Amnesie: Spezialisten und Informationen

11.08.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Viele Menschen kennen vorübergehende Erinnerungslücken oder eine spontane zeitweilige Vergesslichkeit. Das  ist in den meisten Fällen kein Anlass zur Sorge, sondern basiert in der Regel auf Unkonzentriertheit, Müdigkeit oder auch dem normalen Alterungsprozess. Wenn Sie bei sich feststellen, dass Sie sich häufiger oder nachhaltiger nicht erinnern, ist eine medizinische Abklärung hilfreich.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zu Amnesie-Formen und deren Behandlung sowie ausgewählte Amnesie-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: F04, G45.4

Empfohlene Amnesie-Spezialisten

Artikelübersicht

Definition und Symptome einer Amnesie

Der Begriff Amnesie (griech. mnémē = Erinnerung, Gedächtnis) bezeichnet zunächst allgemein einen Gedächtnisverlust. Hierbei bestehen erhebliche Abstufungen hinsichtlich Art, Ursache und Verlauf der Erkrankung.

Die Medizin unterscheidet verschiedene Amnesieformen, die je nach Schweregrad und Auslöser sehr unterschiedlich auf betroffene Patienten wirken. Jede Unterform hat ihre eigenen Symptome, die sich vielfach auch überschneiden:

  • Retrograde Amnesie (retrograd = rückwirkend): Partielle Amnesie, keine Erinnerung an die Zeit vor Beginn der Erkrankung.
  • Anterograde Amnesie (anterograd = vorwärtswirkend): Neues ist nur noch minimal oder gar nicht mehr speicherbar. Diese Variante ist die häufigste Krankheitsform.
  • Globale Amnesie: Sehr lange zurückliegende Erlebnisse sind ebenso wenig abrufbar wie neue Inhalte. Fertigkeiten (Bsp.: Autofahren) bleiben bestehen, jedoch ohne Orientierungsfähigkeit. Diese Amnesieform ist nicht heilbar.
  • Transiente Amnesie (transient = vorübergehend):Alle Gedächtnisinhalte sind betroffen. Fertigkeiten werden weiterhin beherrscht. Diese Form ist eine sogenannte episodische Amnesie und beginnt stets akut. Sie dauert meist etwa eine bis maximal 24 Stunden und endet von selbst.
  • Kongrade Amnesie: Bezieht sich ausschließlich auf das Ereignis, das die Amnesie ausgelöst hat, beispielsweise ein Unfall. Geschehnisse vorher und nachher sind nicht betroffen.
  • Psychogene Amnesie: Umfasst traumatische Erfahrungen und Ereignisse und basiert auf einer unbewussten Verdrängung.

Amnesie und Demenz
Manche Menschen leiden im Alter aufgrund von Demenz an Amnesie © zinkevych | AdobeStock

Ursachen und Risikofaktoren für eine Amnesie

Eine Amnesie tritt in der Regel im Zusammenhang mit einer zugrunde liegenden Erkrankung oder einem konkreten Ereignis in Erscheinung. Sie ist als ein Begleitphänomen zu verstehen, das organisch oder psychogen begründet ist.

Eine psychogen bedingte Amnesie geht auf eine Belastungssituation zurück, die für den betroffenen Menschen extrem bedrückend war. Das Trauma des Ereignisses führt zu einer seelischen Überforderung und mündet in einer Verdrängung des Erlebten. Der Betroffene erinnert das Geschehene nicht mehr.

Eine organisch bedingte Amnesie ist das Resultat einer im Gehirn befindlichen Störung, beispielsweise

Auch bei Medikamenten und Alkoholismus sind Amnesien als Spätfolge möglich.

Risikofaktoren sind vermeidbare gesundheitsschädigende Verhaltensweisen, beispielsweise starker langjähriger Alkoholgenuss oder Rauchen.

Eine zentrale Rolle bei Amnesien spielt der im Gehirn befindliche Hippocampus. Seine äußere Form ähnelt einem Seepferdchen, das entsprechend den Namen definiert. Der Hippocampus ist wesentlich für die Gedächtnisleistungen. Er wird auch als Arbeitsspeicher bezeichnet und ist bei Störungen oder Verletzungen nicht mehr in der Lage, neue Ereignisse im Gehirn abzuspeichern.

