Vagotomie: Spezialisten & Vagotomie-Informationen

Die Vagotomie ist eine Methode zur operativen Behandlung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren. Sie kommt heute kaum noch zur Anwendung. Meistens hilft eine medikamentöse Säuresuppression im Magen. Operativ hat sich eher die Magenresektion bewährt.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für eine Vagotomie.

Empfohlene Spezialisten für eine Vagotomie

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Vagotomie - Weitere Informationen

Definition: Vagotomie

Bei der Vagotomie handelt es sich um ein operatives Therapieverfahren zur Behandlung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren.

Die Vagotomie bedeutet die Durchtrennung der beiden Hauptäste des Nervus vagus (Trunkuläre Vagotomie) oder deren Aufzweigungen. Sie sind unter anderem für die Säureproduktion des Magens verantwortlich. Die Säureproduktion erfolgt durch die Belegzellen im Magenfundus und -corpus. Die Säureausscheidung wird durch die Nervenfasern des Nervus vagus stimuliert.

Ziel der verschiedenen Vagotomie-Verfahren ist es, die Säureproduktion zu unterdrücken. Der Chirurg durchtrennt dazu die Nervenfasern, die zum Magen und Zwölffingerdarm ziehen, an verschiedenen Stellen des Magens.

Neben der Vagotomie steht noch die Teilentfernung des Magens unter Mitnahme des Ulkus (distale Magenresektion) oder die Kombination aus beiden Verfahren zur Verfügung.

Vagotomie bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren

Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre entstehen durch vermehrte Säureproduktion im Magen, oder durch deren Ungleichgewicht. Es handelt sich um einen tiefsitzenden Defekt der Schleimhaut, der sich bis hin zum Magendurchbruch entwickeln kann.

Die Ursache von Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren sind unterschiedlicher Natur:

  • Chronische Magenentzündung durch Bakterien (Helikobakter pylori)
  • Dauerhafte Einnahme von NSAR (z.B. Aspirin, Diclofenac etc.)
  • Nikotinkonsum
  • Alkohol
  • selten: Nebenschilddrüsenadenome, Gefäßanomalien (Dieulafoy Ulkus)

Das therapeutisches Mittel der ersten Wahl sind säureinhibitorische Medikamente. Sie unterdrücken die Säureproduktion im Magen (sog. Protonenpumpeninhibitoren).

Dadurch hat sich die Durchführung der Vagotomie in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich verringert. Nicht immer ist jedoch eine medikamentöse Therapie ausreichend oder möglich. Handelt es sich um ein Zwölffingerdarmgeschwür, ist somit die Vagotomie indiziert.

Eine suffiziente Medikationstherapie und eine antibiotische Therapie kann zunächst helfen. Entwickelt der Patient dann erneut ein Zwölffingerdarmgeschwür, ist die Vagotomie nicht sinnvoll: Die Säuresuppression wird nach einer Vagotomie nicht wesentlich besser sein als unter der medikamentösen Säuresuppression.

Anatomischer Verlauf des Nervus Vagus

Der Nervus vagus ist der zehnte Hirnnerv. Ab seinem Eintritt in den Brustraum ist er ein rein parasympathischer Nerv. Er tritt durch das Zwerchfell (Hiatus oesophageus) in den Bauchraum. Sein Versorgungsgebiet reicht vom Magen über den Dünndarm bis hinab zum Dickdarm. Der Nerv endet im so genannten Cannon-Böhm'schen Punkt, der sich im Bereich der linken Flexur des Dickdarmes befindet.

Der Nervus vagus versorgt alle parasympathisch zu innervierenden Organe vom Halsbereich bis zur linken Dickdarmflexur. Er ist der einzige Hirnnerv, der über die Kopf- und Halsregion hinaus innerviert. Im Verdauungstrakt sorgt er für

  • eine Peristaltiksteigerung der glatten Muskulatur,
  • eine Sekretionssteigerung der dortigen Drüsen und
  • eine Veränderung der chemischen Zusammensetzung der Verdauungssäfte.

