Blinddarmentzündung: Informationen & Blinddarm-Spezialisten

20.07.2022
Dr. med. Volker Fackeldey
Medizinischer Fachautor

Bei einer Appendizitis – umgangssprachlich meist Blinddarmentzündung genannt – handelt es sich um eine Entzündung des am Blinddarm hängenden Wurmfortsatzes (Appendix vermiformis). Die Blinddarmentzündung ist die häufigste Erkrankung im Bauchraum und betrifft gehäuft jüngere Menschen zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr. Wird eine Blinddarmentzündung nicht schnell behandelt, kann sie schwere Folgen nach sich ziehen. Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Blinddarm-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: K35, K36, K37

Empfohlene Spezialisten

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Definition: Was ist eine Blinddarmentzündung (Appendizitis)?

Der Blinddarm befindet sich am Anfangsteil des aufsteigenden Dickdarms an der Einmündung des Dünndarms. Er endet "blind" und ragt sackförmig in die Bauchhöhle. Am unteren Ende des Blinddarms befindet sich ein wurmartiges, etwa 10 Zentimeter langes Anhängsel, der sogenannte Wurmfortsatz (Appendix vermiformis).

Blinddarm und Wurmfortsatz
Darstellung des Blinddarms und Wurmfortsatzes © freshidea | AdobeStock

Als Blinddarmentzündung wird im Volksmund die Entzündung dieses dieses Wurmfortsatzes bezeichnet.

Der Begriff Blinddarmentzündung ist daher insofern falsch, da bei diese Erkrankung nicht den Blinddarm selbst betrifft, sondern dessen Wurmfortsatz. Mediziner sprechen deshalb in der Regel von einer Appendizitis und nicht von einer Blinddarmentzündung.

Wie die Blindddarmentzündung entsteht, zeigt das Video:

 

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Formen der Blinddarmentzündung (Appendizitis)

Bei einer Blinddarmentzündung unterscheidet man zum einen zwischen

  • einer akuten und
  • einer chronischen bzw. rezidivierenden Appendizitis

und zum anderen zwischen

  • einer einfachen Blinddarmentzündung (Appendizitis simplex)
  • und einer zerstörerischen Blinddarmentzündung (Appendizitis destructiva).

Bei einer einfachen Blinddarmentzündung wird kein Gewebe zerstört. Bei der zerstörerischen Blinddarmentzündung zerfällt das Gewebe nach und nach.

Eine zerstörerische Blinddarmentzündung birgt daher das Risiko eines Blinddarmdurchbruchs. Dabei platzt der entzündete Wurmfortsatz auf und Bakterien sowie Darminhalt können in die Bauchhöhle gelangen. Bei einem Blinddarmbruch ist daher eine sofortige Operation notwendig!

Häufigkeit der Appendizitis

Die Blinddarmentzündung ist tritt sehr häufig auf. Es handelt sich um die häufigste Erkrankung des Bauchraumes. So erkranken in westlichen Ländern jedes Jahr etwa 100 von 100.000 Einwohnern an einer Blinddarmentzündung.

Insgesamt liegt das Risiko, im Laufe des Lebens an einer Blinddarmentzündung zu erkranken, bei etwa 7 Prozent. Gehäuft betroffen sind vor allem

  • jüngere Menschen zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr, darunter insbesondere ältere Kinder und Jugendliche
  • schwangere Frauen.

Kleinkinder und alte Menschen erkranken dagegen eher selten an einer Blinddarmentzündung. Grundsätzlich ist eine Blinddarmentzündung aber in jedem Lebensalter möglich.

Frau mit Bauchschmerzen bei Blinddarmentzündung
© Adam Gregor / Fotolia

Ursachen für eine Blinddarmentzündung

Eine Blinddarmentzündung kann verschiedene Ursachen haben. In den meisten Fällen ist eine Verstopfung des Wurmfortsatzes, verursacht durch

  • Kotsteine,
  • einen Knick im Wurmfortsatz oder
  • Fremdkörper wie verschluckte Obstkerne oder Tumore

für eine Blinddarmentzündung verantwortlich. Durch die Verstopfung stauen sich im Wurmfortsatz Sekrete mit Bakterien an, die die Schleimhaut reizen und so zu einer Blinddarmentzündung führen.

Weitere mögliche Ursachen für eine Blinddarmentzündung sind entzündliche Darmerkrankungen wie etwa Morbus Crohn oder bakterielle Infektionen.

Symptome einer Blinddarmentzündung

Die Symptome einer Blinddarmentzündung entwickeln sich zumeist rasch innerhalb eines Zeitraums von 12 bis 24 Stunden. Aber auch eine langsamere Entwicklung von Symptomen ist möglich.

Zunächst treten typischerweise Schmerzen im Bereich des Bauchnabels und der Magengegend auf. DIese Schmerzen verlagern sich im weiteren Verlauf in den rechten Unterbauch. Die Bauchdecke wird dort meist so empfindlich, dass jeder Druck und auch normales Gehen die Bauchschmerzen verschlimmert.

Weitere typische Symptome einer Blinddarmentzündung sind

  • Appetitlosigkeit,
  • Übelkeit und Erbrechen,
  • Durchfall,
  • Stuhlverhalt,
  • erhöhte Temperatur bis hin zu Fieber,
  • beschleunigter Puls und
  • Nachtschweiß.

