Plasmapherese | Ärzte & Behandlungsinfos

Die Plasmapherese ist eine medizinische Methode, um Blutplasma von Spendern zu sammeln (Plasmaspende). Die Plasmapherese kommt auch zum Einsatz, um Bestandteile im Blut, die Krankheiten verursachen, zu entfernen.

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Plasmapherese - Weitere Informationen

Das Blutplasma ist eine klare, gelbliche Flüssigkeit, die etwa 55 Prozent des gesamten Blutes ausmacht. Das Blutplasma selbst besteht zu 91 Prozent aus Wasser. Der Rest enthält Nährstoffe, Hormone, Mineralien und mehr als 120 verschiedene Eiweißstoffe (Proteine). Das gesamte Plasma im Blut nennen Experten auch Plasmavolumen.

Das Blutplasma ist vor allem Transportmittel für Stoffwechselprodukte, Hormone, Glukose, Lipide und Kohlendioxid. Das Blutplasma transportiert die Abfallprodukte des Stoffwechsels aus dem Körper. Abfallprodukte sind Kohlendioxid, das der Organismus über die Lunge ausscheidet, und verschiedene Harnstoffe.

BlutplasmaIm Blutplasma sind keine Blutzellen mehr enthalten @ arcyto /AdobeStock

Was ist die präparative Plasmapherese?

Die präparative Plasmapherese ist ein medizinisches Verfahren, das Spezialisten für die Gewinnung von Spenderplasma (Plasmaspende) nutzen.

Die Gewinnung des Plasmas erfolgt mittels Plasmapheresegeräten. Medizinisches Fachpersonal sticht eine Nadel in die Vene des Spenders. Der Spender ist nun mit dem Plasmapheresegerät verbunden. Dieses trennt das Plasma vom restlichen Blut ab. Damit das Blut währenddessen nicht gerinnt, fügen Experten Citrat hinzu.

Danach erhält der Spender die zurückgeleiteten Blutzellen. Einströmendes Zellwasser gleicht den Flüssigkeitsverlust des Spenders aus.

Danach friert das medizinische Fachpersonal das gesammelte Plasma so schnell wie möglich ein. Insgesamt dauert die Spende etwa 30 bis 70 Minuten.

Die Plasmaspende ist weniger belastend als die Vollblutspende, da der Spender weniger Flüssigkeit (und rote Blutkörperchen) verliert. Das Plasma bildet sich innerhalb von zwei Tagen nach, weshalb Sie Blutplasma auch viel häufiger spenden können.

Von dem Plasma sind vor allem die darin enthaltenen Eiweiße und Proteine von Bedeutung. Das tiefgefrorene Plasma kann für therapeutische Zwecke oder für die Industrie weiterverarbeitet werden.

PlasmaspendeFrauen und Männer dürfen maximal 60 Mal im Jahr Plasma spenden @ Seventyfour /AdobeStock

Einsatzbereiche von Blutpasma-Spenden sind:

  • Patienten mit Gerinnungsstörungen
  • Plasmaaustausch
  • Massivtransfusionen (Austausche des kompletten Blutvolumens in 24 Stunden)
  • Industrie: Hier dient das Blutplasma als Ausgangsstoff für Plasmaderivate wie Humanalbuminlösungen, Gerinnungsfaktoren und Immunglobulinen.

Was ist die therapeutische Plasmapherese?

Bei der therapeutischen Plasmapherese handelt es sich um eine Austauschbehandlung. Die therapeutische Plasmapherese funktioniert ähnlich wie die Plasmaspende:

Plasmapheresegeräte trennen das Plasma von den restlichen Bestandteilen des Blutes. Spezialisten unterscheiden weiters zwischen dem unspezifischen und dem spezifischen Plasmaaustausch.

  • Der unspezifischen Plasmaaustausch

Beim unspezifischen Plasmaaustausch ersetzen Experten das entnommene Plasma durch eine Lösung, die das körpereigenes Plasma simuliert. Die Substitutionslösung besteht aus Elektrolyten, Puffersubstanzen (Hydrogenkarbonat) und zu etwa fünf Prozent aus Albumin oder Frischplasmakonzentraten.

