Selektive interne Radiotherapie (SIRT): Spezialisten & Informationen

Die selektive interne Radiotherapie (SIRT, auch transarterielle Radioembolisation) ist eine Form der lokalen Strahlentherapie. Sie kommt bei Krebserkrankungen der Leber zum Einsatz. Dabei werden radioaktive Partikel über spezielle Mikrokügelchen (SIR-Spheres oder Mikrosphären) in die Leber eingebracht. Dort bestrahlen sie gezielt das erkrankte Gewebe.

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SIRT / Selektive interne Radiotherapie - Weitere Informationen

Anwendungsgebiete der SIRT

Leberkrebs bezeichnet das unkontrollierte Wachstum von Zellen innerhalb der Leber. Man unterscheidet zwischen

  • primärem Leberkrebs: Die Geschwulst entwickelt sich direkt aus Zellen der Leber selbst (auch Leberzellkrebs, Leberzellkarzinom oder Hepatozelluläres Karzinom genannt), und
  • sekundärem Leberkrebs bzw. Lebermetastasen: Ein anderer Tumor hat Krebszellen gestreut, die über die Blut- oder Lymphbahn in die Leber kamen. Dort bilden sie neue Geschwulste.

In Deutschland erkranken jährlich etwa 6000 Personen an primärem Leberkrebs. Lebermetastasen sind aber deutlich häufiger: Jährlich werden bei etwa 30.000 der von Darmkrebs betroffenen Patienten Absiedelungen in der Leber festgestellt.

Mehrere Studien belegen, dass die selektive interne Radiotherapie (SIRT) Lebertumoren stark verkleinern kann. In einigen Fällen gelingt es, die Geschwulst so weit zu verringern, dass eine anschließende chirurgische Entfernung möglich wird. In Einzelfällen kann die Geschwulst durch die Bestrahlung sogar vollständig zerstört werden.

Die SIRT kann auch die Lebensqualität und Lebenserwartung von Patienten verbessern, deren Krebserkrankung nicht auf eine Chemotherapie anspricht.

Die Selektive interne Radiotherapie wird angewendet bei

  • nicht operierbaren oder nicht mehr therapierbaren Primärgeschwulsten der Leber wie Leberzellkrebs oder Gallengangkrebs,
  • nicht operierbaren Lebermetastasen, u.a. von Brust- oder Darmkrebserkrankungen.

Eine SIRT ist aber nur dann möglich, wenn die Leber noch gut funktioniert. Die Leberfunktion wird vor der SIRT-Therapie mit einer Blutuntersuchung kontrolliert.

Voruntersuchungen

Vor einer SIRT sind sorgfältige Untersuchungen notwendig. Sie sollen gewährleisten, dass die bei der SIRT eingesetzten radioaktiven Mikrokugeln sicher beim Patienten zum Einsatz kommen. Dazu beurteilt ein Arzt die Blutgefäße der Leber.

Ein wichtiges Instrument für diese Vorbereitungen ist ein Leistenkatheter. Er wird im Rahmen einer Angiographie bis in die Leber vorgeschoben.

Anschließend verschließt der Arzt über den Katheter die angrenzenden, von der Leber in andere Körperorgane führenden Blutgefäße mit Metallspiralen. Dieser Vorgang heißt Embolisation. Dieser Verschluss stellt sicher, dass die radioaktiven Mikrokugeln ausschließlich in der Leber wirken und nicht über die Blutbahn in andere Körperorgane gelangen.

Darüber hinaus gibt der Arzt eine schwach radioaktive Substanz über den Katheter in das Blutgefäß. Danach kontrolliert er die Verteilung der Radioaktivität am Szintigraphen (Gerät zur Darstellung der Ergebnisse der nuklearmedizinischen Untersuchungsmethode).

Das ermöglicht dem Arzt auch, die später für die SIRT benötigte Strahlendosis individuell zu bestimmen.

Die vorbereitende Untersuchung ist ambulant oder teilstationär möglich. Ergeben sich aus dieser Voruntersuchung keine Einwände gegen eine SIRT, kann diese nach etwa ein bis zwei Wochen durchgeführt werden.

Selektive interne Radiotherapie (SIRT)
Bei der SIRT werden radioaktive Mikrokügelchen direkt in den Tumor eingebracht und können ihn so aus nächster Nähe bestrahlen © Henrie | AdobeStock

Ablauf der SIRT

Das gesunde Lebergewebe wird hauptsächlich über die Pfortader (Vena portae) mit Nährstoffen versorgt. Die Leberarterie (Arteria hepatica) spielt für die Versorgung der Leber hingegen nur eine geringfügige Rolle. Eine Krebsgeschwulst erhält dagegen ihr Blut in erster Linie über die Leberarterie.

