Hirndurchblutungsstörung - Medizinische Experten

06.09.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Die zerebrale (lat.: cerebrum = Gehirn) Ischämie (griech.: ischaimia = Blut zurückhalten) zählt zu den Hirndurchblutungsstörungen und wird auch als Hirninfarkt oder Hirnschlag bezeichnet. Sie gilt als häufigste Variante eines Schlaganfalls und basiert auf einer zu geringen Durchblutung des Gehirns, die plötzlich in Erscheinung tritt. Die Langzeitfolgen dieser verminderten arteriellen Blutzufuhr sind oftmals gravierend und bemessen sich an der Schwere des Vorfalls sowie der Dauer, die zwischen dem Ereignis und dem Beginn der Behandlung lag.

ICD-Codes für diese Krankheit: I67.88

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Kurzübersicht:

  • Was ist eine zentrale Ischämie? Die häufigste Variante eines Schlaganfalls und damit eine lebensbedrohliche Hirndurchblutungsstörung, bei der das Gehirn plötzlich nicht mehr mit ausreichend Blut versorgt wird.
  • Ursachen: Durch eine Thrombose oder eine Embolie wird eine Hirnarterie schlagartig verschlossen. Häufig ist dafür Arteriosklerose verantwortlich. 
  • Anatomie: Zwei Arterienpaare versorgen das Gehirn ständig mit ausreichend Blut. Bereits zehn Sekunden ohne eine Versorgung reichen für eine Ohnmacht aus. Wird ein Gefäß unterhalb der Hirnbasis verschlossen, können andere Arterien die Blutversorgung weitgehend sicherstellen, darüber ist das nicht möglich.
  • Symptome: Sprachprobleme, motorische Einschränkungen, einseitige Taubheitsgefühle, Schwindel, Verständnisstörungen, Sehbeeinträchtigungen, starke Kopfschmerzen.
  • Diagnose: Eine schnelle und korrekte Diagnose rettet Leben! Nervenfunktionen und der Zustand von Gefäßen und Gewebestrukturen im Gehirn werden überprüft. Auch eine Blutuntersuchung wird durchgeführt.
  • Behandlung: Die ersten sechs Stunden sind entscheidend für die Heilungschancen. Mittels Lyse wird das Gerinnsel aufgelöst. Auch eine Stent-Implantation ist möglich.

Artikelübersicht

Ursachen für eine zerebrale Ischämie

Bei 85 Prozent aller Fälle ist ein Gefäßverschluss für einen Schlaganfall verantwortlich. Bei den verbleibenden 15 Prozent liegt ein hämorrhagischer (blutender) Schlaganfall, auch Hirnblutung genannt, vor. Hier ist ein geplatztes Gefäß der Auslöser.
 
Ursache für eine zerebrale Ischämie ist meist eine Thrombose oder eine Embolie:

Die Thrombose

Bei der Thrombose bildet sich ein sogenannter Thrombus (Blutpfropf) im Gehirn, der das Gefäß verschließt. Meist durch Ablagerungen im Gefäß, die auf eine Arteriosklerose (Schlagader-Verhärtung) zurückgehen. Das Gewebe im Gehirn erhält nicht mehr ausreichend Sauerstoff. Wenn der Zustand länger andauert, sterben die zugehörigen Nerven und das Gewebe ab. Eine eingeschränkte Funktionalität ist die Folge.

Oberflächliche Venenthrombose am linken Bein

Oberflächliche Venenthrombose am linken Bein @ hriana / AdobeStock

Die Embolie

Bei einer Embolie (Gefäßverschluss) besteht ein Blutgerinnsel, das außerhalb des Gehirns liegt. Zum Beispiel im Herzen. Von dort aus gelangt der Thrombus über den Blutkreislauf ins Gehirn und verursacht den Verschluss eines Blutgefäßes. Grund für Verstopfungen im Hirnbereich sind Arterien, die immer dünner werden, je näher sie dem Gehirn liegen.

Blutversorgende Hirngefäße (Willis-Kreis)

Die Versorgung des Gehirns mit Blut ist lebensnotwendig. Zwei Arterienpaaren regeln die Blutversorgung. Beide treffen sich in der Hirnbasis zu einem ringförmigen Arterienkreis, der sogenannte Willis-Kreis (nach dem Arzt Thomas Willis benannt).
 
Wenn eine zerebrale Ischämie unterhalb des Willis-Kreises geschieht, dann können die anderen Arterien die Blutversorgung weitgehend übernehmen.
 
Passiert der Verschluss hingegen oberhalb des Willis-Kreises - in den Hirnarterien - dann ist ein Ausgleichen nicht mehr möglich. Eine dauerhafte Schädigung ist die Folge.
 

Bereits zehn Sekunden ohne ausreichende Blutzufuhr führen zur Bewusstlosigkeit. Nach etwa zwei bis drei Minuten sterben Nervenzellen und eine Schädigung des Hirngewebes  ist die Folge.

Abbildung Willis-Kreis

Abbildung Willis-Kreis @ joshya / AdobeStock

Symptome bei Hirndurchblutungsstörungen

Die Symptome, die mit einer Minderdurchblutung des Gehirns einhergehen, fallen sehr unterschiedlich aus und sind häufig auch parallel möglich. Die Symptome variieren, da unterschiedliche Areale betroffen sein können.
 
