Elephantiasis - Arzt finden und Informationen

05.04.2023
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Unter Elephantiasis versteht man eine seltene Lymphgefäßerkrankung, die vor allem in Schwellenländern auftritt. Charakteristisch sind die teilweise massiv angeschwollenen Extremitäten des Patienten. Welcher Arzt die Elephantiasis behandelt und wie die Therapie aussieht, erfahren Sie weiter unten.

ICD-Codes für diese Krankheit: B74.0, I89

Empfohlene Ärzte für Elephantiasis

Artikelübersicht

Was versteht man unter der Elephantiasis?

Die Elephantiasis, auch Elefantenkrankheit genannt, ist eine beeindruckende Erkrankung. Sie tritt häufiger in Entwicklungsländern als in Industrienationen auf. Ein Stau der Lymphflüssigkeit, der entweder angeboren oder erworben sein kann, lässt verschiedene Körperteile extrem anschwellen. Die Beine sowie männliche Geschlechtsteile sind besonders häufig betroffen.

Elephantiasis

Welche Ursachen hat die Elephantiasis?

Man unterscheidet die angeborene und erworbene Form der Elephantiasis. Die angeborene Form ist sehr selten, die erworbene kann durch Krankheitserreger oder typische Erkrankungen zivilisierter Länder (Adipositas, Diabetes mellitus, Venenthrombosen) verursacht sein.

Die Erkrankungen können Lymphbahnen zerstören oder blockieren und so für einen mangelnden Abfluss der Lymphflüssigkeit sorgen. Dies führt zu einem so genannten Lymphschwellung, auch Lymphödem genannt.

Wann muss man an eine angeborene Form der Elephantiasis denken?

Die angeborene Form tritt bereits im Säuglingsalter mit starken Schwellungen der Arme oder Beine auf. Hier sind die Lymphgefäße nicht richtig angelegt. Weitere angeborene Ursachen sind umfassende Fehlbildungssyndrome wie die Neurofibromatose. Hier ist unter anderem das Gefäßsystem betroffen, zudem auch noch andere Gewebe wie das Gehirn oder die Haut.

Wodurch entstehen in zivilisierten Ländern erworbene Formen der Elephantiasis?

Bei den erworbenen Formen ist eine zunehmende Zerstörung der Lymphgefäße zu nennen, die z.B. durch chronische Entzündungen der Beinvenen oder der Unterschenkelhaut (Erysipel) auftreten kann. Eine erhöhte Blutgerinnungsneigung, stattgehabte Beinvenenthrombosen oder auch ein Diabetes mellitus können hier ursächlich sein.

Charakteristisches klinisches Erscheinungsbild ist die Schwellung des Beines, auch Lymphödem genannt. In den Anfangsstadien kann sich das Lymphödem zurückbilden, mit zunehmender Ausprägung kann es allerdings sein, dass die Schwellung dauerhaft besteht. Das Endstadium des Lymphödems mit maximaler Ausprägung wird unter Medizinern Elephantiasis genannt. Hier sind die Schwellungen massiv und nicht mehr rückgängig zu machen (medizinisch irreversibel).

Wodurch entsteht die Elephantiasis in Entwicklungsländern?

Bei den erworbenen Formen ist auch noch eine Tropenkrankheit zu nennen, welche primär in Entwicklungsländern auftritt. Hierfür sind Krankheitserreger verantwortlich. nämlich die Infektion mit Fadenwürmern (Filarien). Diese werden durch Stechmücken übertragen, die Erkrankung wird unter Medizinern auch „lymphatische Filariasis“ (lymphatisch = das Lymphgefäßsystem betreffend, Filariasis = Infektion mit Filarien) genannt.

Über Insektenstiche gelangen die Würmer oder Bakterien in den menschlichen Organismus, wo sie in das Lymphsystem vordringen. Es folgen verschiedene Entzündungsreaktionen, die die Lymphflüssigkeit stauen. Auch Herpesviren können im Rahmen eines geschwächten Immunsystems die Lymphgefäße verlegen oder ganz zerstören.

Die Eier der Würmer werden ebenfalls durch Stechmücken von Mensch zu Mensch übertragen. 

Kann ich mich bei einer Tropenreise mit einer Elephantiasis anstecken?

Da die Elephantiasis durch Stechmücken übertragen wird und diese in Entwicklungsländern stark verbreitet sind, kann sich prinzipiell jeder mit dieser Erkrankung anstecken. Das Tragen langer Kleidung in den Abendstunden und eine Prophylaxe gegen Mückenstiche mit entsprechenden Salben oder Sprays können allerdings vor Mückenstichen schützen. Eine Impfung gegen die Elephantiasis gibt es aktuell allerdings noch nicht.