Dieser Unterschied in der Blutversorgung macht sich die SIRT zunutze. Hierzu werden über einen über einen Leistenkatheter radioaktiv geladene Mikrokugeln – sogenannte Mikrosphären aus Glas oder Harz – in die Leberarterie eingebracht. Die Mikrokugeln enthalten ein radioaktives Isotop (Atom, hier Yttrium-90), das mit zwei bis elf Millimetern lediglich eine kurze Strahlungsreichweite aufweist.

Diese Kugeln dringen direkt zur Krebsgeschwulst vor und lagern sich in den kleinsten Blutgefäßen innerhalb der Geschwulst ab. So setzen sie die dortigen Krebszellen gezielt einer hohen Strahlendosis aus, während gesundes Gewebe weitestgehend verschont bleibt.

Zugleich werden die Blutgefäße, die die Geschwulst mit Nährstoffen versorgen, verschlossen und die Krebszellen so quasi „ausgehungert“. Durch die Behandlung verkleinert sich die Krebsgeschwulst meistens, in einigen wenigen Fällen wird sie sogar vollständig zerstört.

Der Eingriff dauert in aller Regel etwa anderthalb Stunden und findet unter örtlicher Betäubung statt.

Während der Behandlung kann es zu Bauchschmerzen und Übelkeit kommen. Der Patient erhält deswegen über die Vene präventiv ein Medikament gegen Übelkeit sowie ein Schmerzmittel. Patienten werden nach der SIRT-Behandlung regelmäßig mit Blutkontrollen und radiologischen Verfahren untersucht, um den Therapieerfolg zu überwachen.

Risiken und Nebenwirkungen

Die Patienten vertragen die SIRT meistens gut. Sie ist insbesondere im Vergleich zu einer Chemotherapie oder Strahlentherapie von außen schonend. So wurde bisher noch kein Haarausfall (Alopezie) nach einer SIRT-Behandlung beobachtet.

Die bei der Behandlung eingesetzten radioaktiven Partikel wirken nur wenige Millimeter weit und durchdringen keine weiteren Körperorgane. Für die Umwelt der behandelten Person besteht entsprechend keine Strahlenbelastung.

Dennoch können wie bei jeder Therapie unerwünschte Folgen auftreten. Infolge der Angiographie kann es zu Nebenwirkungen und Komplikationen wie

  • Blutungen,
  • Blutergüssen oder
  • Infektionen

kommen. Darüber hinaus kann sich aufgrund des Gefäßverschlusses und raschen Zerfalls der Krebszellen (innerhalb von ein bis fünf Tagen) ein sogenanntes Postembolisationssyndrom zeigen. Bei diesem kommt es zu grippeartigen Symptomen wie

  • Übelkeit und Erbrechen,
  • Fieber,
  • Gliederschmerzen,
  • Schüttelfrost und
  • Bauchschmerzen.

Eine versehentliche Einlagerung von Mikrokugeln außerhalb der Leber kann aufgrund der radioaktiven Strahlung zu

  • einer Magenentzündung (Gastritis) oder
  • einem Magengeschwür (Ulcus)

führen.

In sehr seltenen Fällen treten nach einer SIRT

  • Lungenfibrosen (verstärkte Bildung von Bindegewebe in der Lunge) oder
  • strahlungsbedingte Leberschädigungen (radiogen induced liver disease, kurz: RILD)

auf.

Allergische Reaktionen auf die Mikrokugeln konnten bislang nicht beobachtet werden.

Nachsorge

Am ersten Tag nach dem Eingriff wird mithilfe eines Szintigraphen die Verteilung der Mikrokugeln genau dokumentiert. So können die Mediziner Einlagerungen außerhalb der Leber frühzeitig erkennen.

In der Regel bleiben Patienten ein bis zwei Tage in der Klinik. So kann bei möglichen Komplikationen das behandelnde Klinikteam sofort eingreifen.

Die Nachsorge umfasst darüber hinaus regelmäßige Kontrollen der Leberfunktion sowie des Therapieerfolgs durch bildgebende Verfahren wie 

Quellen

  • https://radiologie-uni-frankfurt.de/fuer_patienten/interventionelle_radiologie/onkologische_interventionen/sirt/index_ger.html
  • https://www.radiologie.de/
  • S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V.: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/031-048l_S1_SIRT_maligner_Lebertumoren_2014-12.pdf
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