Schwangerschaftsberatung: Informationen & Spezialisten

04.05.2022
Dr. Claus  Puhlmann
Medizinischer Fachautor

Eine beginnende Schwangerschaft oder der Wunsch nach einem eigenen Kind stellt werdende Mütter und Väter vor neue Herausforderungen. Der Informationsbedarf ist meistens sehr hoch. Die professionelle Schwangerschaftsberatung bietet gezielte fachärztliche Hilfe und Unterstützung vor oder während einer Schwangerschaft. Besonders Frauen mit chronischen Erkrankungen oder bei Risikoschwangerschaften sowie unerfülltem Kinderwunsch ist eine passende Beratung von großer Bedeutung.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für die Schwangerschaftsberatung.

Empfohlene Spezialisten für die Schwangerschaftsberatung

Artikelübersicht

Die passende Schwangerschaftsberatung richtet sich nach

  • der jeweiligen individuellen Situation,
  • dem Gesundheitszustand und
  • den Bedürfnissen der Mutter bzw. Eltern.

Spezielle Formen der Schwangerschaftsberatung sind etwa

  • die Kinderwunschsprechstunde, die bereits vor der Schwangerschaft stattfindet,
  • die Beratung und Begleitung bei bestehenden chronischen oder schweren Erkrankungen der Eltern,
  • die Schwangerenambulanz bei auffälligen Symptomen oder Komplikationen während der Schwangerschaft und
  • Unterstützung durch staatlich anerkannte Schwangerenberatungsstellen bei sehr jungen Schwangeren

Die Sorge vor möglichen Fehlbildungen oder erblichen Erkrankungen des Kindes kann ebenfalls Anlass für eine Schwangerschaftsberatung sein. Im Rahmen der Pränataldiagnostik untersuchen Mediziner den Fötus auf einige wenige, aber nicht alle (!) erblich bedingten Erkrankungen oder Chromosomenveränderungen.

Die Schwangerschaftsberatung wird angeboten von

  • Frauenärzten in gynäkologischen Praxen,
  • Kliniken für Frauenheilkunde und
  • spezialisierten Zentren.

Ansprechpartner für allgemeine Fragen rund um die beginnende Schwangerschaft sind außerdem Beratungsstellen der Kirchen oder gemeinnützigen Organisationen.

Schwangerschaftsberatung
Es gibt viele Gründe, eine Schwangerschaftsberatung in Anspruch zu nehmen © Alexander Raths | AdobeStock

Kinderwunsch mit chronischen oder schwerwiegenden Krankheiten

Eine chronische Erkrankung ist in den meisten Fällen kein Hindernis für eine Schwangerschaft. Früher wurde Frauen mit beispielsweise

von einer Schwangerschaft abgeraten. Heute sind diese Erkrankungen kein Grund mehr, nicht schwanger zu werden.

Vielmehr ist es so, dass jede fünfte schwangere Frau eine chronische Erkrankung aufweist. Diese Frauen haben zudem ein geringeres Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft als Schwangere ohne chronische Erkrankung.

Allerdings ist bei Schwangeren mit chronischer Erkrankung sowohl

  • die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind per Kaiserschnitt zur Welt kommt,
  • als auch das Risiko für eine Frühgeburt (10% gegenüber 7,5%)

etwas höher.

Dennoch gibt es Erkrankungen (wie manche Herz-Kreislauf-Erkrankungen), bei denen eine Schwangerschaft nicht ratsam ist. Daher sollten Frauen mit schwerwiegenden oder chronischen Erkrankungen vor einer Schwangerschaft eine eingehende Schwangerschaftsberatung in Anspruch nehmen.

Manche Medikamente können auch schädlich für das ungeborene Kind sein. Daher muss häufig auch die Medikamenteneinnahme umgestellt werden. Lassen Sie sich über mögliche Gefahren für Mutter und Kind informieren!

Diese Erkrankungen sind für Frauen mit Kinderwunsch ein Grund für eine Schwangerschaftsberatung:

Darüber hinaus ist Endometriose eine weitverbreitete Krankheit. Dabei tritt Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter auf. Je nach Schweregrad kann die Endometriose die Fruchtbarkeit der Frau beeinträchtigen. Welche Behandlungsmethoden in diesem Fall infrage kommen, kann in der Schwangerschaftsberatung geklärt werden.

Auch durch onkologische Krankheiten (Krebs) kann die Fruchtbarkeit nachhaltig geschädigt werden. Dies geschieht durch den Tumor selbst, aber auch durch die Chemotherapie und Bestrahlung während der Behandlung. Dies betrifft nicht nur Frauen, sondern auch Männer.

Vor einer Krebsbehandlung können deshalb vorsorglich Ei- und Samenzellen entnommen und eingelagert werden (Kryokonservierung). Im Bedarfsfall können Betroffene später für eine künstliche Befruchtung darauf zurückgreifen.

Zusätzlich gibt es Medikamente, die die Eierstöcke bis zu einem gewissen Grad vor den Schäden durch die Krebsbehandlung schützen. Schon deshalb sollten junge Frauen und Männer, bei denen Krebs diagnostiziert wurde, auch eine Schwangerschaftsberatung in Anspruch nehmen.

Bei den genannten Fällen handelt es sich um Beispiele für sogenannte Risikoschwangerschaften. Diese bedürfen

  • vor einer Schwangerschaft eine Beratung und
  • während der Schwangerschaft eine besondere Betreuung. 

Damit können Schwangere das Komplikationsrisiko während der Schwangerschaft reduzieren. Eine Risikoschwangerschaft liegt allerdings nicht bei jeder schwangeren Frau mit einer chronischen Erkrankung vor.

