispielsweise dazu kommen, dass

  • Betroffene eine Sekundärarthrose ausbilden,
  • Fehler bei der Knochenheilung auftreten,
  • das Gelenk instabil wird, weil der Bänderhalteapparat „ausleiert“ oder die unterstützende Muskulatur zu schwach ist,
  • sich das geschädigte Gelenk versteift und damit unbeweglich wird.

Quellen

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