Während seines Übertritts vom Brustraum in den Bauchraumteilt sich der Nervus vagus in zwei Stämme auf:

  • Truncus vagalis anterior (vorderer Stamm), rechts der Speiseröhre verlaufend,
  • Truncus vagalis posterior (hinterer Stamm), rechts der Speiseröhre verlaufend,
  • Ramus criminalis, links der Speiseröhre verlaufend.

Vorgehen bei einer Vagotomie

Man unterscheidet drei Vagotomie-Verfahren:

  • Selektive proximale Vagotomie (SPV),
  • Selektive gastrale Vagotomie (SGV),
  • Trunkuläre Vagotomie (TV).

Selektive proximale Vagotomie (SPV)

Bei einer selektiven proximalen Vagotomie werden alle vorderen und hinteren Vagusäste, die zu den Belegzellen von Fundus und Korpus verlaufen, durchtrennt. Die motorischen Äste, die für die Magenmotilität sorgen, bleiben dabei erhalten. Man unterbindet damit also ausschließlich die sekretorischen Vagusäste.

Die Nervenversorgung von Antrum und Pylorus bleibt erhalten. Dadurch lässt sich eine Magenentleerungsstörung vermeiden.

Der Ramus criminalis darf bei einer selektiven proximalen Vagotomie nicht übersehen werden. Dieser Nervenast hat Fasern, die zum Fundus ventrikuli verlaufen. Sie stimulieren somit die Säureproduktion im oberen Abschnitt des Magens. Dieser Ast muss aufgesucht und unterbunden werden.

Die selektive proximale Vagotomie endet mit der Unterbindung des Nervenastes Ramus gastroepiploicus im Bereich der großen Kurvatur des Magens.

Selektive gastrale Vagotomie (SGV)

Bei der selektiven gastralen Vagotomie werden sämtliche Äste des Nervus vagus, die zum Magen verlaufen, gekappt. Dazu gehören auch die Nervenfasern zum Pylorus.

Lediglich die Äste zur Leber und Ganglion coeliacum werden geschont.

Dieses Verfahren resultiert in einer Magenentleerungsstörung. Daher ist immer ein Drainageverfahren (Pyloroplasitk oder Pyloromyotomie) notwendig.

Trunkuläre Vagotomie (TV)

Bei der trunkulären Vagotomie werden beide Stämme des Nervus vagus nahe dem Zwerchfell durchtrennt. Das führt zu einer kompletten Denervierung des gesamten Versorgungsgebietes im Bauchraum.

Auch hierbei ist ein Drainageverfahren obligatorisch.

Aufgrund der erheblichen Folgezustände wird dieses Verfahren heute nicht mehr durchgeführt.

Komplikationen einer Vagotomie

Die häufigste Komplikation nach einer Vagotomie ist mit ca. 20 Prozent Wahrscheinlichket die Magenentleerungsstörung. Sie tritt insbesondere nach der trunkulären Vagotomie (TV) auf. Dies ist die Folge einer nicht mehr ausreichenden Relaxierung der Muskulatur im Bereich des Magenausganges (Pylorospasmus). Dadurch ist meist eine Zweitoperation notwendig.

Die zweithäufigste Komplikation mit ca. 6 bis 10 Prozent nach einer Vagotomie ist das Wiederauftreten eines Geschwüres. Ursache ist dann eine nicht ausreichend durchgeführte Vagotomie.

Milz- und Speiseröhrenverletzungen werden mit 1 bis 2 Prozent beobachtet. Durchfälle oder Meteorismus treten seltener auf (ca.1 Prozent).

Nach vollständiger Genesung sind in der Regel nach der Vagotomie keine relevanten Einschränkungen im Alltag zu erwarten.

Fazit zur Vagotomie

Bei notwendiger operativer Therapie eines Magens- oder Zwölffingergeschwüres ist die Magenresektion den verschiedenen Vagotomie-Verfahren überlegen.

Die Vagotomie wird heute nur noch in den seltensten Fällen durchgeführt. Sie ist durch die Anwendung der medikamentösen Säuresuppression im Magen nahezu ersetzt.

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