AMIS-Methode: Informationen & AMIS-Spezialisten

Für das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks (Hüftendoprothese) gibt es verschiedene Zugangswege zum Hüftgelenk. Sie haben alle ihre Vor- und Nachteile. Die AMIS-Methode ist einer dieser Zugang. AMIS steht für „anterior minimally invasive surgery“ (vordere minimal-invasive Chirurgie). Es handelt sich um ein chirurgisches Verfahren, bei dem der Zugriff besonders schonend über die Vorderseite des Patienten erfolgt. Mit der AMIS-Technik wird das Risiko für operationsbedingte Verletzungen von Muskeln, Nerven, Sehnen und Blutgefäßen deutlich reduziert. So sind weniger Komplikationen und eine schnellere Genesung nach der Operation zu erwarten. Typischerweise kommt die AMIS-Technik bei Patienten mit Gelenkabnutzung (Arthrose) der Hüfte (Koxarthrose) zur Anwendung.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte AMIS-Spezialisten und Zentren.

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AMIS-Technik - Weitere Informationen

Definition: Was ist die AMIS-Technik?

AMIS ist ein besonders schonender minimal-invasiver operativer Eingriff zur Implantierung eines künstlichen Hüftgelenks.

Es handelt sich nicht um eine "Schlüsselloch"-Technik, die sich durch winzige Schnitte und den Einsatz von endoskopischen Instrumenten auszeichnet. Der Vorteil der AMIS-Technik im Vergleich zur offenen Operation liegt in der kleineren und gewebeschonenden Schnittführung.

Der Schnitt ist nur etwa acht Zentimeter lang. Der Chirurg setzt ihn vorne über dem Hüftgelenk.

Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten in diesem Bereich werden während der Operation keine Muskeln, Nerven oder Sehnen verletzt. Der Chirurg kann die Muskeln einfach auf die Seite schieben, um zum Hüftgelenk zu gelangen. Somit kann das neue, künstliche Hüftgelenk sehr muskelschonend implantiert werden.

Für das Einsetzen der Hüftendoprothese wird ein spezieller Beinhalter genutzt. Er soll die Operation erleichtern und einen Dehnungsschaden des Oberschenkelnervs (Nervus femoralis) verhindern.

Vier operative Zugänge haben sich bei der Implantation einer Hüftendoprothese bewährt. Die AMIS-Technik ist einer davon. Die drei weiteren bewährten Zugänge sind:

  • der dorsale (hintere) Zugang, der von hinten durch die Gesäßmuskulatur und die Muskeln der Außenrotatoren zum Hüftgelenk führt. Das bedeutet, die Muskeln werden durch den Eingriff verletzt.
  • der laterale (seitliche) Zugang, der von der Seite durch die Muskeln der Abduktoren („Abspreizer“) zum Hüftgelenk führt. Auch hier werden die Muskeln verletzt.
  • der anterolaterale (vordere seitliche) Zugang, der vorne seitlich zwischen einzelnen Muskeln zum Hüftgelenk führt. Zwar werden keine Muskeln direkt verletzt, allerdings kommt es durch das erforderliche Zurseiteziehen des mittleren Gesäßmuskels häufiger zu dessen Schädigung.

Alle vier Operationsverfahren können mittels kleinerer Hautschnitte durchgeführt werden. Nur beim vorderen Zugang (AMIS) und, mit Einschränkung, beim vorderen seitlichen Zugang werden auch die

so geschont, dass von einem insgesamt minimal-invasiven Eingriff gesprochen werden kann.

Gründe für die Behandlung

Ein übermäßiger Verschleiß des Hüftgelenks (Koxarthrose) ist bei etwa 90 Prozent der Patienten der Grund für ein künstliches Hüftgelenk. Weitere Gründe für die Operation können Verletzungen und Brüche sowie andere Erkrankungen wie Knochennekrose sein.

Das Hüftgelenk besteht aus dem Kopf des Oberschenkelknochens (Femur) und der schalenförmigen Pfanne des Beckenknochens. Damit die Knochen sich nicht direkt berühren, sind die Knochen im Bereich des Gelenks mit Knorpel überzogen. Zusätzlich schützt Gelenksflüssigkeit davor, dass im Gelenk eine zu große Reibung entsteht.