Wie kann die Elephantiasis diagnostiziert werden?

Die Diagnose einer Elephantiasis erfolgt meistens schon allein aufgrund des körperlichen Untersuchungsbefundes. Die Schwellungen der betroffenen Körperregionen sind in aller Regel sehr eindrucksvoll. Auch die Diagnose einer angeborenen Elephantiasis ist in aller Regel einfach durchzuführen, da die Erkrankung hier typischerweise im Säuglings- beziehungsweise Kindesalter auftritt.

Um die Ursache der erworbenen Elephantiasis festzustellen, müssen allerdings weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Im Vordergrund steht auch hier die Anamnese, also Krankengeschichte. Zum Beispiel sind frühere Thrombosen der Beinvenen oder Infektionen an den Beinen wichtig und werden stets abgefragt, aber auch Reisen in tropische Länder.

An apparativen Untersuchungen, sprich der Diagnostik mit Geräten, sind unter anderem

  • Durchblutungsmessungen,
  • eine Ultraschall-Untersuchung,
  • gegebenenfalls eine Kernspindiagnostik und
  • Gewebeproben

zu nennen. Um Infekte genauer zu diagnostizieren, müssen dann auch noch bakterielle Abstriche entnommen werden.

Wie wird die Elephantiasis behandelt?

Die Elefantenkrankheit ist ein chronischer Zustand, der nicht einfach zu beheben ist. Ansteckend ist die Elephantiasis nur in den Tropen, in unseren Breitengraden nicht. Dennoch ist es wichtig, begleitende Infektionen der Weichteile, die durch die chronische Schwellung entstehen können, zu behandeln. Hier sind unter anderem feuchte Umschläge mit keimabtötenden Flüssigkeiten und die Gabe von Antibiotika nennen. Im ausgeprägtem Zustand kann es auch notwendig sein, eine Antibiotikatherapie und Infektbehandlung im Krankenhaus und der stationären Bedingungen durchzuführen.

Weitere Maßnahmen sind die manuelle Lymphdrainage sowie Kompressionsbehandlung, um die Schwellungen zu reduzieren. Bei der Lymphdrainage wird sozusagen das Gewebe massiert und die Lymphflüssigkeit zum Abtransport angeregt. Bei größeren Wunden ist hier allerdings Vorsicht geboten, im Vordergrund steht hier erst mal die Abheilung der Wundsituation. Schließlich können Kompressionsverbände oder auch Kompressionsstrümpfe beziehungsweise -strumpfhosen helfen, die Symptome und Schwellungen zu mindern.

Wenn die Wunden von selbst nicht abheilen beziehungsweise sehr tief oder stark belegt sind, sollten sie chirurgisch gesäubert werden. Ein plastischer Chirurg kann bei Bedarf die Haut zusammen mit der Unterhaut straffen, aber nicht vollständig in den Zustand vor der Erkrankung zurückversetzen.

Im Extremfall kann bei drohender Blutvergiftung oder einem sich ständig verschlechternden Befund auch eine Amputation der betroffenen Gliedmaße notwendig sein. Dies ist allerdings glücklicherweise eine absolute Rarität.

Gibt es auch Operationen, bei denen die Lymphgefäße neu angelegt werden können?

Es gibt auch die Möglichkeit, Lymphgefäße zu ersetzen beziehungsweise zu überbrücken. Da Lymphgefäße allerdings mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, handelt es sich hier um sogenannte mikrochirurgische Eingriffe, die grundsätzlich mit einer Lupenbrille oder einem Mikroskop durchgeführt werden müssen. Sie sind technisch sehr anspruchsvoll und die Offenheitsraten von diesen sogenannten Lymphgefäß-Transplantaten sind sehr gering.

Nur wenige Kliniken in Deutschland bieten diese Operation an, meistens wird sie von plastischen Chirurgen an universitären Einrichtungen durchgeführt. Sie müssten also eventuell mit einer längeren Anreise rechnen. Außerdem hat jede Operation auch Risiken, so dass hier streng Vor- und Nachteile abgewogen werden müssen.

Was kann ich selbst tun, um eine Elephantiasis zu verhindern?

Wie bei vielen chronischen Erkrankungen ist eine frühe Diagnose auch bei der Elephantiasis der beste Schutz vor einer ausgeprägten Form der Erkrankung, die Mediziner nicht mehr verbessern können. Gehen Sie bei den ersten Anzeichen einer Lymphstauung zum Arzt. Insbesondere wenn Sie sich zuvor in den Tropen aufgehalten haben oder an einer Grunderkrankung leiden, die das Lymphsystem schädigen kann.

Quellen

Thomas Löscher, Tropenmedizin in Klinik und Praxis: mit Reise- und Migrationsmedizin, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2010
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