Alkoholsucht - Arzt finden und Informationen zur Alkoholabhängigkeit

19.10.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Alkoholsucht (Alkoholabhängigkeit) ist die häufigste Suchterkrankung. In Deutschland leiden insgesamt rund 2 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Alkoholsucht. Das sind etwa 5 Prozent der männlichen und 2 Prozent der weiblichen Erwachsenen. Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 42.000 Menschen an den Folgen einer Alkoholsucht (z.B. Leberzirrhose).

Erfahren Sie hier mehr über die Alkoholabhängigkeit und finden Sie ausgewählte Ärzte für die Behandlung der Alkoholsucht.

ICD-Codes für diese Krankheit: F10

Empfohlene Ärzte für Alkoholsucht

Artikelübersicht

Jede Art von Alkoholkonsum ist für die Gesundheit riskant. Deshalb wäre es ratsam, komplett auf alkoholische Getränke zu verzichten. Die Gefahr einer Leberzirrhose besteht bei einem regelmäßigen täglichen Alkoholkonsum von über 24 g bei Männern und 12 g bei Frauen. Das sind etwa 0,5-0,6 Liter Bier oder 0,25-0,3 Liter Wein bei einem Mann und die Hälfte bei Frauen.

Alkoholsucht7,9 Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form (Quelle: ESA 2021) @ Pormezz /AdobeStock

Alkoholsucht: Ein Fallbericht

Ein 24-jähriger arbeitsloser Patient stellt sich in einer Beratungsstelle für Suchterkrankungen vor. Er hat seit 5 Jahren einen erhöhten Alkoholkonsum. Dieser steigerte sich in den letzten 2 Jahren nach der Trennung von seiner Freundin. Er trank zu diesem Zeitpunkt 7 Flaschen Bier und eine halbe Flasche Schnaps täglich.

Der Patient ist nicht mehr in der Lageauf den Alkohol zu verzichten. Wenn er das tut, dann setzen Entzugssymptome (Unruhe, Schlafstörungen, Zittern und Stimmungsschwankungen) auf. Er verliert auch schnell die Kontrolle, wenn er begonnen hat zu trinken. Er kann dann nicht mehr aufhören, bis er einen Rausch hat.

Körperlich ist er in keiner guten Verfassung. Die Leberwerte sind erhöht und er fühlt sich schwach und leistungsunfähig. Er ist motiviert, seine Alkoholsucht zu beenden, damit er sich wieder um seinen 3-jährigen Sohn kümmern kann.

Der Hausarzt überweist den alkoholabhängigen Patient in eine Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Dort muss er strikt auf Alkohol verzichten. In den nächsten 3 Wochen werden Auslöser und aufrechterhaltende Faktorendes Alkoholkonsums ermittelt.

Der Patient erarbeitet mit Therapeuten und Ärzten die Motivation, um weiterhin auf den Alkohol zu verzichten. All das fließt in den Behandlungsplan ein.

Ein Jahr nach der Entlassung ist der Patient weiterhin trocken. Er nimmt regelmäßige Gespräche mit dem Hausarzt und der Suchtberatungsstelle wahr. Er nimmt ebenfalls an den Treffen der Selbsthilfegruppe „Anonyme Alkoholiker“ teil.

Therapie der Alkoholsucht

Ziel der Therapie ist ein vollständiger Verzicht auf Alkohol.

Dies können Betroffene folgendermaßen erreichen:

  • Eine Entgiftung mit anschließender Kurzzeitbehandlung (Dauer: ca. 3 Wochen mit stationäre Motivationsbehandlung; Erfolgsrate nach 1 Jahr ca. 30 bis 40 Prozent)
  • Eine Entgiftung mit anschließender Entwöhnungsbehandlung für 2 bis 4 Monate (Erfolgsrate nach 1 Jahr ca. 50 bis 60 Prozent).

Entscheidend für den Erfolg ist immer die Eigenmotivation des alkoholabhängigen Patienten. Er muss bereit sein, auf Alkohol zu verzichten und sich auf Hilfe einzulassen.

Etwa 50 Prozent der Patienten leiden an einer anderen psychischen Störung (z.B. einer Angsterkrankung). Diese ist meist auch der Grund für die Alkoholsucht. Deshalb sollten Patienten im Anschluss an die Entgiftung die Grunderkrankung behandeln. So können Sie Alkoholrückfälle vermeiden.

Treffen anonyme AlkoholikerDie Treffen der Anonymen Alkoholiker finden meist 1 x pro Woche statt @ dikushin /AdobeStock

Therapie des Alkoholentzugssyndroms

Setzen alkoholabhängige Patienten den Alkoholkonsum nicht fort, entwickelt sich meist ein vegetatives Alkoholentzugssyndrom. Dies kann gewollt oder ungewollt geschehen, z.B. durch einen Unfall mit einem Klinikaufenthalt. Das Alkoholentzugssyndrom dauert meist drei bis sieben Tage.

Folgende Symptom zeigen sich in dieser Zeit:

  • Brechreiz, Durchfälle
  • Pulsbeschleunigung, Bluthochdruck, Kurzatmigkeit
  • Schwitzen, Zittern, Muskelbeben
  • Schlaflosigkeit und innere Unruhe
  • Depressive oder gereizte Stimmung, Angst und Schreckhaftigkeit, Antriebssteigerung
  • Konzentrationsstörungen und leichte Ablenkbarkeit
  • Krampfanfälle (Grand Mal-Anfälle)

Bei etwa einem Drittel der Patienten ist eine medikamentöse Behandlung mit Distraneurin® oder anderen Medikamenten notwendig. In schweren Fällen kann sich auch ein Alkoholdelier (Delirium tremens) entwickeln, das intensivmedizinisch behandelbar ist. Das Beenden des Alkoholkonsums sollte daher immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen.

Vermeidung von Alkoholrückfällen

Die Einnahme des Medikaments Acamprosat (Campral®) nach Abschluss der Entgiftung kann Alkoholrückfälle vermeiden. Die Therapie mit Disulfiram (Antabus®) ist eine sogenannte Aversivbehandlung. Der Suchtkranke nimmt das Medikament täglich ein. 

Trinkt er zusätzlich zu dem Medikament Alkohol, muss er mit einer Disulfiram-Alkoholreaktion rechnen. Diese äußert sich durch Erbrechen, Angst, Schwindel, etc. Diese unangenehmen Konsequenzen sollen Rückfälle verhindern.

Nachbetreuung nach dem Entzug oder der Entwöhnung

Patienten, die nach einer Entzugsbehandlung oder einer Langzeitentwöhnungsbehandlung ärztlich/psychologisch weiter betreut werden, haben bessere Chancen, langfristig ohne Alkohol auszukommen.

 Elemente der Nachbetreuung sind:

  • Teilnahme an Selbsthilfegruppen (Anonyme Alkoholiker, Blaues Kreuz, Guttempler, Kreuzbund)
  • Regelmäßige Kontakte beim Hausarzt wegen körperlicher Symptome
  • Einzeltherapie bei einem Psychiater oder Psychologen, v.a. wenn gleichzeitig andere psychische Erkrankungen vorliegen
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