Wenn sich die Knorpelschicht aufgrund einer Erkrankung oder früherer Verletzungen abnutzt, spricht man von Arthrose (Gelenkverschleiß). Dadurch entstehen starke Schmerzen im Gelenk.

Das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks führt in den meisten Fällen zu einer raschen Besserung der Schmerzen. Ohne Schmerzen ist der Patient auch wieder mobiler und hat dadurch eine höhere bessere Lebensqualität.

Aufgrund des gewebeschonenden Verfahrens hat die AMIS-Technik entscheidende Vorteile gegenüber den anderen Zugangswegen:

  • Der Blutverlust während der Operation und die Schmerzen nach der Operation sind geringer.
  • Die Genesungszeit ist verkürzt, was eine schnellere Rückkehr in den Alltag erlaubt.
  • Der Krankenhausaufenthalt ist verkürzt.
  • Da die Muskeln während des Eingriffs geschont werden, ist die Stabilität der Hüfte nach dem Eingriff erhöht und damit das Risiko, dass das Gelenk „auskugelt“ geringer. Auch bestehen keine Bewegungseinschränkungen.
  • Aufgrund des verringerten Verletzungsrisikos von Muskeln und Nerven ist auch das Risiko, dass der Patient hinkt, reduziert.
  • Aufgrund des kleineren Hautschnitts bleibt nur eine kleinere Narbe.
  • Da in diesem Körperbereich die geringste Fettverteilung vorliegt, ist AMIS auch für übergewichtige Personen geeignet.
  • Das Einsetzen einer Hüftprothese in beiden Hüftgelenken ist im Rahmen nur einer Narkose möglich.
Darstellung eines künstlichen Hüftgelenkes
Darstellung eines künstlichen Hüftgelenks © crevis | AdobeStock

Die Operationsmethode ausführlicher präsentiert

Die Operation kann in Vollnarkose oder in Rückenmarksnarkose durchgeführt werden. Bei der Rückenmarksnarkose ist der Patient zwar wach, seine Beine sind aber schmerzunempfindlich. Die gesamte Operation dauert etwa 60 bis 90 Minuten.

Bei der Gelenksimplantation mittels AMIS-Technik wird der Patient auf den Rücken gelagert und das Bein in einem speziellen Beinhalter fixiert. Der Beinhalter ermöglicht, dass das Bein während der Operation immer in der optimalen Lage gehalten werden kann.

Nach Setzen eines kleinen Hautschnitts oberhalb des Hüftgelenks sucht sich der Chirurg den vorgegebenen Weg zwischen den Muskeln bis zum Hüftgelenk. Die Muskeln selbst werden nicht verletzt und Blutungen können vermieden werden. Da in diesem Bereich auch keine wichtigen Nerven den Zugang kreuzen, besteht nur eine geringe Gefahr für Nervenverletzungen mit anschließender Beeinträchtigung von Muskelfunktionen kommt.

Mit speziellen Spreizern wird das Gewebe offen gehalten. So hat der Chirurg trotz kleiner Öffnung eine gute Einsicht in das Operationsgebiet.

Nach Öffnen der Gelenkkapsel wird zunächst der durch Arthrose geschädigte Femurkopf entfernt. Anschließend setzt der Chirurg die neue Hüftpfanne in den Beckenknochen ein. Im zweiten Schritt implantiert er den künstlichen Schaft in den Oberschenkelknochen und befestigt den Prothesenkopf.

Die Operationswunde wird abschließend vernäht.

Verhalten nach OP und Nachsorge

Nach der Operation kommt es in der Regel nur zu geringen Schmerzen, was auf die muskelschonende Operationsweise zurückzuführen ist. Der Krankenhausaufenthalt beträgt nur wenige Tage.

Für jeden Patienten wird individuell ein geeignetes Rehabilitationsprogramm zusammengestellt. Eine ambulante Physiotherapie ist meist ausreichend. Auf Wunsch des Patienten kann auch eine stationäre Rehabilitation erfolgen.

Normalerweise kann der Patient bereits schon am Operationstag aufstehen und an Gehhilfen gehen. Der Patient kann hinsichtlich der axialen („senkrechten“) Belastung von Beginn an voll mobilisiert werden. Er kann also die Hüfte so stark belasten, wie es für ihn angenehm ist.

