Kopfschmerzen bei Kindern - Spezialisten und Informationen

04.02.2024
Dr. med. Cornelia Bußmann
Medizinische Fachautorin

Im Kindes- und Jugendalter haben Kopfschmerzen dramatisch zugenommen. Kopfschmerzen stellen heute die häufigste Schmerzlokalisation im Jugendalter dar, die Auswirkungen auf Schule, Freizeit und Familie haben.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für Kopfschmerzen bei Kindern.

ICD-Codes für diese Krankheit: R51

Artikelübersicht

Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen

Bei etwa 20 Prozent der Kinder im Vorschulalter und 50 Prozent der Kinder am Ende der Grundschulzeit sind Kopfschmerzen bereits aufgetreten.

In der Pubertät steigt die Häufigkeit weiter: Bis zum 12. Lebensjahr haben 9 von 10 Kindern Kopfschmerzen in unterschiedlicher Häufigkeit und Intensität.

Wiederkehrende Kopfschmerzen führen zu Konzentrationsproblemen und beeinträchtigen die schulischen Leistungen, die Lebensfreude und das soziale Verhalten.

Kopfschmerzen im Kindesalter: Formen und Ursachen

Ebenso wie im Erwachsenenalter sind Spannungskopfschmerzen eine der häufigsten Ursachen von Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter. 

Ursachen können sein:

  • Schulischer Druck
  • Mangelnde Bewegung
  • Ungünstige Haltung (langes Sitzen, Nutzung von PC/Tablet)
  • Mangel an Erholungszeiten
  • Schlafmangel

Bei Jugendlichen kommt neben dem Schul- auch der soziale Druck aus Peergroup und Schule hinzu.

Auch migräneartige Kopfschmerzen sind bereits im Kindesalter möglich, insbesondere dann, wenn weitere Familienmitglieder ebenfalls betroffen sind.

Im Kindesalter sind die typischen Migränesymptome noch nicht voll ausgebildet. Meist zeigen sich Mischbilder zwischen Spannungskopfschmerzen und Migräne.

Seltenere Kopfschmerzformen sind der Cluster-Kopfschmerz und der medikamenteninduzierte Kopfschmerz. Die häufige Einnahme von Schmerzmitteln führt zu einer veränderten Schmerzempfindlichkeit des Gehirns. Schließlich werden auch nicht schmerzhafte Reize als Schmerzen empfunden.

Die bisher beschriebenen Symptome zählen zu den primären Kopfschmerzen. Es gibt aber auch sekundäre Kopfschmerzen. Von sekundären Kopfschmerzen sprechen Mediziner, wenn die Kopfschmerzen Folge einer anderen Erkrankung sind. Um zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen zu unterscheiden, ist bereits im Kindes- und Jugendalter eine ausführliche Diagnostik erforderlich.

Symptome der verschiedenen Kopfschmerzformen

Spannungskopfschmerzen

Wenn Kinder Spannungskopfschmerzen haben, spüren sie die Schmerzen in der Regel auf beiden Seiten des Kopfes, häufig im Stirnbereich. Die Kinder beschreiben einen drückenden Schmerz, begleitet von Übelkeit, aber ohne Erbrechen

Vor allem jüngere Kinder können ihre Beschwerden nicht eindeutig benennen und geben stattdessen Bauchschmerzen an. Weitere mögliche Anzeichen für Spannungskopfschmerzen ist eine veränderte Stimmung. Manche Kinder sind gereizt und quengelig. Andere ziehen sich zurück und wirken teilnahmslos. Möglicherweise greift sich das Kind auch nur an den Kopf.

Spannungskopfschmerzen bei KindernIn der Regel sind Kopfschmerzen bei Kindern harmlos und lassen sich mit einfachen Maßnahmen lindern @ Tatiana Foxy /AdobeStock

Migräne

Migräneschmerzen haben häufig einen pulsierenden, stechenden Charakter und sind bei Jugendlichen meist einseitig lokalisiert. Bei kleineren Kindern meist beidseitig. 

Die Schmerzintensität ist mittel bis sehr stark. 

Meist treten zusätzliche folgende Symptome auf:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Lichtempfindlichkeit (Photophobie)
  • Geräuschempfindlichkeit (Phonophobie)

Bei Erwachsenen dauert eine Migräneattacke unbehandelt oder erfolglos mindestens 4 Stunden an. Bei Kindern auch kürzer. Bei körperlicher Aktivität nehmen die Schmerzen zu.

Clusterkopfschmerzen

Die im Kindesalter seltenen Cluster-Kopfschmerzen treten meist plötzlich und sehr stark auf einer Seite des Kopfes auf. Meist im Bereich der Schläfe und hinter dem Auge. Die Patienten beschreiben sie als reißenden, bohrenden Schmerz.

Migräne bei KindernMigräne kommt bei Kindern und Jugendlichen relativ häufig vor @ Africa Studio /AdobeStock

Wann sollten Sie mit Ihrem Kind zum Arzt?

Bei milden und vereinzelt auftretende Kopfschmerzen reicht häufig Ruhe, Zuwendung und eine erhöhte Trinkmenge.

