Diabetes mellitus: Informationen & ausgewählte Diabetesärzte

06.07.2022
Prof. Dr. med. Jörg G. Albert
Medizinischer Fachautor

Diabetes mellitus, umgangssprachlich als Zuckerkrankheit bekannt, betrifft weltweit mehr als 415 Millionen Menschen. Laut Informationen der IDF (International Diabetes Foundation) sind Frauen und Männer etwa gleich häufig betroffen. Ein langjährig bestehender Diabetes kann typische Komplikationen wie die diabetische Retinopathie oder das diabetische Fußsyndrom nach sich ziehen. Erkrankte, die hinsichtlich ihrer Ernährung ein paar Dinge beachten und ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren, können allerdings ein weitgehend beschwerdefreies Leben führen.

ICD-Codes für diese Krankheit: E12, E14

Empfohlene Diabetesärzte

Artikelübersicht

Was ist Diabetes?

Der Begriff Diabetes mellitus fasst verschiedene Stoffwechselstörungen zusammen. Sie äußern sich alle in chronisch zu hohen Blutzuckerwerten (Hyperglykämie).

Auslöser dieser Krankheiten ist entweder eine Insulinresistenz oder ein Insulinmangel. In einigen Fällen treten beide Ursachen gleichzeitig auf.

Die häufigsten Erkrankungsformen sind der Typ-1- sowie der Typ-2-Diabetes. Darüber hinaus sind unter anderem folgende Diabetes-Typen bekannt:

  • Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (Bauchspeicheldrüsenentzündung, Eisenspeicherkrankheit, Mukoviszidose),
  • genetische Defekte der Insulinwirkung,
  • medikamentös-chemisch induzierter Diabetes (durch Neuroleptika, Glukokortikoide, Pentamidin, Alpha-Interferon),
  • seltene Formen des autoimmun vermittelten Diabetes,
  • Diabetes aufgrund von Infektionen und
  • Schwangerschaftsdiabetes.

Was sind die Symptome von Diabetes?

Welche Symptome einen Diabetes mellitus begleiten, richtet sich danach, wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist. Zu Beginn treten sowohl beim Typ 1 als auch beim Typ 2 keine oder nur leichte Beschwerden auf.

Zu den typischen Krankheitszeichen zählen:

  • starker Durst,
  • vermehrtes Wasserlassen,
  • Müdigkeit und Erschöpfung,
  • Heißhunger,
  • Juckreiz,
  • Sehstörungen und,
  • Anfälligkeit für Infekte.

Vor allem der Diabetes mellitus Typ 2 verläuft anfangs oft völlig beschwerdefrei. Er wird deshalb häufig nur durch Zufall bei Routineuntersuchungen festgestellt. Viele Betroffene haben so geringfügige Symptome, dass sie gar nicht erst einen Arzt aufsuchen. Daher wird diese Erkrankungsform oft erst erkannt, wenn sie bereits Spätschäden hervorgerufen hat.

Bei Diabetes mellitus Typ 1 kommt es oft erst nach Monaten zu spürbaren Symptomen. Während dieser Zeit werden in der Bauchspeicheldrüse insulinproduzierende Inselzellen zerstört. Erst, wenn dieser Prozess zu ca. 80 Prozent abgeschlossen ist, ist der Körper nicht mehr in der Lage, den Insulinmangel auszugleichen. Erst dann treten Beschwerden auf.

Für gewöhnlich sind diese dann aber wesentlich ausgeprägter als beim Typ-2-Diabetes.

Bisweilen kann ein durch sehr hohe Blutzuckerwerte ausgelöstes diabetisches Koma das erste Anzeichen für einen Typ-1-Diabetes sein. Symptome hierfür sind Bewusstlosigkeit und ein typischer Aceton-Geruch der Ausatemluft.

Was sind die Unterschiede zwischen Typ 1 und 2?

Diabestes mellitus Typ 1 beruht auf einem Insulinmangel. Dieser resultiert aus der Zerstörung der für die Insulinproduktion verantwortlichen Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Die meisten Neuerkrankungen treten bei Kindern zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr auf.

