Baclofenpumpe - Medizinische Experten

Nach den Leitlinien der DGN (Deutsche Gesellschaft für Neurologie) bildet die Physiotherapie die Basis einer Spastik-Behandlung. Bei immobilen Patienten bzw. wenn eine sehr schwere Form einer Muskelspastik vorliegt, so erfolgt auch oftmals eine Behandlung mit Wirkstoffen wie zum Beispiel Baclofen. Hierfür muss eine sogenannte Baclofenpumpe implantiert werden. Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie Spezialisten für die Behandlung mittels Baclofenpumpe.

Empfohlene Spezialisten

Artikelübersicht

Baclofenpumpe - Weitere Informationen

Was ist Baclofen?

Baclofen ist ein Medikament, mit dem Ärzte die Symptome einer schweren Spastik therapieren. Das Arzneimittel kann oral verabreicht werden, was bei vielen Patienten auch sehr gut funktioniert. Bei einigen Betroffenen treten allerdings Nebenwirkungen wie Schwindelgefühle, Übelkeit, Schläfrigkeit oder Muskelschwäche auf. Dann kommt sehr häufig eine sogenannte Baclofenpumpe zum Einsatz.

Was versteht man unter einer Spastik?

Eine Spastik ist eine Muskelsteifigkeit, die mit Schmerzen, Spasmen, Unbeweglichkeit, Fehlstellungen bzw. abnormen Reflexen einhergeht. Sie tritt im Bereich des Rückenmarks oder des Gehirns auf und kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken.

Wann kommt eine Baclofenpumpe zum Einsatz?

Nimmt der Patient das Baclofen oral ein, bleibt der Großteil des Arzneimittels im Blutkreislauf. Sogar bei einer sehr hohen Dosierung erreicht nur eine relativ geringe Menge den sogenannten Liquorraum - das eigentliche Ziel des Arzneimittels. Mithilfe einer Baclofenpumpe gelangt das Medikament direkt in die Flüssigkeit des Rückenmarks. Dabei wird es durch ein ITB-System genau an jener Stelle verabreicht, wo es auch benötigt wird. Dadurch ist einerseits die Dosis geringer. Andererseits verbessert sich auch die Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen können minimiert werden.

Wie funktioniert eine Baclofenpumpe?

Eine Baclofenpumpe gibt eine bestimmte Dosis an intrathekalem Baclofen in den Liquorraum (Intrathekalraum) ab. Ein Chirurg implantiert die Pumpe im Bauchraum unter der Haut und verbindet sie mit einem Katheter, einem dünnen und biegsamen Schlauch. Diesen verlegt der Chirurg dannNervenverletzungen, Kopfschmerzen, Hämatomen oder Infektionen bis zum Liquorraum, wo der Schlauch das Medikament dann regelmäßig und in exakter Dosierung abgibt.

Eine Operation erfolgt normalerweise unter Vollnarkose, wobei der Chirurg dafür etwa eine Stunde benötigt. Anschließend programmieren Neurologen das System bezüglich der Dosierung, sodass auch keine unerwünschten Nebenwirkungen auftreten. Das Medikament muss dann etwa alle sechs Monate ausgetauscht bzw. erneuert werden. Das passiert mithilfe einer schmerzarmen Injektion in die Bauchhaut, unter der auch die Pumpe zu finden ist. 

Darüber hinaus ist die Pumpe auch in der Lage, vier verschiedene Alarme abzugeben. Dazu zählen

  • der Akutalarm für Störungen, die sofort behoben werden müssen,
  • der Nachfüllalarm, der anzeigt, dass die Baclofenpumpe aufgefüllt werden muss,
  • der Pumpenaustauschalarm sowie
  • der Doppel-Piepton-Alarm, der vor einem endgültigen Abschalten der Pumpe erfolgt.

Mögliche Risiken und Nebenwirkungen

Bei einigen Patienten kann das Medikament Baclofen zu eventuellen Nebenwirkungen wie

führen. Aber auch die Operation kann mit unterschiedlichen Risiken wie

  • Nervenverletzungen,
  • Kopfschmerzen,
  • Hämatomen oder
  • Infektionen

verbunden sein. Diese treten allerdings sehr selten auf. Zudem kann es auch zu systembedingten Risiken kommen, das heißt, die Baclofenpumpe kann sich unter Umständen lösen, der Katheter kann reißen, lecken oder knicken, wodurch eine Beeinträchtigung der Pumpenfunktion auftreten kann. Dies wiederum führt zu einem Entzug des Medikaments und die Symptome der Spastik treten erneut auf. Aber auch systembedingte Risiken sind äußerst selten.

