Bindegewebsschwäche - Arzt finden und Informationen

06.03.2023
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Wenn das Bindegewebe schlappmacht und sich Dellen an den Oberschenkeln bilden, wollen viele Frauen ihre Beine kaum noch zeigen. Der Grund ist eine Bindegewebsschwäche - Cellulite, oder auch Orangehaut, ist eine gut bekannte Folge. Frauen sind weitaus häufiger betroffen als Männer. Welche Ursachen es gibt und was Sie dagegen tun können und welcher Arzt die Bindegewebsschwäche behandelt, zeigt dieser Beitrag.

Empfohlene Ärzte für Bindegewebsschwäche

Artikelübersicht

Was genau versteht man unter Bindegewebe?

Das Bindegewebe ist ein elementarer Bestandteil unseres Körpers. Hierbei handelt es sich um ein Stützgewebe, das sowohl in der Haut als auch im Muskel- und Fettgewebe vorkommt. Bindegewebe enthält im Vergleich zu anderen Gewebearten wenig Zellen, dafür viel Zwischenzellmasse (medizinisch auch Extrazellulärraum genannt). Wichtigster Bestandteil des Bindegewebes sind Kollagenfasern, die für ausreichend Elastizität und Festigkeit sorgen. Verlieren die Kollagene an Spannkraft, spricht man von einer Bindegewebsschwäche.

Was genau versteht man unter Bindegewebsschwäche?

Bindegewebsschwäche ist in erster Linie ein kosmetisches Problem, das vor allem Frauen betrifft. Fakt ist: Sobald das Bindegewebe an Spannkraft und Elastizität verliert, erschlafft die Haut. Häufig bilden sich Dellen, Besenreiser und Dehnungsstreifen. Krampfadern und Hämorrhoiden sind ebenfalls keine Seltenheit. Aus diesem Grund sollten Sie das Problem keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen.

Cellulite
Cellulite bei einer sportlichen, 28jährigen Frau

Welche Ursachen einer Bindegewebsschwäche gibt es?

Der wichtigste und nicht beeinflussbare Grund für das Auftreten einer Bindegewebsschwäche ist das Alter. Es handelt sich hierbei sozusagen um einen natürlichen Alterungsprozess, weil das Bindegewebe im Laufe der Jahre an Elastizität verliert. Sobald wir älter werden, stellt der Körper weniger Kollagen her. Kollagen ist ein Protein, das hauptsächlich im Bindegewebe vorkommt. Zu den wichtigsten Baustoffen der kollagenen Fasern zählen Vitamin C und Lysin. Lysin ist eine essenzielle Aminosäure (Eiweißbaustein), die der Körper nicht bilden kann. Vitamin C ist hingegen ein wasserlösliches Vitamin, das wir ebenfalls mit der Nahrung zuführen müssen. 

Je älter wir werden, desto weniger Kollagen kann der Körper speichern. In erster Linie versorgt unser Organismus die Organe, Gelenke und Muskeln mit Kollagen, um das Stützgewebe aufrechtzuerhalten. Für die Haut bleibt allerdings deutlich weniger Kollagen übrig, weshalb sie allmählich erschlafft. Auch lässt die Spannkraft der Blutgefäße nach, sodass Besenreiser, Krampfadern oder Hämorrhoiden entstehen.

Was kann man gegen das Fortschreiten der Bindegewebsschwäche tun? 

Gegen den Alterungsprozess und damit die wichtigste Ursache der Bindegewebsschwäche kann man wenig tun. Allerdings ist die Bindegewebsschwäche nicht nur eine Alterserscheinung. Auch kommen Bewegungsmangel, Genussgifte (Nikotin, Alkohol) und eine einseitige, zucker- und fettreiche Ernährung als Ursachen infrage. Hier kann durch einen gesunden Lebensstil, also

  • gesunde und ausgewogene Ernährung,
  • viel Bewegung an der frischen Luft,
  • Verzicht auf Noxen wie Rauchen und Alkohol

durchaus Einfluss auf das Fortschreiten der Bindegewebsschwäche genommen werden.

Eine Bindegewebsschwäche ist zwar nicht heilbar, die Symptome lassen sich aber gut behandeln. Die Cellulite sollten Sie ein Stück weit akzeptieren - sie gehört bei den meisten Frauen einfach dazu und lässt sich auch durch viel Sport und gesunde Ernährung nicht immer in den Griff bekommen.

An welchen Symptomen erkennt man eine Bindegewebsschwäche?

Eine Bindegewebsschwäche entwickelt sich langsam. Viele Betroffene bemerken das Problem zunächst gar nicht, bis

  • Dehnungsstreifen
  • Hautvertiefungen
  • Besenreiser
  • Krampfadern

entstehen.

Krampfadern Varizen
Krampfadern © zlikovec / Fotolia

Wer unter einer Bindegewebsschwäche leidet, neigt auch häufiger zu:

Ist die Cellulitis eine Bindegewebsschwäche?

Hier muss streng differenziert werden zwischen Cellulite (auch als Orangenhaut bezeichnet) und Cellulitis. Die Cellulite bildet sich vor allem im fortgeschrittenen Stadium einer Bindegewebsschwäche. An den Oberschenkeln sind kleine Vertiefungen erkennbar, die sich auch am Gesäß oder Bauch zeigen. Cellulite wird durch die vermehrte Einlagerung von Fett hervorgerufen.