Diese klassischen Symptome treten allerdings nicht immer auf. So zeigen vor allem

  • Kleinkinder,
  • schwangere Frauen und
  • ältere Menschen

häufig ein untypisches Krankheitsbild mit anders bzw. schwächer ausgeprägten Beschwerden.

Schwangere Frauen klagen etwa häufig über Schmerzen im rechten Ober- oder Mittelbauch, da bei ihnen der Wurmfortsatz durch die Schwangerschaft verlagert ist.

Ältere Menschen mit einer Blinddarmentzündung weisen häufig weniger starke Schmerzen und nur geringe Temperaturerhöhungen auf.

Kleinkinder mit einer Blinddarmentzündung leiden häufig an Schmerzen im gesamten Bauchraum.

Schwangere Frau
Bei Schwangeren treten die Schmerzen bei einer Blinddarmentzündung eher im Ober- und Mittelbauch auf © Yakobchuk Olena | AdobeStock

Diagnose einer Blinddarmentzündung

Zur Diagnose einer Blinddarmentzündung erfolgt zunächst ein Anamnesegespräch. Dabei befragt der Arzt den Patienten zur Art und Dauer der Beschwerden.

Danach dührt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Er betastet dabei den Bauch bzw. die Bauchdecke des Patienten. Hierbei achtet der Arzt insbesondere auf Druckschmerzen im rechten Unterbauch.

Charakteristische Druck- und Schmerzpunkte, die auf eine Blinddarmentzündung hinweisen, sind

  • der McBurney-Punkt in der Mitte zwischen dem Bauchnabel und dem rechten Beckenkamm,
  • der Lanz-Punkt im rechten und mittleren Drittel zwischen den beiden Darmbeinstacheln,
  • der Loslassschmerz
  • und bei Kindern Psoasschmerz (Dabei sollen die Kinder gegen Widerstand das Bein in der Hüfte beugen).

Zusätzlich können eine erhöhte Körpertemperatur und eine Blutprobe, die aufgrund der Infektion eine erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen aufweist, den Verdacht auf eine Blinddarmentzündung untermauern.

Eine Ultraschalluntersuchung kann den entzündeten Wurmfortsatz sichtbar machen.

Bei Frauen sollte zudem eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt werden, um Erkrankungen der inneren Geschlechtsorgane, wie

auszuschließen.

Behandlung einer Blinddarmentzündung

Eine Blinddarmentzündung sollte möglichst schnell behandelt werden. Ansonsten könnten Komplikationen wie ein Blinddarmdurchbruch oder eine Bauchfellentzündung auftreten.

Die Therapie einer Blinddarmentzündung besteht in der Regel in der operativen Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes (Appendektomie). Im Idealfall sollte dies unmittelbar nach dem Erkrankungsbeginn geschehen.

Die OP kann laparoskopisch (minimal-invasiv) oder offen über einen längeren Hautschnitt erfolgen. Standard ist die minimal-invasive Operation (MIC).

Offene Operation

Bei der offenen Operation erfolgt der Zugang über einen etwa fünf Zentimeter langen Schnitt im rechten Unterbauch, eine sogenannte Laparotomie (sog. Weichteilschnitt).

Der Operateur schneidet den entzündeten Wurmfortsatz des Blinddarms heraus und näht danach die an dieser Stelle entstehende Darmöffnung wieder zu.

Ein solcher Eingriff erfordert eine Vollnarkose und dauert etwa 20 Minuten.

Heutzutage wird diese offene Operation zumeist von der minimal-invasiven Operation mittels Laparoskop abgelöst. Da die laparoskopische OP-Methode aber nur im Frühstadium einer Blinddarmentzündung sinnvoll ist, werden fortgeschrittene Blinddarmentzündungen, bei denen das Infektionsrisiko zu hoch ist, weiterhin direkt offen operiert. Vorteil ist die Exploration, d.h. Inspektion des gesammten Bauchraumes.

Laparoskopische Operation

Eine minimal-invasive, laparoskopische Blinddarm-OP wird auch Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder Schlüsselloch-Chirurgie bzw. Schlüssellochtechnik genannt.

Dabei erfolgt der Zugang über drei kleine Schnitte in der Bauchdecke. Durch diese Schnitte führt der Operateur die benötigten Operationsinstrumente sowie eine spezielle Mini-Kamera mit einer Lichtquelle in die Bauchhöhle ein. Das Bild der Kamera wird live auf einem Monitor dargestellt, so dass der Chirurg einen direkten Einblick in der Operationsgebiet hat (3D).

So kann er den entzündeten Wurmfortsatz mit den in die Bauchhöhle eingeführten Spezialinstrumenten abtrennen und ihn im Anschluss durch die Bauchdecke herausziehen. Am Schluss wird die entstehende Darmöffnung vernäht.

 

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Prognose bei einer Blinddarmentzündung Appendizitis

Wird der entzündete Wurmfortsatz frühzeitig operativ entfernt, ist die Prognose gut. Die Erkrankten erholen sich dann nach der Operation in der Regel vollständig von einer Blinddarmentzündung.

Bei später Behandlung kann eine Blinddarmentzündung schwere Komplikationen nach sich ziehen und potenziell auch tödlich enden. Dies kommt aber sehr selten vor.

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