Gastroenteritis - Arzt finden und Informationen zur Magen-Darm-Entzündung

26.09.2023
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Die Gastroenteritis (Magen-Darm-Entzündung) ist eine Schleimhautentzündung des Magens und des Dünndarms, seltener auch des Dickdarms. In der Umgangssprache wird die Erkrankung auch als Magen-Darm-Grippe oder Magen-Darm-Virus bezeichnet. Allerdings hat eine Gastroenteritis nichts mit der echten Grippe (Influenza) zu tun. Die Magen-Darm-Grippe ist weit verbreitet: In Deutschland erkranken jährlich ca. 65 Millionen Erwachsene. Noch häufiger sind Säuglinge und Kleinkinder betroffen: Sie erkranken bis zum dritten Lebensjahr etwa zwei- bis dreimal im Jahr an Gastroenteritis. Auch ältere Menschen ab 70 Jahren haben ein erhöhtes Risiko, sich mit der Krankheit anzustecken.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie Ärzte für die Behandlung einer Gastroenteritis.

ICD-Codes für diese Krankheit: A09, K52

Ärzte für die Behandlung einer Gastroenteritis

Artikelübersicht

Was ist eine Gastroenteritis?

Eine Gastroenteritis ist eine entzündliche Erkrankung des Magen-Darm-Traktes, deren vordergründigstes Symptom Durchfall ist. Der Name setzt sich zusammen aus Gastro- (medizinisch für Magen), -enter (medizinisch für Darm) und -itis (medizinisch für Entzündung). Im Volksmund wird die Gastroenteritis auch Magen-Darm-Grippe genannt.

Was genau infiziert sich bei einer Gastroenteritis?

Bei einer Gastroenteritis kommt es zu einer Entzündung der Schleimhaut, die den gesamten Magen-Darmtrakt auskleidet. In den meisten Fällen entsteht diese Entzündung durch Krankheitserreger, kann allerdings auch durch schlecht verträgliche Medikamente oder chemische Giftstoffe, wie z.B. Metalle oder bestimmte pflanzliche Substanzen, auftreten. Auch bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten kommt es letztlich zu einer abakteriellen (das bedeutet ohne Keimnachweis) Entzündung der Schleimhaut.

Auch wenn sich die Schleimhaut im gesamten Magen-Darm-Trakt, also von Magen bis zum Enddarm) entzünden kann, ist am häufigsten der Dünndarm betroffen. Eine Beteiligung des Magens ist ebenfalls keine Seltenheit, der Dickdarm ist allerdings nur in Ausnahmefällen betroffen.

Welche Ursachen hat eine Gastroenteritis?

Eine Gastroenteritis kann verschiedene Ursachen haben. In den meisten Fällen, insbesondere in den Wintermonaten, wird die Magen-Darm-Entzündung durch Viren ausgelöst. Auch Bakterien und Parasiten können die Erkrankung verursachen. Am häufigsten sind Rota- und Noroviren für eine Gastroenteritis verantwortlich.

Magen-Darm-Trakt

Eine Infektion über Bakterien ist deutlich seltener, verläuft allerdings auch schwerer. Zu den häufigsten bakteriellen Erregern gehören Salmonellen, Campylobacter, Shigellen, Yersinien und das Darmbakterium Escherichia coli. Eine Ansteckung durch Parasiten geschieht in der Regel bei Reisen in Länder mit niedrigem Hygienestandard. Dies sind vor allem Länder in Afrika, Mittelamerika und Südasien.

Die Übertragung der Magen-Darm-Grippe erfolgt meist durch Schmierinfektionen. Es genügen bereits 10 bis 100 Viruspartikel für eine Ansteckung. Wenn Erreger aus Stuhl und Erbrochenem auf Gegenstände und Oberflächen gelangen, können die Erreger von dort über Kontakt mit den Händen in den Mund und den Verdauungstrakt anderer Menschen gelangen. Dies wird als fäkal-orale Übertragung bezeichnet, fäkal ist die Bezeichnung für Stuhlgang, oral für über den Mund. 