Zwar bezeichnen einige Menschen die Orangenhaut auch gerne als Cellulitis, was medizinisch allerdings nicht korrekt ist. Bei der Cellulitis handelt es sich hierbei um eine äußerst schmerzhafte Entzündung der Lederhaut, des Unterhautbindegewebes und Unterhautfettgewebes, die durch Bakterien ausgelöst wird.

Warum sind Frauen häufiger betroffen als Männer?

Mediziner machen auch den weiblichen Östrogenspiegel für eine Bindegewebsschwäche verantwortlich, weshalb Männer weitaus seltener betroffen sind als Frauen. Vielleicht gehören auch Sie zu denjenigen, die die unterschiedlichsten Diäten ausprobieren. Hungerkuren rufen jedoch einen klassischen Jo-Jo-Effekt hervor. Da die raschen Gewichtsveränderungen das Bindegewebe stark belasten, können Dehnungsstreifen entstehen.

Wie wirkt sich die Bindegewebsschwäche auf Blutgefäße aus?

Eine Bindegewebsschwäche wirkt sich auch auf die Blutgefäße negativ aus, da dadurch die Spannkraft der Gefäßwände nachlässt. Dann entstehen hauchfeine, bläuliche Äderchen (Besenreiser), die sich bevorzugt an den Oberschenkeln zeigen. Wird die Bindegewebsschwäche nicht behandelt, können irgendwann Krampfadern entstehen.

Welche Tipps und Tricks gegen Bindegewebsschwäche gibt es?

Eine Bindegewebsschwäche ist in erster Linie ein kosmetisches Problem, das sich so leicht nicht beheben lässt. Viele Betroffene greifen heutzutage auf Schönheitsoperationen zurück, um den Fettpölsterchen, Besenreisern und Krampfadern den Kampf anzusagen. Während Ärzte die Gefäße veröden, wird das überschüssige Fett abgesaugt.

Schönheitsoperationen sind allerdings mit einem erhöhten gesundheitlichen Risiko verbunden, weshalb Ärzte sie vielmehr bei extremen und krankheitsbedingten Fetteinlagerungen empfehlen. Mit einer gesunden Ernährung und ausreichend Bewegung können Sie einer Bindegewebsschwäche auch ohne OP entgegenwirken.

Hierfür folgende Tipps:

1. Trinken Sie ausreichend!

Trinken Sie mindestens anderthalb bis zwei Liter täglich. Durch die erhöhte Flüssigkeitszufuhr wirkt das Gewebe straffer. Stoffwechselprodukte, die den Körper unnötig belasten, werden besser abtransportiert. Trinken Sie lieber Kräutertee und stilles Wasser, anstatt auf süße Fruchtsäfte und Cola zurückzugreifen.

2. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung!

Reduzieren Sie den Zucker- und Fettkonsum und versorgen Sie Ihren Körper mit Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten (Sojabohnen, Bohnen & Linsen), die mit lebenswichtigen Nährstoffen angereichert sind. Sanddornbeeren, Hagebutten und Zitrusfrüchte enthalten viel Vitamin C, das als wichtiger Baustein des Bindegewebes gilt. Ein ebenso essenzieller Nährstoff ist die Aminosäure Lysin, die in Walnüssen, Buchweizen, Vollkornreis und Erbsen steckt. Glutenfreies Getreide (Hirse, Quinoa & Buchweizen) enthält reichlich Kieselsäure, die für die Elastizität der Haut unentbehrlich ist. Fleisch und Milchprodukte sind hingegen als Säurebildner bekannt, die Cellulite begünstigen.

3. Regelmäßige Bewegung

Bewegen Sie sich regelmäßig: Sport begünstigt ein festes Bindegewebe. Eine Mischung aus Ausdauer- und Kraftsport ist diesbezüglich ideal, um die Muskeln und das Bindegewebe gleichermaßen zu straffen und überschüssige Fettreserven abzubauen.

4. Übergewicht vermeiden

Übergewicht ist schädlich für das Bindegewebe. Quälen Sie sich jedoch nicht mit drastischen Diäten, um einen klassischen Jo-Jo-Effekt zu vermeiden. Häufige Gewichtsschwankungen verursachen Dehnungsstreifen, weil sie das Bindegewebe belasten.

5. Die Haut vor übermäßiger Sonneneinstrahlung schützen

UV-Strahlung schädigt die elastischen Fasern des Bindegewebes. Verwenden Sie im Sommer einen hohen Lichtschutzfaktor, um Ihre Haut vor der Sonne zu schützen. Generell gilt: Je heller die Haut ist, desto größer sollte der Lichtschutzfaktor sein.

Fazit zur Bindegewebsschwäche

Die Bindegewebsschwäche ist nicht nur eine Begleiterscheinung des Älterwerdens. Hauptsächlich sind falsche Essgewohnheiten und Bewegungsmangel für eine Schwächung des Bindegewebes verantwortlich. Auch das weibliche Geschlecht spielt eine Rolle. Wer allerdings viel Sport treibt, viel Wasser trinkt und sich gesund ernährt, kräftigt das Bindegewebe und die Muskeln.

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