Auch hinsichtlich Dauer gibt es Unterschiede. Symptome können fortlaufend bestehen bleiben oder aber wieder vergehen.
 
Die häufigsten Symptome sind:
 
  • Störungen des Sprachzentrums
  • Motorische Einschränkungen
  • Einseitige Taubheitsgefühle
  • Verständnisstörungen
  • Schwindel
  • Beeinträchtigung des Sehens
  • Starke Kopfschmerzen
Sollten Sie bei sich selbst oder bei jemand anderem solche Symptome bemerken, müssen Sie umgehend den Rettungsdienst rufen.
 
Die erste Anlaufstelle ist das sogenannte Schlaganfallzentrum (Stroke Unit) eines Krankenhauses. Stroke Units sind auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten spezialisiert. Ihr Handeln trägt maßgeblich dazu bei, dass der Patient überlebt und ob er Folgeschäden davonträgt.

Diagnose von Hirndurchblutungsstörungen

Lebensrettung und Folgeschäden hängen stark von der zeitnahen und richtigen Diagnose ab. Je schneller die Ärzte handeln, desto höher sind die Chancen einer Genesung.
 
Die Stroke Unit klärt ab, wie stark die Einschränkungen der Nervenfunktionen sind. Danach kontrollieren die Spezialisten das Ausmaß der Schädigung.
 
Die Ärzte nehmen dem Patienten Blut ab und untersuchen den Gerinnungsfaktor und den Blutzuckerwert.
 
Damit der Patient die richtige Behandlung erhält, müssen die Ärzte die genaue Form des Schlaganfalls feststellen. Patienten mit einer zerebralen Ischämie erhalten eine andere Behandlung als jene, die eine Hirnblutung haben. Menschen mit einer Hirnblutung brauchen häufig eine Operation.

Heilungschancen bei zerebralen Durchblutungsstörungen

Wenn Ärzte eine zerebrale Ischämie nicht rasch erkennen, ist die Aussicht auf Heilung äußerst gering. Ein ischämischer Schlaganfall ist grundsätzlich ein medizinischer Notfall. Rasches Handeln ist entscheidend.
 
Faktoren, die einen Schlaganfall begünstigen, sind vor allem:
     
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Bluthochdruck
  • Diabetes mellitus
  • Chronischer Bewegungsmangel
Wenn Sie ein Risikopatient sind und an Gedächtnisstörungen leiden, dann sollten Sie jedenfalls einen Arzt aufsuchen.
 
Eine frühzeitig erkannte Arteriosklerose ist gut behandelbar. Ein gesunder Lebensstil und Medikamente senken das Schlaganfallrisiko deutlich.

Behandlung von Hirndurchblutungsstörungen

Wenn der Patient einen Schlaganfall erleidet, dann sind die ersten sechs Stunden entscheidend für die Heilungschancen. Innerhalb dieses Zeitrahmens ist häufig noch eine medikamentöse Therapie möglich.
 
Das wichtigste Verfahren ist hier die sogenannte Lyse (griech.: lösen). Der Arzt verabreicht Injektionen, die das Gerinnsel auflösen.
 
Eine weitere Möglichkeit ist der Stent-Retriever (Gitternetz). Der Stent-Retriever ist ein Instrument, das Ärzte bei der Schlaganfalltherapie einsetzen. Über die Leistenarterie schieben die Spezialisten den Stent-Retriever bis zur verschlossenen Arterie. Das Gerinnsel bleibt im Gitternetz hängen und kann so beseitigt werden.

 

Mechanische Thrombektomie zur Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls

Mechanische Thrombektomie zur Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls @ songkram / AdobeStock

Wenn diese beiden Methoden nicht mehr greifen, helfen noch therapeutische Interventionen, die zur Besserung der Langzeitfolgen beitragen. Rehabilitative Maßnahmen (physiotherapeutische, ergotherapeutische oder logopädische Übungen) können das Ausmaß der Folgeschäden minimieren.

Spezialisten für Hirndurchblutungsstörungen

Für die Behandlung von Hirndurchblutungsstörungen sind unterschiedliche Fachärzte zuständig:
 
Der Neurologe ist Spezialist für Gehirn- und Nervenerkrankungen und damit primär der behandelnde Arzt. Der Internist (Innere Medizin) bringt seine Kompetenz im Bereich von Gefäßerkrankungen ein. Der Kardiologe ist für Herzerkrankungen und den Zusammenhang zwischen einem Gerinnsel im Herzen und dem Schlaganfall zuständig.
 
Je nach präziser Diagnosestellung kommen weitere Fachrichtungen hinzu, darunter Gefäßchirurgen und Radiologen.

Fazit

Bei der zerebralen Ischämie sind Sie mit der häufigsten Form eines Schlaganfalls konfrontiert. Die Ursache ist eine akut auftretende Minderdurchblutung des Gehirns. Die auftretenden Symptome hängen davon ab, wo genau der Arzt die Durchblutungsstörung lokalisiert. Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall und muss zeitnah in einer Stroke Unit behandelt werden. Die Heilungs- und Genesungschancen hängen primär vom schnellen Therapiebeginn und der Schwere des Vorfalls ab.

Quellen

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