Gelegentlich erfolgt sie auch durch eine Tröpfcheninfektion, bei der sich winzige Partikel von Erbrochenem über die Luft verbreiten. 

Auf Fernreisen infizieren sich Menschen meist durch verunreinigtes Trinkwasser oder verseuchte Lebensmittel. Dieses insbesondere in weniger entwickelten Ländern, z. B. in Teilen von Afrika oder Asien, der Fall. Insbesondere schlechte Hygieneverhältnisse sind eine Ursache für dort häufiger auftretende Magen-Darm Infekte.

Können auch Antibiotika eine Gastroenteritis verursachen?

Auch die Einnahme von Antibiotika ist eine typische Ursache für Durchfallerkrankungen. Der Grund hierfür ist, dass Antibiotika die normale Darmflora schädigen und somit zu einem verstärkten Wachstum von krankhaften Keimen führen können. Diese wiederum können teilweise Giftstoffe produzieren und in den Darm abgeben (sogenannte Exotoxine) oder selbst als Giftstoffe wirken (sogenannte Endotoxine). Diese Giftstoffe sowie die krankhaften Bakterien können in Stuhlproben nachgewiesen werden. Die einzig sinnvolle Maßnahme in solchen Fällen ist das Absetzen des Antibiotikums, damit sich die Darmflora erholen und wieder aufbauen kann.

Welche Symptome treten bei einer Gastroenteritis auf?

Je nach Erreger können sehr leichte bis heftige Symptome auftreten. Das häufigste und im Vordergrund stehende Symptom ist Durchfall, der insbesondere bei viraler Infektion wässrig sein kann.

Bei einer Gastroenteritis beginnen die Beschwerden meist plötzlich. Die Inkubationszeit, das heißt die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbrechen der Symptome, beträgt zwischen 4 und 48 Stunden. Typische Beschwerden, die mit einer Magen-Darm-Grippe einhergehen, sind:

Es können je nach Art des Krankheitserregers auch weitere Beschwerden hinzukommen, zum Beispiel:

Wie lange dauert eine Gastroenteritis normalerweise?

In der Regel klingen die Beschwerden nach 24 bis 48 Stunden wieder ab. Wenn sich die Symptome nach 48 Stunden nicht bessern, sollten Sie auf jeden Fall einen Spezialisten aufsuchen. Eine Gastroenteritis darf nämlich nicht auf die leichte Schulter genommen werden, da Erbrechen und Durchfall zu einem Verlust von Flüssigkeit, Elektrolyten und Nährstoffen führen.

Wie wird eine Gastroenteritis diagnostiziert?

In den meisten Fällen kann eine Gastroenteritis durch eine Anamnese und körperliche Untersuchung diagnostiziert werden. Selten sind weitere Maßnahmen oder aufwendige bildgebende Verfahren notwendig. Zum Nachweis von Erregern kann eine Stuhlprobe indiziert sein, insbesondere wenn der Verdacht auf eine antibiotikaassoziierte (durch Antibiotika hervorgerufene) Magen-Darm-Grippe besteht.

Was ist wichtig bei der Krankengeschichte?

Die Erhebung der Krankengeschichte (Anamneseerhebung) ist außerordentlich wichtig. Hierzu gehört insbesondere die Erfragung der

  • Vorgeschichte,
  • Medikamenteneinnahme oder
  • besonderer zur Erkrankung führender Ereignisse.

Unter anderem ein Auslandsaufenthalt oder der Kontakt mit erkrankten Personen sind hier wichtig und unbedingt zu erfragen. Aber auch die Einnahme spezieller Medikamente oder der Verdacht auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten sollten hier abgefragt und erwähnt werden. Des Weiteren werden typischerweise Fragen über die Beschaffenheit des Stuhls, die Häufigkeit sowie eventuell zusätzliche Blutauflagerungen gestellt.

Was gehört zur körperlichen Untersuchung?