Ursache für Diabetes mellitus Typ 2 ist ein vermindertes Ansprechen des Körpers auf Insulin. Ursache ist eine Funktionseinschränkung der Beta-Zellen. Beide Faktoren für sich allein würden keine Zuckerkrankheit auslösen. Zusammen führen sie jedoch zu einer Störung der Glucosehomöostase (Blutzuckerregulation).

Der Typ-2-Diabetes macht sich meist erst nach dem 40. Lebensjahr bemerkbar. Zu den auslösenden Faktoren gehören neben einer genetischen Veranlagung

  • Übergewicht,
  • eine fettreiche Ernährung und
  • Bewegungsmangel.

Bei den meisten Patienten führt das Zusammentreffen dieser Risikofaktoren zum Ausbruch der Erkrankung.

Wie Insulin im gesunden Organismus wirkt, veranschaulicht das Video:

Bitte akzeptiere zusätzliche externe Inhalte, um dieses Video anzusehen.

Wie wird die Diabetes-Diagnose gestellt?

Besteht der Verdacht auf einen Diabetes mellitus, stellt der Arzt die Diagnose mithilfe der Blutzuckerwerte. Der Blutzucker beträgt nüchtern üblicherweise weniger als 90 Milligramm pro Deziliter im Vollblut beziehungsweise weniger als 100 Milligramm pro Deziliter im Blutplasma. Nach dem Essen steigen die Werte auf maximal 140 Milligramm pro Deziliter.

Für das Vorliegen einer Zuckerkrankheit sprechen:

  • ein Gelegenheits-Blutzuckerwert von mehr als 200 Milligramm pro Deziliter und klassische Diabetes-Symptome oder
  • ein Nüchtern-Blutzuckerwert von mehr als 110 Milligramm pro Deziliter im Vollblut beziehungsweise 126 Milligramm pro Deziliter im Blutplasma oder
  • oGTT-2-h-Wert von mehr als 200 Milligramm pro Deziliter (oGTT = oraler Glukosetoleranztest) oder
  • HbA1c-Wert höher als 6,5 Prozent.

Die Zuckerkonzentration im Urin kann ebenfalls auf einen Diabetes hinweisen. Liegt der Blutzuckerwert über 180 Milligramm pro Deziliter, wird die Nierenschwelle für Glukose überschritten. Der Körper scheidet den überschüssigen Zucker dann mit dem Harn aus. Die ausgeschiedene Glukose lässt sich mittels Teststreifen im Urin nachweisen.

In der Schwangerschaft ist die Nierenschwelle etwas niedriger, sodass auch gesunde Frauen geringe Mengen Zucker ausscheiden können. Um einen Schwangerschaftsdiabetes auszuschließen, führt der Arzt deshalb noch weitere Untersuchungen durch.

Verlieren die Körperzellen aufgrund eines Insulinmangels die Fähigkeit, Zucker zu verwerten, decken sie ihren Energiebedarf mithilfe sogenannter Ketonkörper. Hierbei handelt es sich um ein Fettstoffwechselprodukt der Leber.

Ein Ketonkörperüberschuss ist ein Anzeichen dafür, dass der Diabetes ausufert und der Organismus übersäuert (Ketoazidose). Zum Nachweis der Ketonkörper im Urin benutzt der Arzt ebenfalls einen Teststreifen.

Führen erste Untersuchungen zu nicht eindeutigen Blutzuckerwerten, kommt der orale Glukosetoleranztest (oGTT) zur Anwendung. Hierbei entnimmt der Arzt dem Patienten Blut, um den Blutzuckerspiegel zu ermitteln.

Der Patient muss sich in den drei Tagen vor dem Test mit ausreichend Kohlehydraten ernähren und ab zehn Stunden vor der Blutabnahme nüchtern bleiben. Das bedeutet: keine Nahrung, kein Alkohol und Rauchverzicht.

Am Test-Tag trinkt er nach der ersten Blutabnahme innerhalb von fünf Minuten 75 Gramm in 250 bis 300 ml Wasser gelöste Glukose. Nach zwei Stunden wird nochmals Blut abgenommen.