Für welche Patienten eignet sich eine Therapie mit der Baclofenpumpe?

Nicht jeder Patient ist für eine Behandlung mit einer Baclofenpumpe geeignet. So wirkt diese Form der Therapie nur bei einer Spastik in den Beinen, nicht jedoch in den Armen. Leiden die Betroffenen bereits an bindegewebigen Muskelkontrakturen, so ist eine Baclofenpumpe ebenfalls nicht mehr wirksam. Treten bindegewebige Kontrakturen auf, so werden die Muskeln zu Strängen, die sehr hart sind, umgebaut. Dadurch sind die Beine dann unbeweglich und steif. Durch eine entsprechende Physiotherapie lässt sich dies allerdings in den meisten Fällen verhindern.

Vor einer Operation wird die Pumpe in einem Test auch zunächst simuliert, indem ein Neurologe das Arzneimittel in den Liquorraum injiziert. Auf diese Weise kann er feststellen, ob der Patient auf die Behandlung auch gut anspricht. Danach untersucht und beobachtet der behandelnde Arzt den Patienten. Erst nach einem positiven Baclofentest befürwortet er den Einsatz einer Pumpe. Dafür muss man mit einem ungefähr einwöchigen Aufenthalt in einer Klinik rechnen, wobei die Krankenkasse die Therapiekosten normalerweise vollständig übernimmt.

Nachsorge nach erfolgter Implantation

Ungefähr zwei Wochen nach erfolgter Operation können Sie sich die Fäden entfernen lassen. Zudem kontrolliert der behandelnde Arzt die Wunde. Nach ungefähr sechs Wochen erfolgt noch eine postoperative Kontrolle . Weitere Kontrollen führt der Arzt dann im Zuge der regelmäßigen Pumpenfüllungen durch.

Fazit

Die intrathekale Baclofen-Therapie ist dann indiziert, wenn der Patient auf eine Standardtherapie (wie Physiotherapie) nicht anspricht. Seit dem Jahr 1985 ist die Baclofen-Therapie für Erwachsene, die an einer schweren Spastik leiden, zugelassen. Für Kinder ab dem sechsten Lebensjahr ist diese Form der Therapie seit 1995 möglich. Durch die Baclofenpumpe kann man unerwünschte Arzneimittelwirkungen dadurch reduzieren, indem die Dosierung durch eine direkte Applikation um ein Vielfaches reduziert werden kann. Außerdem wird das Medikament immer in gleichbleibender Wirkstoffmenge abgegeben, wodurch Wirkschwankungen weitestgehend entfallen. Das Arzneimittel Baclofen wird mithilfe der Pumpe direkt in den Liquorraum abgeben, was wesentlich dazu beiträgt, dass die Betroffenen wieder besser liegen, sitzen, gehen oder stehen können.

Quellen

ITB-Therapie: Was, wie, warum? Unter: https://www.medtronic.com/de-de/patienten/produkte-therapien/itb-therapie/baclofen-pumpe/itb-was-wie-warum.html

Spastikbehandlung mittels implantierter programmierbarer Medikamentenpumpe (Baclofenpumpe. Unter: https://www.diako-krankenhaus.de/fileadmin/inhalt/kliniken_und_zentren/kliniken/neurochirurgie/Spastikbehandlung_mittels_implantierter_programmierbarer_Medikamentenpumpe.docx

Medikamentenpumpe. Unter: https://neurochirurgie.insel.ch/erkrankungen-spezialgebiete/spezielle-techniken/medikamentenpumpe

Intrathekale Baclofen-Therapie bei Kindern. Unter: https://www.arzneimitteltherapie.de/heftarchiv/2010/01/intrathekale-baclofen-therapie-bei-kindern.html

Dystonie - Interthekale Baclofenpumpe. Unter: https://www.dystonie.online/interthekale-baclofenpumpe

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