Asbestose: Spezialisten und Informationen

11.04.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
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Asbestose ist eine Lungenerkrankung, die durch Ablagerung von eingeatmeten Asbeststaub in den Atemwegen hervorgerufen wird. Sie wird daher auch als Asbeststaublunge bezeichnet. Asbestose ist durch eine bindegewebige Verhärtung des Lungengewebes (Fibrosierung) gekennzeichnet. Diese Vernarbung erschwert zunehmend das Atmen zunehmend und kann auch zu Lungenkrebs führen.

Weitere Informationen sowie ausgewählte Asbestose-Spezialisten finden Sie weiter unten.

ICD-Codes für diese Krankheit: J61

Empfohlene Asbestose-Spezialisten

Artikelübersicht

Die Asbestose ist eine durch Asbestkontakt (Asbest-Exposition) verursachte Form der Lungenfibrose. Eine Lungenfibrose verschlechtert sich meistens progredient (fortschreitend). Die Asbestose wird daher den bösartigen Staublungenerkrankungen (sogenannten Pneumokoniosen) zugeordnet.

In den meisten Fällen sind bestimmte Berufsgruppen betroffen. Die Asbestose gehört daher zu den anerkannten meldepflichtigen Berufserkrankungen. Sie ist nach der Lärmschwerhörigkeit die zweithäufigste berufsbedingte Erkrankung in Deutschland.

Neben der Asbestose verursacht Asbest weitere Erkrankungen, darunter bösartige Tumoren in

Zwischen dem Kontakt mit Asbest und der Manifestation von asbestverursachten Erkrankungen vergehen im Durchschnitt 30 Jahre. Deshalb rechnet man in Deutschland nach dem Asbest-Verbot 1993 erst ab 2020 mit einem deutlichen Anstieg von asbestbezogenen Erkrankungen.

Die Symptome: Abhängig von Dauer und Stärke der Exposition

Mit der Veränderung des Lungengewebes treten die ersten Symptome auf. Die zumeist fortschreitende Lungenfibrose geht mit

  • einem langsam progredienten Reizhusten
  • Kurzatmigkeit,
  • Atemnot (Dyspnoe) und
  • Brustschmerzen

einher. Oftmals ist ein Knistern über der Lunge zu hören.

Zunächst tritt die Atemnot vor allem bei Belastung und tiefer Einatmung auf (Belastungsdyspnoe). Im weiteren Verlauf zeigt sie sich auch in Ruhephasen (Ruhedyspnoe).

Das in Bindegewebe umgewandelte Lungengewebe kann die Sauerstoffversorgung des Körpers nicht mehr hinreichend gewährleisten.

Die Sauerstoffmangelversorgung (Hypoxämie) wird anhand von

  • sich verdickenden Fingernägeln (sogenannte Trommelschlegelfinger) und
  • einer Blaufärbung von Haut, Schleimhaut, Lippen und Fingerenden (sogenannte Zyanose)

sichtbar. Darüber hinaus fließt das Blut infolge der Gewebeverhärtungen jetzt langsamer durch die Lunge, sodass es sich bis zum Herzen stauen kann.

Dadurch wird die Herzfunktion soweit gestört, das sich eine Herzschwäche – ein sogenanntes Cor pulmonale – entwickelt. Ein Cor pulmonale äußert sich in Form von Atemnot und Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) im Bereich der Knöchel und Unterschenkel. In einigen Fällen sind auch lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen zu beobachten.

Ursachen einer Asbestose

Eine Asbestose wird durch eingeatmeten asbesthaltigen Staub verursacht. Die Asbestfasern setzen sich in den Lungenbläschen (Alveolen) des Lungengewebes ab. So gelangen sie in das Bindegewebe der Lunge, wo sich sich in sehr feine Fasern aufspalten. Im späteren Verlauf wandern diese auch in das Brustfell (Pleura).

Hauchdünne Asbestfasern
Hauchdünne Asbestfasern setzen sich in der Lunge fest und führen zur Vernarbung © Wirestock Exclusives | AdobeStock

Die Asbestfasern sind extrem beständig. Der Körper kann sie nicht abbauen oderausscheiden. Die Fresszellen des Immunsystems (Makrophagen) nehmen die inhalierten Asbestfasern aber auf und versuchen sie zu zersetzen. Stattdessen schütten sie Botenstoffe aus, die eine Aktivierung der sogenannten Fibroblasten (Hauptbestandteil des Bindegewebes) hervorrufen. Es bilden sich vermehrt Zellen des Bindegewebes, wodurch das Gewebe verdickt und unflexibler wird.

Die Botenstoffe locken außerdem weitere Abwehrzellen an, die kleinste Entzündungsherde im Lungengewebe verursachen. Diese Gewebeschädigungen verursachen wiederum eine vermehrte Ausschüttung von Fibroblasten, wodurch die Gewebevernarbung weiter vorangetrieben wird.

Aufgrund der zunehmenden Inflexibilität des Gewebes schrumpft die Gasaustauschfläche der Lungen (reduziertes Lungenvolumen). Durch das vernarbte Gewebe kann weniger Sauerstoff ins Blut gelangen und so fällt in der Folge das Einatmen schwerer, insbesondere unter Belastung.