Schwangerschaftsberatung: Kinderwunschsprechstunde

Rund 800.000 Paare in Deutschland warten pro Jahr auf ihr Wunschbaby, ohne dass der Kinderwunsch erfüllt wird. Kinderwunschzentren beraten Paare mit unerfülltem Kinderwunsch zu den Möglichkeiten der Kinderwunschbehandlung und Reproduktionsmedizin.

Vor der eigentlichen reproduktionsbiologischen Therapie bieten spezialisierte Frauenkliniken und Zentren die Kinderwunschsprechstunde an. Hier beantworten Experten erste Fragen und erklären die anstehenden Voruntersuchungen und Methoden.

Diagnostik in der Kinderwunschbehandlung

Die Basis der Kinderwunschbehandlung ist die gründliche Suche nach den Ursachen für die bestehende Unfruchtbarkeit. Dafür nutzen Kinderwunschspezialisten die sogenannte Sterilitätsdiagnostik. Dazu gehören bei der Frau

  • das Zyklusmonitoring (Beobachtung des Zyklusgeschehens und der Basaltemperatur über mehrere Zyklen hinweg),
  • die Hormondiagnostik und
  • die genaue Untersuchung der Eileiter, Eierstöcke und der Gebärmutter mittels Ultraschall und Bauchspiegelung.

Männer werden unter anderem auf

  • Veränderungen des Hodens,
  • Entzündungen der Geschlechts- und Beckenorgane sowie
  • Allgemeinerkrankungen

hin untersucht. Während der körperlichen Untersuchung gilt den

  • Hoden,
  • Nebenhoden,
  • Samenleitern,
  • Prostata und
  • den Harnwegen

eine besondere Aufmerksamkeit. Gegebenenfalls kommt auch Ultraschall zum Einsatz.

  • Das Spermiogramm gibt Auskunft über Anzahl und Vitalität der Spermien. Aber auch Fragen nach
  • dem Konsum von Drogen, Alkohol und Tabak,
  • der Einnahme von Medikamenten,
  • der Belastung durch Umweltgifte und
  • dem Sexualleben

gehören zur Sterilitätsdiagnostik.

Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit

Als eine der häufigsten Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch sind Stress mit all seinen Auswirkungen auf den Körper. Auch hormonelle oder organische Störungen spielen eine Rolle. Dazu gehören zum Beispiel

  • PCOS (polyzystisches Ovarsyndrom) und verklebte Eileiter bei der Frau oder
  • eine gestörte Spermienbildung sowie verschlossene Samenwege beim Mann.

Aber auch

können Ursachen für eine verringerte Fertilität sein.

Je nachdem, welche Faktoren genau einer Schwangerschaft im Weg stehen, können

  • zyklusstabilisierende Maßnahmen,
  • ausgleichende Lebensstiländerungen oder
  • gezielte medizinische Behandlungen

eine Konzeption begünstigen.

Mögliche Kinderwunschtherapien

Zu den häufigsten Kinderwunschtherapien gehören Hormonbehandlungen und Methoden der künstlichen Befruchtung. Das sind etwa

  • die Insemination,
  • eine In-Vitro-Fertilisation,
  • die ICSI (intrazytoplasmatische Spermieninjektion) und
  • die daraus weiterentwickelten Methoden IMSI (intrazytoplasmatische morphologisch selektierte Spermieninjektion) und
  • PICSI (physiologische intrazytoplasmatische Spermieninjektion).

Im Rahmen einer Hormonbehandlung werden Eizellen zur Reife gebracht und der Eisprung medikamentös induziert. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung.

Bei den Methoden der künstlichen Befruchtung werden Spermien und Eizelle auf unterschiedliche Weise zusammengebracht. Etwa per Samenübertragung in die Gebärmutter oder in der Laborschale oder aber durch direkte Injektion von Spermien in eine vorher entnommene Eizelle. Die so befruchteten Eizellen werden dann wieder in die Gebärmutter der Frau eingesetzt.

Sind die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch geklärt, kommen verschiedene Behandlungsmethoden infrage. Möchten Sie mehr zur Kinderwunschbehandlung erfahren? Dann lesen Sie hier weiter: Informationen zur Kinderwunschbehandlung.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe et al. (2017) Fertilitätserhaltung bei onkologischen Therapien. S2k-Leitlinie. AWMF-Register-Nr.: 015/082. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-082l_S2k_Fertilitaetserhaltung-bei-onkologischen-Therapien_2017-12.pdf
  • Fink A et al. (2017) Abklärung und Therapie bei unerfülltem Kinderwunsch. Gynäkologie 5: 6-10. https://www.rosenfluh.ch/media/gynaekologie/2017/03/Abklaerung-und-Therapie-bei-unerfuelltem-Kinderwunsch.pdf
  • Fink A et al. (2018) Steigerung der Fertilität mittels Lifestylemodifikation. Gynäkologie 3: 13-19. https://www.rosenfluh.ch/media/gynaekologie/2018/05/Steigerung-der-Fertilitaet-mittels-Lifestylemodifikation.pdf
  • Kersten I et al. (2014) Chronic diseases in pregnant women: prevalence and birth outcomes based on the SNiP-study. BMC Pregnancy Childbirth 14: 75. https://bmcpregnancychildbirth.biomedcentral.com/articles/10.1186/1471-2393-14-75
  • Paasch U et al. (2010) Diagnostik und Therapie beim Mann mit unerfülltem Kinderwunsch. Journal für Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel 3(1): 18-25. https://www.kup.at/kup/pdf/8719.pdf
  • von Wolf M (2014) Kinderwunschtherapie bei Frauen ab 40. Gynäkologie 2: 6-12. https://www.rosenfluh.ch/media/gynaekologie/2014/02/Kinderwunschtherapie.pdf
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