Untersuchung und Diagnose einer Amnesie

Der Arzt untersucht Sie zunächst und informiert sich über Ihre Situation. Dazu zählen Fragen nach Art und Ausmaß der Erinnerungslücken sowie nach eventuellen Zusammenhängen mit einem Ereignis als auslösendem Moment. Je präziser Ihre Antworten ausfallen, umso hilfreicher zur Einschätzung der Amnesieform, von der Sie gegebenenfalls betroffen sind.

Außerdem können verschiedene Gedächtnistests bei der Diagnose helfen. Sie ermöglichen eine Einschätzung des Kurz- und Langzeitgedächtnisses. Weiterhin sind bildgebende Verfahren, etwa eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Computertomographie (CT), für die Abklärung denkbar.

Auch eine Messung der Hirnströme mithilfe einer Elektroenzephalografie (EEG) ist üblich. Dadurch lässt sich feststellen, ob unter Umständen eine Epilepsie verantwortlich für den Gedächtnisverlust ist.

In manchen Fällen ist - mit Ihrem Einverständnis - das Hinzuziehen von Freunden oder Verwandten hilfreich. Das kann helfen, ein grundlegenderes Verständnis von Umfang und Zeitraum Ihrer Erinnerungslücken zu bekommen.

Zuständige Spezialisten für die Diagnosestellung sind Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie.

Therapeutische Maßnahmen

Die Behandlung einer Amnesie hängt von der konkreten Ursache ab. Der Arzt therapiert üblicherweise die Grunderkrankung, beispielsweise eine Epilepsie oder einen Schlaganfall.

Bei einem Unfall als Auslöser definiert der damit verbundene Befund die Behandlung.

Sollte ein psychisch bedingtes Trauma für die Amnesie verantwortlich sein, ist die Empfehlung meist eine psychotherapeutische Behandlung. Auch verschiedene Entspannungsverfahren, etwa Yoga oder Autogenes Training, haben sich vielfach als hilfreich erwiesen.

Grundsätzlich gibt es keine Möglichkeiten, einer Amnesie vorzubeugen. Sind Sie betroffen, gibt es vielfältige Optionen des Gedächtnistrainings. Ihr behandelnder Arzt nennt Ihnen geeignete Übungen, die für Sie individuell geeignet sind.

Auch die Reduktion von Stress im Alltag wirkt sich förderlich auf die Gedächtnisleistung aus, ebenso Verständnis und Geduld durch die nächsten Angehörigen.

Krankheitsverlauf und Prognose

Der Verlauf einer Amnesie unterscheidet sich erheblich je nach der bestehenden Form und ihrer Ausprägung.

Bei einem reversiblen (umkehrbaren) Gedächtnisverlust ist die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung Voraussetzung für die Genesung. Bei schwerwiegenden organischen Erkrankungen, vor allem im Zusammenhang mit einer Demenz, lässt sich die Amnesie nicht mehr heilen. Mithilfe der richtigen Therapie lässt sie sich aber für einige Zeit auf dem bestehenden Niveau stabilisieren.

Die Prognose für eine Amnesie als Unfallfolge ist besser zu bewerten als bei einer Alzheimer-Erkrankung. Wesentlich für den weiteren Verlauf bei einem Gedächtnisverlust sind unterstützende Angebote, die helfen,

  • Erinnerungslücken zu schließen,
  • Erinnerungen zu fördern und
  • Erinnerungsprozesse anzuregen.

Je mehr das geschieht, umso besser sind die Aussichten für die Betroffenen.

Fazit

Eine Amnesie stellt immer ein einschneidendes und für viele Menschen bedrohliches Ereignis dar. Erinnerungen sind identitätsstiftend, und ein Gedächtnisverlust ist entsprechend oftmals traumatisch. In vielen Fällen bestehen sehr gute Behandlungsmöglichkeiten und auch Heilungschancen.

Quellen

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