Nach etwa zwei bis drei Wochen verzichten die meisten Patienten auf Gehhilfen. Es gelten auch keine wesentlichen Einschränkungen hinsichtlich der Beweglichkeit. Das Schlafen in Seitenlage ist von Anfang an möglich.

Auf einen Kraftaufbau in Beugung und Maximalbelastung (zum Beispiel Beinpresse) sowie Anwendungen, die mit Vibrationen und starken axialen Stauchungen einhergehen, sollte der Patient in den ersten Monaten verzichten. So kann die Endoprothese gut in den Knochen einwachsen.

Insgesamt ist aber die Rückkehr zu den Alltagsaktivitäten sehr rasch möglich. Autofahren beispielsweise ist theoretisch schon nach etwa 2 Wochen wieder möglich. Aus versicherungsrechtlichen Gründen sollte der Patient damit aber etwa vier bis sechs Wochen nach dem Eingriff warten.

Je nach ausgeübtem Beruf kann bereits nach wenigen Wochen die Berufstätigkeit wieder aufgenommen werden. Bei Berufen mit schwerer körperlicher Arbeit ist allerdings eine längere Pause von einigen Monaten erforderlich. So wird das Einwachsen der Prothese in den Knochen nicht gestört.

Komplikationen, Risiken, Prognose

Das Ergebnis mit AMIS-Technik ist hinsichtlich funktioneller Belastung des neuen Hüftgelenks insbesondere in den ersten Monaten nach der Operation besser. Die Rehabilitation ist deutlich beschleunigt im Vergleich zu alternativen Operationsverfahren. Das Komplikationsrisiko ist gering.

Wie bei jedem operativen Eingriff besteht auch bei der AMIS-Technik ein Risiko für

  • Thrombosen und Embolien sowie
  • Wundheilungsstörungen und Infektionen.

Es liegt allerdings ein erhöhtes Risiko vor, dass ein kleiner in der Nähe des OP-Gebietes verlaufender Hautnerv (der Nervus cutaneus femoris lateralis) durch die eingesetzten chirurgischen Instrumente gedehnt wird. Dadurch kann es zu einem vorübergehenden leichten Dehnungsschaden kommen. Dies kann sich durch ein pelziges Gefühl neben bzw. unterhalb der Operationsnarbe äußern, das sich aber meist wieder zurückbildet.

Ein künstliches Hüftgelenk hat eine Lebensdauer von durchschnittlich etwa 20 Jahren.

In manchen Fällen kann sich die Prothese frühzeitig lockern, dann wäre ein Prothesenwechsel notwendig. Damit eine Prothesenlockerung rechtzeitig erkennt wird, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen, bei Bedarf auch Röntgenuntersuchungen erforderlich.

Bei Infektionen können sich Bakterien über die Blutbahn auch im Bereich der Endoprothese ansiedeln und so zu einer Endoprothesenlockerung führen. Das kann zum Beispiel bei einer Zahninfektion oder einer Nasennebenhöhleninfektion passieren.

Eine gerötete, geschwollene und erwärmte Hüftgelenksregion kann auf eine Infektion der Endoprothese hinweisen. Dann muss genau abgeklärt werden, was die Ursache für die Beschwerden ist. Der Patient muss seinen Arzt auch im Falle einer banalen Infektion über sein künstliches Hüftgelenk informieren. Dann kann der Arzt rechtzeitig eine Antibiotikatherapie einleiten.

Gelockerte Endoprothesen kommen glücklicherweise relativ selten vor.

Quellen

  • Anbari K (2014) Advantages and Disadvantages of Anterior Hip Replacement. Arthritis-health. https://www.arthritis-health.com/surgery/hip-surgery/all-about-anterior-hip-replacement
  • Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (2019) Koxarthrose. S2k-Leitlinie. AWMF-Register-Nr.: 033-001. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-001l_S2k_Koxarthrose_2019-07_1.pdf
  • Gollwitzer H (2018) Die minimal-invasive AMIS-Technik zur Implantation von Hüftprothesen. Der Orthopäde 47(9): 782-787. https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00132-018-3591-y
  • Holstein J (2019) AMIS - Minimalinvasive Hüftendoprothetik über den anterioren Zugang. sportärztezeitung 1: 2-6. https://ethianum-klinik-heidelberg.de/dokumente/upload/Prof_Dr_Holstein_ueber_AMIS_saez0119.pdf
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