Ptosis: Arzt finden und Informationen

10.02.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Unter Ptosis (auch Blepharoptosis) versteht man in der Medizin üblicherweise das Herabhängen des oberen Augenlides (Lidsenkung). Der Betroffene kann das Auge nicht selbstbestimmt durch das Anheben des Oberlids vollständig öffnen. Eine Ptosis kann einseitig oder beidseitig auftreten – einseitige (unilaterale) Ptosis ist allerdings der Regelfall.

Welcher Arzt Ptosis behandelt und wie die Therapie aussieht, erfahren Sie im Folgenden.

ICD-Codes für diese Krankheit: H02.4

Empfohlene Ärzte für Ptosis

Artikelübersicht

Typisch für Ptosis ist, dass der Patient das betroffene Lid willentlich nur mit Mühe teilweise oder gar nicht anheben kann.

Die Ptosis kann mild bis ausgeprägt sein. Ihre Auswirkungen reichen

  • von einer lediglich kosmetischen Beeinträchtigung über
  • leichte Gesichtsfeldeinschränkungen,
  • erzwungene unnatürliche Kopfhaltungen bis hin
  • zum völligen Verlust der Sehfähigkeit.

Eine Ptosis ist besonders problematisch, wenn sie das betroffene Auge weitgehend oder ganz verschließt. Wenn Kinder von einer solchen Ptosis betroffen sind, kann sich das Sehvermögen des zwangsweise verschlossenen Auges nicht entwickeln. Die Ptosis ist dann unbedingt behandlungsbedürftig.

Einmal versäumt, lässt sich diese Entwicklung später nicht mehr nachholen. Das Auge kann dann kein funktionales Sehvermögen mehr entwickeln (Amblyopie).

Ptosis
Ptosis: Das Betroffene Lid hängt weiter herab als üblich und das Auge lässt sich nur mit Mühe vollständig öffnen © Angelina | AdobeStock

Was sind die Ursachen von Ptosis?

Eine Ptosis hat in der Regel neuromuskuläre Ursachen: Entweder es gibt ein Problem mit den Muskeln, die die Bewegung der Augenlider vermitteln. Oder die Nerven, die die Muskeln steuern, übermitteln die Impulse nicht korrekt.

Für das Heben und Senken der Augenlider ist der Musculus levator palpebrae superioris (kurz: Levator) verantwortlich. Der den Levator-Muskel kontrollierende Nerv ist der Nervus oculomotoris. Am Offenhalten des Auges ist auch der Musculus tarsalis superior (Müller-Muskel) beteiligt, der das gehobene Augenlid wie ein Raffrollo vertikal zusammenzieht.

Folgende Ursachen und Ausprägungen sind bei einer Ptosis möglich:

  • angeborene Ptosis: Erblich bedingte Fehlbildung des Levator-Muskels
  • erworbene Ptosis: Verletzungs-, degenerations- oder altersbedingter Funktionsverlust des Levator-Muskels
  • Ptosis paralytica: Schädigung des Nervus oculomotoris. Wird sehr häufig von Bewegungseinschränkungen der anderen Augenmuskeln begleitet (Lähmungsschielen, erweiterte Pupille)
  • Horner-Syndrom: Schädigung vegetativer Nerven im Kopfbereich, die auch den Müller-Muskel beeinträchtigt
  • myopathische Ptosis bei Muskelerkrankungen: Muskelschwäche (Myasthenia gravis), Myopathien, Muskeldystrophien
  • neurotoxische Ptosis: Verursacht durch ein Neurotoxin, etwa nach einem Schlangenbiss (Kobra, Mamba, Krait, Taipan) oder durch eine Vergiftung mit Botulinumtoxin

Auch das langjährige Tragen von formstabilen Kontaktlinsen könnte ein Risikofaktor sein. Ein Zusammenhang mit einer erworbenen, nicht altersbedingten Ptosis und dem Tragen von Kontaktlinsen ist gut belegt. Forscher diskutieren das mechanische „Ausleiern“ des Levator-Muskels durch das manuelle Hochziehen der Augenlider beim Entfernen der Kontaktlinsen. Klarheit besteht in diesem Punkt jedoch noch nicht.

Ein durch mechanische Ursachen ausgelöster Lidverschluss kann ebenfalls als Ptosis bezeichnet werden. Das kann beispielsweise durch

  • eine starke Schwellung (durch Trauma, Insektenstich, Entzündungen) oder
  • einen Tumor im Bereich des Oberlids

passieren.