Neben der Krankengeschichte ist die körperliche Untersuchung eine weitere, sehr wichtige und oft wegweisende diagnostische Maßnahme. Hierbei wird der Bauch abgetastet, insbesondere wird untersucht, ob irgendwelche Druckstellen vorliegen oder lokalisierte Druckschmerzen im Bauchraum bestehen. Aber auch Resistenzen, das bedeutet tastbare Verhärtungen, können bei der körperlichen Untersuchung festgestellt werden.

Mit einem Stethoskop können die Darmgeräusche abgehört werden. Der Verdacht auf Engstellen kann hier bereits ohne weitere Maßnahmen oder eine Bildgebung durch erfahrene Mediziner geäußert werden.

Auch die Haut und die Hautbeschaffenheit werden beurteilt. Eine trockene Haut und sogenannte „stehende Hautfalten“ sind wichtige Hinweise auf einen vergrößerten Flüssigkeitsverlust, welcher bei starken Durchfällen durchaus mehrere Liter am Tag betragen kann. Durch den Flüssigkeitsverlust entsteht eine verminderte Elastizität des Bindegewebes, was ursächlich für die stehenden Hautfalten ist. Sobald der Flüssigkeitshaushalt normalisiert ist, erhält die Haut in aller Regel ihre ursprüngliche Elastizität zurück.

Wann sind weitere Untersuchungen notwendig? 

In bestimmten Fällen sind weiterführende Untersuchungen notwendig, unter anderem in folgenden Situationen:

  • bei Säuglingen unter 3 Monaten
  • bei Blut im Stuhl
  • nach einem Auslandsaufenthalt in Risikogebieten
  • bei einem schweren und langen Krankheitsverlauf
  • bei Immunschwäche wie AIDS
  • wenn wichtige Begleiterkrankungen vorliegen
  • wenn der Patient in Gemeinschaftseinrichtungen arbeitet oder Lebensmittel verarbeitet
  • bei einer geplanten oder kürzlich erfolgten Einnahme von Antibiotika

Weiterführende Untersuchungen sind beispielsweise Blut-, Urin- und Stuhluntersuchungen, in seltenen Fällen eine Endoskopie (Darmspiegelung) oder ein Ultraschall.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gegen Gastroenteritis gibt es?

Die Mehrheit der Betroffenen wird ohne Medikamente behandelt, Antibiotika sollten möglichst abgesetzt werden. Das Wichtigste bei einer Gastroenteritis ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Patienten sollen viel trinken (vor allem Wasser und ungesüßten Tee), um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Für Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen können zusätzlich auch Elektrolytpulver verschrieben werden, insbesondere Magnesium und Kalzium sowie Kalium können Mangelerscheinungen verursachen und sollten zügig ersetzt werden. Bei ausgeprägtem Flüssigkeitsverlust kann gegebenenfalls auch eine stationäre Behandlung und Infusionstherapie notwendig sein. 

Zusätzlich sollten Betroffene versuchen, leichte Kost wie Zwieback, Suppen, Bananen, Möhren oder Haferflocken zu sich zu nehmen. Gelegentlich werden auch Medikamente verschrieben, die das Erbrechen oder die Darmtätigkeit hemmen. In bestimmten Fällen ist eine Therapie mit Antibiotika erforderlich. Dies ist zum Beispiel bei schweren Krankheitsverläufen, Frühgeborenen, älteren Menschen, blutigen Durchfällen und bakteriellen Erregern wie Salmonellen, Shigellen oder Escherichia coli sinnvoll.

Wie sind die Heilungsaussichten bei einer Gastroenteritis? 

In der Regel ist ein Magen-Darm-Infekt harmlos und vergeht nach nur wenigen Tagen. Es gibt jedoch gewisse Risikogruppen, bei denen der Krankheitsverlauf schwer und im Extremfall sogar lebensbedrohlich sein kann. Dazu gehören Neugeborene, Kleinkinder und ältere Menschen, die durch starkes und häufiges Erbrechen Flüssigkeit und Elektrolyte verlieren. Auch während der Schwangerschaft und Stillzeit ist eine strengere Überwachung ratsam, um Komplikationen für Mutter und Kind zu vermeiden.

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