Bei folgenden Symptomen sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen:

  • Erstmalig, plötzlich und stark auftretende Kopfschmerzen und
  • Hohes Fieber und/oder 
  • Wenn das Kind den Nacken nicht beugen kann

Eine ärztliche Untersuchung ist auch bei folgenden ungewöhnlichen Begleitsymptomen sofort erforderlich:

In diesen Fällen können Kopfschmerzen auch Symptome einer anderen Erkrankung sein.

Bei Kindern/Jugendlichen mit häufig auftretenden Kopfschmerzen ist eine kinderneurologische Diagnostik wichtig, um eine korrekte Kopfschmerz-Diagnose zu stellen. Nur so kann der Arzt ein individuell passendes Behandlungskonzept einleiten.

Diagnostik bei Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter

Grundpfeiler der Kopfschmerzdiagnostik sind:

  • Erhebung der ausführlichen Vorgeschichte des Kindes, einschließlich bisheriger Entwicklung und Vorerkrankungen
  • Spezielle Schmerzanamnese mit Einsatz von Fragebögen 
  • Kopfschmerzkalender
  • Ausführliche neurologische Untersuchung und ggf. eine Elektroenzephalographie (EEG). 

Zusätzliche Untersuchungen wie eine zerebrale Bildgebung (MRT), eine Untersuchung beim Augenarzt, HNO-Arzt oder Orthopäden sind je nach Patient sinnvoll.

Risikofaktoren für Kopfschmerzen bei Kindern

Risikofaktoren für Spannungskopfschmerzen sind häufig:

  • Voller Tagesablauf des Kindes
  • Schulischer Stress
  • Hoher Erwartungsdruck
  • Geringe Trinkmenge
  • Körperliche Inaktivität

Bei Kindern mit Migräne kommt meist eine familiäre Belastung für Migräne hinzu. Auch allgemeine psychische Belastungsfaktoren können im familiären Umfeld und in der Schule entstehen.

Günstig bei Kopfschmerzen aller Art sind:

  • Ein regelmäßiger Lebensrhythmus 
  • Freie Zeit ohne Programm

Therapie von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen

Im Vordergrund der Therapie steht die Analyse des Kopfschmerzkalenders. So können Sie mögliche Auslöser erkennen und sie mit der Familie besprechen.

Therapeutisch helfen häufig schon erste Anpassungen im Wochenplan des Kindes. Je nach Intensität können bereits allgemeine Maßnahmen helfen.

Allgemeine Maßnahmen sind:

  • Ruhe
  • Hinlegen in einem abgedunkelten Raum
  • Kühlen der Stirn
  • Einmassieren von Pfefferminzöl an Schläfe, Stirn und Nacken

Häufig schlafen die Kinder dabei ein und erwachen schmerzfrei.

Die medikamentöse Akutbehandlung ist abhängig vom Alter des Kindes und dem Kopfschmerztyp. Bei sehr häufig auftretenden Kopfschmerzen (meist bei Migräne) ist im Einzelfall auch eine prophylaktische medikamentöse Behandlung möglich.

Entscheidend in der Therapie ist meist die konsequente Anpassung des Lebensrhythmus mit:

  • Regelmäßiger Schlafrhythmus
  • Stressreduktion
  • Vermeidung von Risikofaktoren

In vielen Fällen können folgende Maßnahmen helfen, die Kopfschmerz-Frequenz zu reduzieren:

  • Die prophylaktische Einnahme von natürlichen Stoffen wie Magnesium 
  • Das Erlernen von Entspannungstechniken 
  • Spezielle Physiotherapie

Auswirkungen von Kopfschmerzen auf Lebensqualität und Gesundheit

Kopfschmerzen bei Kindern und die Auswirkung auf die Lebensqualität unterschätzen Familie, Lehrer, Freunde meistens sehr.

Bei chronischen Kopfschmerzen besteht ein statistisch höheres Risiko für:

Da Schmerzen im Kindes- und Jugendalter meist zu chronischen Schmerzen im Erwachsenenalter führen, ist ein früher Behandlungsansatz sehr wichtig. 

 

 

Quellen

  • Straube A, Heinen F, Ebinger F, von Kries R: Headache in school children: prevalence and risk factors. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(48): 811-18
  • Jacobs H, Gladstein J: Pediatric headache: a clinical review. Headache 2012; 52: 333-9
  • Headache Classification Committee of the International Headache Society (IHS):The International Classification of Headache Disorders. 3rd edition (beta version). Cephalalgia 2013; 33:629-808
  • Albers L, Straube A et al.: Migraine and tension type headache in adolescents at grammar school in Germany – burden of disease and health care utilization. J Headache Pain. 2015; 16: 52
  • Ebinger F, Kropp R, Pothmann R, Heinen F, Evers S: Therapie idiopathischer Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter. Monatsschr Kinderheilk 2009; 157:599-61
  • Weber P: Headache in childhood and adolescence – a challenge in acute medicine and public health. Dtsch Arztebl Int 2013: 110(48): 809-10
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