Von Pseudoptosis spricht man, wenn die Lidsenkung anatomisch bedingt ist. Pseudoptosis kann aufgrund fehlender Unterstützung des Lides durch einen geschrumpften oder fehlenden Augapfel auftreten. Sie kann ihre Ursache aber auch in altersbedingt nachlassender Hautspannung im Augenlid haben.

Eine Asymmetrie in Größe und Ansatz beider Augenlider kann den Anschein einer Ptosis erwecken.

Die Diagnose von Ptosis

Eine Ptosis lässt sich durch ihr charakteristisches Erscheinungsbild leicht diagnostizieren. Der Arzt untersucht das Auge auf

  • Fremdkörper,
  • Verletzungen und
  • Entzündungszeichen.

Weiterhin testet er den Pupillenreflex und die Beweglichkeit des Augapfels, um mögliche Ursachen der Ptosis einzugrenzen.

Wichtig ist die diagnostische Unterscheidung zwischen

  • Ptosis, bei der das Lid schlaff herabhängt, und
  • Blepharospasmus, einem krampfhaften Zusammenkneifen der Augen, das ebenfalls nicht willentlich beherrschbar ist.

Die Behandlung einer Ptosis

Die Behandlung einer Ptosis hängt von deren Ursache bzw. ihrer Form ab.

Bei einer neuromuskulären Grunderkrankung oder einer Vergiftung als Ursache sind Medikamente/Antidots möglich. Damit kann die Grunderkrankung behandelt werden - sofern es eine Behandlung gibt. Bei Heilung der Grunderkrankung legt sich auch die Ptosis.

Eine angeborene, verletzungs- oder altersbedingte Ptosis kann chirurgisch korrigiert werden, wenn sie das Sehvermögen beeinträchtigt.

Auch die Korrektur einer leichten Ptosis aus rein kosmetischen Gründen ist sinnvoll. Die Krankenkassen übernehmen diesen Eingriff aber im Regelfall nicht. Der operative Eingriff wird durch einen auf die Augenpartie spezialisierten Facharzt der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie durchgeführt.

Zur Verfügung stehen folgende Möglichkeiten:

  • eine operative Verkürzung des Lidhebermuskels (Levator-Resektion oder Levator-Faltung)
  • eine Aufhängung des Augenlids am Stirnhebermuskel (Frontalis-Suspension): nun kann das Lid zusammen mit den Augenbrauen angehoben werden (es gibt mittlerweile minimal-invasive Varianten dieser Prozedur, die praktisch keine Narben zurücklassen)
  • eine operative Verkürzung des Müller-Muskels

Weiterhin gibt es mechanische Hilfsmittel, die das Augenlid offen halten, wenn eine chirurgische Korrektur keine Option ist. Die sogenannte Ptosis-Brille hat am Rahmen oberhalb der Brillengläser einen oder zwei waagerechte Bügel, die unter die Augenlider geklemmt werden. Eine Ptosis-Brille wird von spezialisierten Optikern individuell angefertigt, da Position, Form und Länge der Bügel genau angepasst werden müssen.

Prognose und Heilungsverlauf

Ohne chirurgische Korrektur oder Heilung der zugrundeliegenden Erkrankung verschwindet eine Ptosis nicht von selbst. Ist weder das eine noch das andere möglich, müssen Betroffene sich mit der Diagnose arrangieren, etwa durch das Tragen einer Ptosis-Brille.

Die Resultate der Ptosis-Chirurgie sind generell sehr gut. Dabei können in seltenen Fällen Komplikationen auftreten:

  • Unterkorrektur
  • Überkorrektur
  • Asymmetrie beider Augenlider
  • Unregelmäßigkeiten der Lidkontur
  • unvollständiger Lidschluss (Lagophthalmus)

Standard-Operationen erzielen in etwa 80 Prozent der Fälle beim ersten Eingriff ein vollkommen zufriedenstellendes Ergebnis. Eine Folgeoperation kann ein nicht zufriedenstellendes Ergebnis meist korrigieren.

Bei angeborener Ptosis liegt die Erfolgsquote der Frontalis-Suspension bei über 90 Prozent. Ähnliches gilt für die Erfolgsquoten bei operativer Verkürzung des Müller-Muskels.

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