  • Der spezifische Plasmaaustausch

Beim spezifischen Plasmaaustausches werden nur bestimmte Antikörper aus dem Plasma extrahiert. Diese Methode nennen Experten auch Immunadsorptionstherapie. Bei diesem Verfahren ist der Plasmaverlust minimal.

Behandlungsgebiete der therapeutischen Plasmapherese

Der unspezifische Plasmaaustausch kommt zum Einsatz, wenn Plasmabestandteile pathologisch erhöht oder strukturell verändert sind.

Das kann bei folgenden Krankheiten der Fall sein:

  • Thyreotoxischer Krise (lebensbedrohliche Hormonvergiftung, meist mit einer Schilddrüsenüberfunktion verbunden)
  • Morbus Waldenström (auch Makroglobulinämie, seltene Form der Leukämie)
  • Schnitzler-Syndrom (Kombination aus einer Hauterkrankung, Gelenkschmerzen und erhöhten Antikörpern)
  • Thrombotisch-thrombozytopenischer Purpura (TTP) (Kombination aus Mangel an Blutplättchen, Blutarmut und zentralnervösen Symptomen)
  • Hepatopulmonalem Syndrom: Störung des Gasaustausches im Lungenkreislauf mit Sauerstoffarmut und einer Erweiterung der Lungengefäße bei einer bestehenden Lebererkrankung
  • Hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS): Kombination aus akutem Nierenversagen, Mangel an Blutplättchen und Auflösung der roten Blutkörperchen in den kleinsten Gefäßen

Der spezifische Plasmaaustausch erfolgt hauptsächlich bei Therapien von Autoimmunerkrankungen.

Dazu gehören:

  • Verschiedene Formen der Glomerulonephritis (Entzündung von kleinen Nerven- oder Gefäßknäulen in beiden Nieren)
  • Rheumatische Erkrankungen (zum Beispiel rheumatoide Arthritis)
  • Verschiedene neuroimmunologische Erkrankungen (zum Beispiel Multiple Sklerose)
  • Goodpasture Syndrom (Angriff und Zerstörung von Lungenbläschen und Basalmembran der Niere)
  • Myasthenia gravis (Muskelschwäche durch eine neuromuskuläre Übertragungsstörung)
  • Lupusassoziierte Komplikationen (zum Beispiel das Antiphospholipid-Syndrom, eine erhöhte Neigung zur Thrombose aufgrund Veränderung von Blutbestandteilen)
  • Autoimmunhämolytische Anämie (Auflösung der roten Blutkörperchen durch Antikörper)

Komplikationen bei der Plasmapherese

Insgesamt ist die Plasmapherese ein komplikationsarmes Verfahren. 

Folgende Komplikationen können dennoch auftreten:

  • Blaue Flecken, Infektionen oder Nervenverletzungen an der Einstichstelle 
  • Entzündung oder Beschädigung des punktierten Blutgefäßes
  • Reaktion auf Citrat: Das Citrat verhindert während der Plasmapherese die Gerinnung des Blutes, bis es wieder zurück im Körper ist. Der Körper baut das Citrat zwar schnell ab, es kann jedoch zu einem kurzzeitigen akuten Kalziummangel kommen. Bemerkbar macht sich ein Kalziummangel durch Frösteln und ein Kribbeln in der Zunge, in den Fingerspitzen, Zehen. Bleibt der Kalziummangel unbehandelt, kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen, die unter Umständen lebensbedrohlich sein können. Deshalb sollte der Betroffene bei auftretenden Symptomen sofort Bescheid sagen. Nach der Einnahme von Kalzium sollten die Reaktionen wieder abklingen.
  • Kreislaufstörungen: Deshalb sollten Betroffene keine zu großen Anstrengungen an diesem Tag auf sich nehmen. Betroffene und Spender sollten ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen. Auch, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Empfehlenswert ist auch, erst nach etwa 30 Minuten wieder  am Straßenverkehr teilzunehmen.
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