Risikofaktor Beruf

Die meisten Betroffenen kommen an ihrem Arbeitsplatz mit Asbest in Kontakt. Vor dem Asbestverbot im Jahr 1993 existierten keine ausreichenden Schutzmaßnahmen, ganz im Gegenteil: Arbeitsschutzkleidung enthielt selbst teilweise Asbest.

Die folgenden Produktarten enthielten bis zum Verbot in aller Regel Asbest:

  • Vorgeformtes Isoliermaterial zur Wärmeisolierung von Rohren und Boilern
  • Feuerschutz aus Spritzasbest in Leitungen, (Decken-)Paneelen, Feuersperren, Stellwänden oder um Stahlbauten
  • säure- und hitzebeständige Dichtungen aus einem Gummi-Asbest-Gemisch
  • für Feuerschutz oder zur Wärmeisolierung, für Abtrennungen oder Leitungen verwendete Isolierbretter
  • Feuersperren in Deckenhohlräumen
  • Papier, Papierprodukte oder Filzmaterialien zur Isolierung von elektrischen Geräten oder als feuerfeste Deckschicht auf Holzfaserplatten (Asbestpapier)
  • Asbesttextilien wie Zwirne, Garne, Schnüre, Seile, Schläuche, Packungen, Tücher oder Kleidung
  • Zementprodukte in Flach- und Wellblech für Dach- und Wandverkleidungen, Dachrinnen, Regenwasserrohre sowie Wassertanks
  • Texturbeschichtungen wie Artex
  • Dachverkleidung aus Bitumen
  • Bodenfliesen aus Thermoplast oder Vinyl
  • Anstrichstoffe, Dichtungsmassen, Kunststoffharzpressmatten u. ä.
  • feuerfeste Arbeitsschutzkleidung
  • Reibbeläge wie Kupplungs- oder Bremsbeläge
  • Talkum (Pulverform von Talk bzw. Speckstein)

Eine Asbest-Exposition führt aber nicht zwangsläufig zur Entwicklung einer Lungenerkrankung. Bislang ist nicht geklärt, warum einige Menschen erkranken und andere trotz nachgewiesener langjähriger Asbest-Exposition nicht.

Als gesichert gilt allerdings: Kommen weitere Risikofaktoren hinzu, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung, insbesondere das Risiko für eine Tumorentstehung. So ist das Risiko für einen bösartigen Lungentumor bei Asbest-vorbelasteten Rauchern zehn- bis vierzigmal höher.

Neben Soldaten haben auch Ausüber handwerklicher Berufe ein erhöhtes Risiko:

  • mit Metallplatten arbeitende Handwerker bzw. Bauarbeiter (einschließlich im Schiffbau-Bereich),
  • Fahrzeugbauer (einschließlich Schienenfahrzeugbauer),
  • (Gas-)Installateure,
  • Zimmermänner,
  • Elektriker,
  • Bauarbeiter und Bauhandwerker,
  • Gipser,
  • Stahlerbauer und Blecharbeiter,
  • Maler sowie
  • Schweißer.

Trotz des Asbestverbotes kommen manche Berufsgruppen auch heute noch in Kontakt mit Asbest. Da Asbest noch immer in älteren Gebäuden verbaut ist, kommt es beispielsweise im Rahmen von Abriss- und Sanierungsarbeiten zur Asbest-Exposition.

Arbeit mit Asbest
Beim Umgang mit Asbest muss sichere Schutzkleidung getragen werden © Bernard MAURIN | AdobeStock

Die Behandlung einer Asbestose

Das Lungengewebe ist irreversibel geschädigt und kann zumindest mit heutigen Therapiekonzepten nicht geheilt werden. Das primäre Behandlungsziel besteht daher

  • in der Verlangsamung der Fibrosierung des Lungengewebes sowie
  • in der Linderung der Beschwerden durch eine zusätzliche symptomatische Therapie.

An erster Stelle steht hier die Vermeidung von Asbeststaub. Bei Rauchern kommt eine Raucherentwöhnung hinzu, um eine zusätzliche Verschlechterung zu vermeiden.

Für eine Asbestose stehen bislang noch keine pharmakologischen Therapieansätze zur Verfügung. Kortikosteroide und Immunsuppressiva haben sich sowohl in Mono- als auch in Kombinationstherapie nicht bewährt. Durch bronchialerweiternde Medikamente (sogenannte Brochialdilatoren) kann das subjektive Empfinden allerdings deutlich verbessert werden.

Unterstützend kann eine pulmonale Rehabilitation mit

  • aerober Konditionierung,
  • Beweglichkeits- und Krafttraining,
  • Schulungen zu Atem- und Entspannungstechniken,
  • Ernährungsberatung sowie
  • psychosozialer Betreuung

durchgeführt werden. Mit Fortschreiten der Erkrankung benötigen die Betroffenen meistens eine Sauerstofftherapie. Sollte als Komplikation eine Krebserkrankung diagnostiziert werden, wird der Tumor in aller Regel chirurgisch entfernt und anschließend chemo- oder strahlentherapeutisch behandelt.

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