Blutzuckertest
Diabetes-Betroffene müssen regelmäßig ihre Blutzuckerwerte messen © Kwangmoo / Fotolia

Die Blutzuckerwerte bei Nicht-Diabetikern liegen bei diesem Test

  • nüchtern bei weniger als 100 Milligramm pro Deziliter und
  • nach zwei Stunden unter 140 Milligramm pro Deziliter.

Dagegen weisen Nüchternwerte von

  • über 100 bis 125 Milligramm pro Deziliter auf eine abnorme Nüchternglukose und
  • ein Zwei-Stunden-Wert von mehr als 140 bis 199 Milligramm pro Deziliter

auf eine gestörte Glukosetoleranz hin. Um Diabetes mellitus handelt es sich, wenn der Nüchternblutzucker im Blutserum

  • mindestens 100 Milligramm pro Deziliter bzw. im Blutplasma mindestens 126 Milligramm pro Deziliter und
  • der nach zwei Stunden gemessene Wert mehr als 200 Milligramm pro Deziliter

betragen.

Wie muss man sich mit Diabetes ernähren?

Eine sinnvolle Ernährungstherapie spielt bei der Zuckerkrankheit eine entscheidende Rolle. Die diabetesgerechte Ernährung entspricht im Wesentlichen der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Mischkost.

Abhängig von der jeweiligen Insulintherapie haben die Patienten mal weniger und mal mehr Freiheit beim Gestalten ihres Speiseplans. Es kommt vor allem darauf an,

  • das fehlende Insulin beim Typ 1 oder
  • die herabgesetzte und verzögerte Insulinwirkung beim Typ 2

so auszugleichen, dass sich die Blutzuckerwerte nach den Mahlzeiten im Normbereich bewegen.

Für Diabetiker, die Normalinsulin spritzen, wird eine Verteilung der Nahrung auf drei Haupt- und drei Zwischenmahlzeiten empfohlen. Betroffene, die Insulinanaloga verwenden, sollten hingegen nur drei Mahlzeiten pro Tag essen, um extreme Blutzuckerschwankungen zu vermeiden.

Kann man Diabetes heilen?

Die Heilungschancen hängen von der jeweiligen Erkrankungsform ab. Diabetes Typ 1 ist derzeit noch nicht heilbar, weil sich verlorengegangene Insulin produzierende Zellen nicht so einfach ersetzen lassen. Die Experten der deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) sehen allerdings in einer neuen Kombinationstherapie einen vielversprechenden Ansatz.

Ein Diabetes Typ 2 lässt sich durch eine konsequente Anpassung des Lebensstils zumindest im frühen Erkrankungsstadium deutlich lindern. Mitunter ist keine weitere Behandlung mit Medikamenten mehr erforderlich.

Vollständig heilbar ist bislang nur der Schwangerschaftsdiabetes. Dann findet der Körper der Frau nach der Geburt des Kindes wieder in den Normalzustand zurück.

Wie wird Diabetes behandelt?

Die Diabetes-Therapie hat zum Ziel,

  • das Risiko für gefährliche Folgeerkrankungen zu minimieren und
  • den Betroffenen eine gute Lebensqualität zu ermöglichen.

Die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1 zielt auf den Ersatz des fehlenden Insulins ab. Der Typ-2-Diabetes lässt sich durch Gewichtsabnahme, gesunde Ernährung und körperliche Aktivität deutlich bessern. Genügt dies nicht, sind orale Antidiabetika in Tablettenform oder eine Insulintherapie angezeigt.

Bei Patienten mit Diabetes Typ 2 sind neben den erhöhten Blutzuckerwerten oft weitere Herzkreislaufrisiken wie

vorhanden. Diese Risiken werden in die Therapie einbezogen.

Gegen einen Schwangerschaftsdiabetes hilft in vielen Fällen die konsequente Umstellung der Ernährung. Ist das nicht ausreichend, wird zusätzlich eine Insulintherapie durchgeführt.

Whatsapp Twitter Facebook Instagram YouTube E-Mail Print